Winfried Folz
Politik mit Ehrgeiz
Rheinland-Pfalz
Als Bildungspolitiker hat sich der rheinland-pfälzische
Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bundesweit noch nicht
hervorgetan. In seinem eigenen Land freilich hat ihn der Ehrgeiz
gepackt, seine unions-regierten Nachbarn Baden-Württemberg,
Hessen und Saarland zu übertrumpfen. Unbestritten ist die
Rolle von Rheinland-Pfalz als Vorreiter eines Ganztagsangebots in
einem Flächenland. Bis 2006 will Beck 300 Ganztagsschulen
realisiert haben, das sind 20 Prozent der allgemeinbildenden
Schulen. Die Sache wird funktionieren, wenn der Anmelde-Boom der
vergangenen Jahre anhält.
Nun hat Beck ein neues Ziel vor Augen. Im Bereich der
vorschulischen Bildung will er die Vorgaben des Bundes bei der
Kindergartenbetreuung übertreffen: Ab dem Jahr 2010 soll
bereits zweijährigen Kindern ein Platz im Kindergarten zur
Verfügung stehen. Bisher galt im Land ein Rechtsanspruch erst
für Kinder ab drei Jahren. Die Bundesregierung beschränkt
den Rechtsanspruch auf die Gruppe der Kinder berufstätiger
Eltern oder Alleinerziehender. Bei Beck soll es keine
Beschränkungen geben. Bestandteil des von der Mainzer
SPD/FDP-Koalition beschlossenen Programms zur Bildungsvorbereitung
ist auch das kostenlose letzte Kindergartenjahr. Das Land will ab
2006 die bisher fälligen Elternbeiträge von jährlich
25 Millionen Euro übernehmen.
Nicht nur soziale Benachteiligungen ausschließen, sondern
auch Spitzenleistungen fördern, ist das Credo der
rheinland-pfälzischen Bildungspolitik. Daher baut das Land an
den Universitätsstandorten Mainz, Kaiserslautern, Trier und
Koblenz vier Schulen für Hochbegabte auf. Hier soll es
verstärkt auch internationale Angebote geben, um auch für
die Kinder der in diesen Städten tätigen Wissenschaftler
etwas zu bieten.
Den Übergang in praktische Berufe erleichtern soll das in
Mainz entwickelte Modell der Dualen Oberschule, einer Mischform aus
Realschule und Berufsbildender Schule mit Abschluss Fachabitur.
Vorgeprescht ist das Land auch mit einem neuen Konzept für die
Ausbildung der Lehrer. So werden an den Universitäten so
genannte Lehrerbildungszentren eingerichtet, in denen die
Verzahnung von Theorie und Praxis bereits ab dem ersten Semester
gewährleistet werden soll.
Der Autor ist Redakteur bei der Tageszeitung "Die Rheinpfalz",
Ludwigshafen.
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