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Peter Dudek
Effizienz und Leistungssteigerung
Das neue "Jahrbuch der
Schulentwicklung"
Daten, Beispiele und Perspektiven will das neue
"Jahrbuches der Schulentwicklung" seinen Lesern bieten. Es erhebt
zugleich den Anspruch, ein wissenschaftlich fundiertes
Nachschlagewerk zu sein, das an all jene adressiert ist, die in
Schulen und Schulverwaltung, in Wissenschaft und Politik mit Fragen
des Bildungswesens in Deutschland und seiner Gestaltung befasst
sind. Der Sammelband enthält insgesamt zehn thematisch
heterogene, aber sachlich aufeinander bezogene Beiträge.
Im Kern geht es um die
Leistungsfähigkeit und die Steigerung der Leistungseffizienz
des deutschen Schulsystems. Ein Blick auf das am Ende platzierte
Stichwortverzeichnis lässt bereits für den eiligen Leser
die Breite der Themen des Bandes erkennen. Aber es gibt auch
deutliche Hinweise auf die durch die Ergebnisse der PISA-Studien
induzierten neuen Schwerpunktsetzungen und Trends in der deutschen
schulpädagogischen Debatte. Man muss diese nicht
gutheißen, Skepsis mobilisieren dürfen, aber man sollte
sie zur Kenntnis nehmen: "Evaluation" ist eines der meist genannten
Stichworte, es folgen "Vergleichsarbeiten", "Parallelarbeiten",
"Schuleffektivitätsforschung", "Hausaufgaben",
"Ganztagsschule" sowie "Lernkultur".
Damit lösen die Herausgeber einen
selbstgesetzten Anspruch ein, nämlich die Entwicklung an den
Schulen möglichst aktuell zu beobachten, zu analysieren und
den Lesern damit verlässliche Grundinformationen an die Hand
zu geben, die sie professionell nutzen können. Ob sie diese
Prozesse nur kritisch begleiten oder wohlwollend fördern
wollen, steht dabei nicht zur Debatte.
Traditionell eingeleitet wird der Band mit
einem Beitrag von Michael Kanders, der die wichtigsten Ergebnisse
einer repräsentativen Umfrage in der deutschen
Bevölkerung zu Schul- und Bildungsfragen vorstellt. Hier ist
nicht der Platz, einzelne Befunde vorzustellen, aber eines soll
doch angemerkt werden, nämlich die hohe Unzufriedenheit mit
dem deutschen Bildungssystem. Lediglich 25 Prozent der Befragten
möchte bundesweit die Verantwortlichkeit für die
Schulpolitik bei den Ländern belassen; 50 Prozent
wünschen sich mehr Bundeskompetenz und weitere 25 Prozent
würden die Schulpolitik sogar generell zur Bundessache machen
wollen. Nach den Erfahrungen mit der ersten
Föderalismuskommission darf man eher skeptisch sein, ob solche
Befunde in die Debatten um die Neustrukturierung des
bundesdeutschen Föderalismus ernsthaft Eingang finden
werden.
Markt und Demokratie
Hermann Pfeiffer diskutiert im Anschluss das
Thema "Schulautonomie" im Spannungsfeld von Markt und Demokratie
und Klaus Klemm widmet sich der nicht enden wollenden Debatte um
grundsätzliche Strukturfragen des Bildungssystems. Im
Hintergrund steht dabei stets die Frage: Wie kann man die
Qualität des deutschen Schulsystems verbessern?
Hans-Günter Rolff stellt in diesem
Kontext zwei alternative Lösungsvorschläge vor,
nämlich einmal Strategien, welche von den Schulen ausgehen,
zum anderen Entwicklungsmöglichkeiten, die zentral von den
bildungspolitischen Administrationen angeschoben werden. Dazu
zählen zentrale Abschlussprüfungen, Vergleichs- und
Parallelarbeiten oder ein Ausbau der Schulleistungsforschung, deren
Grenzen und Möglichkeiten in zwei weiteren Beiträgen
intensiv diskutiert werden.
Natürlich lässt sich
Schulentwicklung nicht nur über den Leistungsbegriff
definieren und diskutieren. Zur Politik der gegenwärtigen
Bundesregierung gehört es zum Beispiel, das Angebot an
Ganztagsschulen in der Bundesrepublik Deutschland deutlich zu
erhöhen. Auch auf diesem Gebiet kann das Jahrbuch mit einer
eigenen empirischen Untersuchung Daten bereitstellen, die zu
Konzeptionen von Ganztagsschulen, zu gegenwärtigen
Forschungsbefunden und zu aktuellen Entwicklungen Aufschluss geben.
Etwas aus dem Rahmen fällt dagegen der letzte Beitrag des
Bandes, der die Befunde nationaler und internationaler Studien zum
Einsatz neuer Medien im Unterricht zusammenfasst.
Daten und Beispiele bietet der Band - wie im
Untertitel versprochen - in Hülle und Fülle,
verlässliche, bedenkliche und nachdenkenswerte. Mit den
Perspektiven allerdings ist das so eine Sache. Sie orientieren sich
in vielen Fällen meist eher an künftigen
Forschungsoptionen der Zunft selbst denn an möglichen
Entwicklungspräferenzen des bundesdeutschen
Schulsystems.
Das soll kein Vorwurf sein, denn
Bildungsforscher sind in erster Linie Beobachter und nicht
Programmatiker mit bestimmten bildungspolitischen Optionen oder
Politiker, die eine spezielle politische Option durchsetzen wollen.
Deshalb erfüllt der Band die Aufgaben, die er zu erfüllen
hat - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Heinz Günter Holtappels et alii (Hrsg.)
Jahrbuch der Schulentwicklung Band
13.
Daten, Beispiele und
Perspektiven.
Juventa-Verlag, Weinheim/München
2004; 355 S., 27,- Euro
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