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Volker Müller
Aufgekehrt...
Giovanni Trapattoni ist wieder da. Der Mann, der sich nach einer
Pressekonferenz im März 1998 mit den Worten "Ich habe fertig"
einen spektakulären Abgang verschaffte und darüber hinaus
den deutschen Sprachschatz um ein geflügeltes Wort
bereicherte. Der italienische Gentleman, damals in Diensten der
Münchner Bayern, hat jetzt beim VfB Stuttgart angeheuert.
Für die Schwaben keine schlechte Wahl: Der Mann könnte
ihnen hochdeutsch beibringen.
Was erlauben Struuunz? Der einst von Trapattoni gescholtene
Bayern-Spieler verdingt sich jetzt als Manager beim VfL Wolfsburg.
Wolfsburg? Dort hat in diesem Sommer ein anderer Manager seinen
Sessel geräumt. Auch Peter Hartz hat die deutsche Sprache
bereichert. Hartz IV steht mittlerweile nicht mehr nur für ein
Gesetz, sondern für die Angst vieler Arbeitnehmer vor dem
sozialen Absturz. Wird Hartz IV den Herrn Hartz überdauern, so
wie die Litfaßsäule den Herrn Litfaß und der
Schrebergarten den Herrn Schreber überdauert hat?
Einigen Politikern aus der zweiten Reihe ist es in der
Vergangenheit gelungen, aus ihren Namen ein Markenzeichen zu
machen. Manch älterer Jahrgang wird sich noch wehmütig an
die Zeiten des Wuermeling-Passes erinnern. Franz-Josef Wuermeling
war in den 50er-Jahren Adenauers erster Minister für
Familienfragen, und sein Pass ermöglichte Kindern und
Jugendlichen billiges Fahren mit der "Deutschen Bundesbahn".
Ebenfalls aus der Adenauerzeit: Die Hallstein-Doktrin. Walter
Hallstein, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, formulierte
seinerzeit, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der
"so genannten DDR" für die Bundesrepublik mit ihrem
Alleinvertretungsanspruch einen "unfreundlichen Akt" darstellt.
Folge, so Hallsteins Doktrin, muss der Abbruch der diplomatischen
Beziehungen mit diesem Staat sein.
Von Wuermeling und Hallstein zur Riester-Rente. "Habt ihr schon
geriestert?", rufen sich Jungväter gerne beim Elternabend des
Kindergartens zu. Von der Riester-Rente wird man auch dann noch
reden, wenn der Sozialminister der ersten Schröder-Regierung
in Vergessenheit geraten ist. Riesters Amtsvorgänger Norbert
Blüm hat der deutschen Sprache das Bonmot "Die Rente ist
sicher" geschenkt. Der Wahlkampf-Slogan von 1986 gilt heute als
Klassiker des unfreiwilligen Humors.
Zurück zum Fußball, der bekanntlich rund ist. Sepp
Herbergers Weisheiten müssen in abgewandelter Form auch
Wahlkampfmanager beherzigen: Die nächste Wahl ist immer die
schwerste, und abgerechnet wird am Wahlabend. Vor allem aber:
"Wichtig is aufm Platz." Schon Helmut Kohl war überzeugt, dass
Wahlen auf den "Straßen und Plätzen" gewonnen werden
müssen. Elf Freunde müsst ihr sein, sei in diesen Tagen
allen Wahlkämpfern zugerufen, sonst wird es nichts mit dem
"Geist von Bern", und manch einer hat früher "fertig" als ihm
lieb ist.
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