Carsten Hauptmeier
Reformen für besseren Unterricht
Hessen
Im Mittelpunkt steht die Qualität eines Unterrichts, mit
dem Schülerinnen und Schülern ihren Begabungen
entsprechend unterstützt und gefordert werden." So umschreibt
die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) den Grundsatz, an
dem die CDU-Alleinregierung ihre Schulpolitik ausrichtet. Die
Landesregierung will im Gegensatz etwa zur hessischen SPD als
Konsequenz aus dem schlechten Abschneiden Deutschlands bei der
PISA-Studie nicht am dreigliedrigen Schulsystem rütteln,
sondern innerhalb der bestehenden Struktur den Unterricht für
Kinder und Jugendliche verbessern.
In der laufenden Legislaturperiode verfolgt sie vor allem zwei
Ziele: Sie strebt an, dass am Ende des zweiten Grundschuljahres
alle Schüler altersgemäße Texte "sinnerfassend"
lesen können. Die Regierung führte zur
Sprachförderung bereits 2002 kostenlose Kurse vor der
Einschulung ein. Das zweite Ziel besteht darin, die Zahl der
Schüler ohne Abschluss um ein Drittel zu verringern. Dabei
setzt die CDU an den Hauptschulen auf eine stärkere Verbindung
von Unterricht und Praxis. Für mehr Qualität sollen in
Hessen auch die bundesweit geltenden Bildungsstandards sorgen.
Dabei setzt die Landesregierung auch auf zentrale
Abschlussprüfungen und gibt den Schulen gleichzeitig mehr
Eigenverantwortung.
Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess sollen das neu
geschaffene hessische Institut für Qualitätsentwicklung
sowie das Amt für Lehrerbildung spielen. Ohne
Qualitätsverlust will Hessen auch die Schulzeit bis zum Abitur
auf zwölf Jahre verkürzen. Dabei endet die Mittelstufe
bereits nach der neunten Klasse, die Oberstufe umfasst wie bisher
drei Jahre. Bei den Ganztagsschulen zählt Hessen zwar nicht zu
den Vorreitern, gleichwohl wird das Angebot kontinuierlich
ausgebaut. Ab Herbst 2005 verfügen in Hessen 336 Schulen
über ein Ganztagesangebot.
Auch ohne spektakuläre Kurskorrekturen wie die
Einführung neuer Schulformen sieht Wolff ihr Bundesland nach
dem PISA-Schock mit den eingeleiteten Maßnahmen auf dem
richtigen Weg: "Die bisherige Bilanz Hessens, den schiefen Turm
wieder gerade zu rücken, kann sich sehen lassen."
Der Autor ist Redakteur bei der Nachrichtenagentur AFP,
Frankfurt.
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