Jürgen Fux
Nur nichts übers Knie brechen
Mecklenburg-Vorpommern
Man darf nichts übers Knie brechen, aber Zeit haben wir
einfach nicht mehr", so beschreibt der parteilose Bildungsminister
der SPD/PDS-Koalition in Mecklenburg-Vorpommern, Hans Robert
Metelmann, die Situation, vor der das Land in der Bildungspolitik
steht. Auf 9.000 ist die Zahl der Einschulungen gesunken, 1992
wurden noch 27.000 Kinder eingeschult.
Deshalb ist die Bildungsdebatte in Mecklenburg-Vorpommern seit
Jahren auch und vor allem eine Standortdebatte. Beim Ringen um
Schulstandorte rücken die schlechten PISA-Ergebnisse ebenso in
den Hintergrund wie die Auswirkungen eines 1996 vereinbarten
Lehrerpersonalkonzeptes. Die Masse der Lehrer ist heute in Teilzeit
angestellt. Ihre Motivation ist schlecht.
Bei PISA blieb das Land Meckelnburg-Vorpommern zurück. Zwar
gehen 38,8 Prozent der Schüler nach der Grundschule zum
Gymnasium. Mit 28 Prozent ist jedoch nirgendwo in Deutschland der
Anteil der Abiturienten so gering, die anschließend direkt ein
Studium beginnen.
Dabei hat das Land in den vergangenen 15 Jahren alles erlebt,
was die deutsche Bildungslandschaft bereithält: Grund-, Haupt-
und Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen, Regionale Schulen sowie
das zwölf- und 13-jährige Abitur,
jahrgangsübergreifenden Unterricht und zwei- und dreigliedrige
Systeme mit ein-, zwei- oder dreizügigen Schulen.
Nach 15 Jahren wird nun die neunte Änderung des
Schulgesetzes diskutiert. So sollen die Schüler länger
gemeinsam Unterricht haben. Die Klassen sollen nach der Grundschule
geschlossen an die Regionale Schule wechseln. Hier soll eine
zweijährige Orientierungsstufe - in der von
Förderschüler bis Gymnasiast alle zusammen bleiben -
eingerichtet werden. Die PDS möchte sogar eine
vierjährige Orientierungsphase. Erst danach entscheidet sich,
wer auf der Regionalen Schule bleibt oder auf das Gymnasium
wechselt. Das Hin und Her der vergangenen 15 Jahre hat die
Attraktivität der Privatschulen erhöht. 50 Schulen in
freier Trägerschaft gibt es bereits. Weitere 30 Anträge
auf Zulassung liegen beim Kultusministerium in Schwerin.
Der Autor ist freier Journalist, Schwerin.
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