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Heike Schmidt
"Ich nehme mein Leben selbst in die Hand"
Eine Berliner Existenzgründungsberatung
hilft Behinderten auf dem Weg in die
Selbstständigkeit
Ich warte nicht auf bessere Zeiten, ich nehme mein Leben selbst
in die Hand." Beate Müller ist Architektin - und behindert.
Die rheumakranke Berlinerin eröffnete vor kurzem eine
gesundheitsorientierte Bauberatung. Hilfe erhielt sie dabei von
"EnterAbility". Seit Februar 2004 gibt es diese Berliner
Existenzgründungsberatung für Menschen mit einer
Schwerbehinderung, die arbeitslos oder unmittelbar von
Arbeitslosigkeit bedroht sind. Im Fall von Beate Müller half
"EnterAbility" dabei, sich durch das Kompetenzgerangel von
Arbeitsagentur und Integrationsamt zu lotsen.
Sich durch den Behördendschungel zu schlagen, ist nicht das
einzige Problem von Schwerbehinderten, die den Schritt in die
Selbstständigkeit wagen möchten. Neben den üblichen
finanziellen Startproblemen haben sie zudem häufig mit
unbegründeten und diskriminierenden Vorurteilen gegenüber
ihrer Kompetenz zu kämpfen - ein Problem, das bei
"EnterAbility" ganz sicher nicht besteht.
Doch auch "EnterAbility" musste einige Hürden nehmen, um
überhaupt eröffnen zu können. Schon 2003 begann der
Initiator Manfred Radermacher zusammen mit Fachkräften und
Unterstützern über die Realisierung einer
Existenzgründerberatung für Menschen mit Behinderung
nachzudenken. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Berlin mehr als 10.000
Arbeitslose mit einer Schwerbehinderung. Gleichwohl stieß
Radermacher auf taube Ohren. Eine Existenzgründungsberatung
für Menschen mit Schwerbehinderung brauche niemand, bekam er
zu hören. Viele Menschen glaubten, Schwerbehinderte seien
nicht leistungsfähig und deshalb den Belastungen einer
beruflichen Selbstständigkeit nicht gewachsen.
"Es ist das Hauptziel unser Bewerber, selbst ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten", so Projektleiter Radermacher. Die
Agentur biete ihnen ein konkretes und vor allem individuelles
Unterstützungsangebot beim Aufbau einer beruflich
selbstständigen Existenz. Dabei stehen zielgruppenspezifische
Probleme im Vordergrund, die Eigeninitiativen von Behinderten oft
schon vor der Darstellung der eigenen Geschäftsidee
ausbremsen. Diesen kann "EnterAbility" jedoch mit jeder Menge
Sachkompetenz und Know-how begegnen. Neben einer allgemeinen
Beratung bietet das Team Existenzgründerschulungen und
Hilfestellungen bei der Ausarbeitung von Geschäftsplänen
an. Zudem unterstützen die Mitarbeiter Interessenten mit
zusätzlichem Wissen über besondere Fördermittel der
Integrationsämter oder Stiftungen. Gefördert wird das
Projekt vom Integrationsamt beim Berliner Landesamt für
Gesundheit und Soziales. Der Existenzgründungsberatung mit
Sitz in der Muskauer Straße geht es nicht darum,
möglichst viele Selbständige auf den Markt zu werfen.
Wenn ein Projekt nicht tragfähig erscheint, rät
"EnterAbility" ab.
"Vor der Gründung hatte ich Ängste", erzählt der
Elektromeister Dietmar Schröder. Doch die konnte ihm die
Agentur nehmen. "EnterAbility" ermutigte ihn, seinen Traum, einen
eigenen Meisterbetrieb für Elektroinstallation, zu
verwirklichen. Durch Beratungen und Schulungen überwand er
anfängliche Probleme mit der Buchhaltung und den Finanzen.
Wenn das Geschäft so weiter läuft, will Dietmar
Schröder nächstes Jahr sogar noch einen weiteren
Auszubildenden einstellen.
Die langfristigen Überlebenschancen der neu
gegründeten Projekte sind noch nicht abzuschätzen. Auf
jeden Fall aber sieht Radermacher sein Projekt auf einem sehr guten
Weg. Die wachsenden Wartelisten der Agentur und auch erste Erfolge
seiner Klienten geben ihm Recht. Yamuar Osmans Leben hat
"EnterAbility" schon jetzt nachhaltig verändert. Seit er sich
mit seinem Kristall- und Porzellanhandel selbstständig gemacht
hat, ist er unabhängig: "Jeder Tag, an dem meine Arbeit durch
ein positives Feedback belohnt wird, ist ein besonderes Erlebnis
für mich."
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