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Erik Spemann
Erst PISA-Sieg, dann Bildungschaos
Bayern
Die Schullandschaft gehört in Bayern zu den Feldern, wo
seit einiger Zeit besonders heftig reformiert wird. Kaum war die
sechsjährige Realschule (R6) eingeführt worden, musste im
vergangenen Jahr in einem von der Staatsregierung beschlossenen
überraschenden Kraftakt innerhalb kürzester Zeit das
achtjährige Gymnasium (G8) verwirklicht werden.
Der neue Kultusminister und Nachfolger der zurückgetretenen
Monika Hohlmeier, Siegfried Schneider, darf nun die von seinem Haus
vorangetriebene "Stärkung der Hauptschule" umsetzen, die
bereits zu heftigen Elternprotesten geführt hat. Hinter dem
Projekt verbirgt sich nämlich auch die Schließung von
bayernweit 427 Teilhauptschulen, an der vor allem auf dem Land
viele Gemeinden festhalten wollen. Schneider machte deutlich, dass
ein "grundlegender Kurswechsel" von ihm nicht zu erwarten sei, dass
er aber "sicherlich auch neue Akzente setzen" werde. Dazu
gehören im Bereich Hauptschule eine praxisnähere
Ausbildung und der Ausbau der individuellen Förderung.
Lässt die Opposition an der CSU-Bildungspolitik kaum ein
gutes Haar, bekam die Staatsregierung nicht zuletzt durch die
PISA-Studie Oberwasser: Diese bescheinigte Bayerns schulischen
Anstrengungen im bundesweiten Vergleich eine Spitzenstellung.
Gleichwohl musste auch das Kultusministerium Schwachstellen
einräumen. Dazu gehört vor allem ein unübersehbarer
Lehrermangel, der bereits zu deutlich höheren
Klassenstärken, Unterrichtsausfällen und anhaltenden
Protesten der Eltern geführt hat. Trotz ihres eisernen
Sparkurses sah sich die Staatsregierung daher gezwungen, 500
zusätzliche Stellen im Schulbereich zu schaffen. Gleichzeitig
aber verlangt der Doppelhaushalt 2005/2006 die Einsparung von 1.200
Lehrern. Dennoch spricht die CSU von einem "positiven Saldo von 887
Stellenäquivalenten", weil sie eine
Arbeitszeitverlängerung für Lehrer und 241 neue Stellen
in ihre Rechnung mit einbezieht. Die Opposition wirft der
Staatsregierung vor, dass es "von virtuellen Lehrern und
Milchmädchenrechnungen nur so wimmelt".
Streitpunkt bleibt auch das G8. Während die Staatsregierung
einen "gelungenen Einstieg ins Gymnasium der Zukunft" rühmte,
sah die Opposition wegen fehlender Planstellen einen "drohenden
Kollaps" und ein "pädagogisches und organisatorisches
Desaster".
Der Autor ist freier Journalist, München.
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