Dieter H. Michel
Schullandschaft im Umbruch
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt ist die Schullandschaft erneut im Umbruch. Die
seit 2002 regierende CDU/FDP-Koalition rudert energisch zurück
vom Kurs ihrer sozialdemokratischen Vorgänger. In den
vergangenen beiden Jahren wurden tiefgreifende Veränderungen
im Interesse der Schüler eingeleitet. "Unser neues Schulgesetz
von 2003 regelt die Wiedereinführung des
zwölfjährigen Abiturs, das von der alten Regierung ohne
Not und völlig jenseits eines schon damals erkennbaren Trends
abgeschafft wurde", sagt Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik
Olbertz (parteilos). 1998 hatte die von der PDS tolerierte
SPD-Minderheitsregierung das 13. Schuljahr eingeführt. Schon
damals sei überall in Europa längst über eine
Verkürzung der Schulzeiten nachgedacht worden, betont der
Minister. In Sachsen-Anhalt besteht bereits seit einem Jahr wieder
die Möglichkeit, nach der Grundschule im fünften oder
sechsten Schuljahrgang entweder an die Sekundarschule oder das
Gymnasium zu wechseln.
1995 war das Gymnasium ab Klasse sieben eingeführt worden.
Seit vorigem Schuljahr gilt für Grundschulen eine neue
Stundentafel: mit sieben Wochenstunden Deutsch in jedem
Schuljahrgang und sechs statt bisher fünf Wochenstunden
Mathematik im dritten Schuljahr sollen nach den erschreckenden
Ergebnissen der PISA-Studie Grundkenntnisse in diesen Fächern
nachhaltiger vermittelt werden können. Englisch wird
künftig in der Grundschule verpflichtend angeboten, in diesem
Schuljahr zunächst in der Jahrgangsstufe drei mit zwei
Wochenstunden. Neu gestaltet ist die gymnasiale Oberstufe: Das
Kurssystem wurde zugunsten verbindlicher Kernfächer im
Klassenverband verändert.
Wie in allen ostdeutschen Bundesländern bereitet auch
zwischen Harz und Elbe die demographische Entwicklung
Kopfzerbrechen: Waren es in Sachsen-Anhalt im Schuljahr 1995/96
noch 390.210 Schülerinnen und Schüler, so sind es jetzt
nur 320.600, davon 223.000 an allgemeinbildenden Schulen. Und die
Zahl sinkt rapide: In fünf Jahren soll der Tiefpunkt mit
176.300 Schülern erreicht sein. Viele Schulen werden deswegen
geschlossen oder zusammengelegt.
Der Autor ist freier Journalist, Magdeburg.
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