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Martin Peter
Die Oberschule kommt
Brandenburg
Die "tiefgreifendste Strukturreform" seit mehr als einem
Jahrzehnt tritt nach den Worten von Bildungsminister Holger
Rupprecht (parteilos) zum Schuljahr 2005/06 für Brandenburgs
Schulwesen in Kraft - die Einführung der Oberschule. Diese
wird nach der sechsjährigen Grundschule die bisherigen
Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstufe und die Realschulen
ablösen. Nach dem zehnten Schuljahr verlassen die
Schülerinnen und Schüler die Oberschule entweder mit dem
erweiterten Hauptschul- oder dem Realschulabschluss oder sie
können bei besonderen Leistungen auch in die Oberstufe eines
Gymnasiums wechseln. Um die Einführung der Oberschule hatte es
im Landtagswahlkampf 2004 harte Auseinandersetzungen zwischen SPD
und CDU gegeben. Letztere bestand auf der Beibehaltung des
dreigliedrigen Schulsystems. Doch bei den sich anschließenden
Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden Parteien setzte sich
die SPD durch - nicht zuletzt vor dem Hintergrund sinkender
Schülerzahlen. Gerade in den bevölkerungsarmen
Randregionen des Flächenlandes wäre es in den kommenden
Jahren immer schwerer geworden, ein dreigliedriges Schulsystem in
zumutbarer Nähe für alle Schüler
aufrechtzuerhalten.
Zugleich gehen die brandenburgischen Sozialdemokraten davon aus,
dass es gut für die Schüler ist, wenn sie möglichst
lange in einer Schulform unterrichtet werden. Die Anmeldungen zum
Schuljahr 2005/06 zeigen, dass es nicht zu der befürchteten
Flucht nach dem sechsten Schuljahr zum Gymnasium kommt. Die
Anmeldezahlen für das Gymnasium liegen nur wenig über
denen des Vorjahres. Insgesamt, so Bildungsminister Rupprecht,
stellen sie "keine Gefahr für ein Absinken der
Leistungsfähigkeit der Gymnasien dar".
Unabhängig von der Schulform läuft in Brandenburg das
Modellprogramm MoSeS, das für Modellvorhaben Stärkung der
Selbstständigkeit von Schulen steht und an dem bislang
über zehn Schulen teilnehmen. Es ermöglicht den Schulen
eine größere Eigenverantwortlichkeit, die durch eigene
Personal- und Sachbudgets unterstrichen wird. Sie sollen den
beteiligten Schulen ermöglichen, auch mit
außerschulischen Partnern Verträge abzuschließen, um
das schulische Leben vielfältiger zu gestalten. Seit dem
Schuljahr 2004/05 gilt in Brandenburg das Zentralabitur.
Der Autor ist freier Journalist, Berlin.
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