|
|
Florian Kain
Hamburg hat genügend Alternativen
Bürgermeister Ole von Beust verteidigt
Gespräche des Senats
Wenn es nicht unbedingt nötig ist, dann hält sich
Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) mit scharfen
Angriffen und Kampfesansagen lieber zurück. Doch am 29.
November musste es einfach mal wieder sein. Es war der Tag, an dem
bekannt wurde, dass die Bundesregierung den Umzug der DB-Zentrale
in die Hansestadt für "nicht akzeptabel" hält. Und der
Senatspräsident nutzte den Anlass, um zu demonstrieren, dass
er auch anders kann. Selten erlebten die Rathausjournalisten einen
aufgebrachteren, energischeren Ole von Beust.
Der Regierungschef, der nach Bekanntwerden der Pläne
tagelang als großer Gewinner gefeiert wurde - er will nicht
klein beigeben, sondern die Gespräche mit dem Unternehmen
fortsetzen: "Der Senat und die Deutsche Bahn werden die Pläne
einer engen Kooperation mit Nachdruck weiter verfolgen",
kündigte er unmissverständlich an. Und sparte auch nicht
mit deutlicher Kritik an der Bundesregierung, die er zugleich unter
Druck zu setzen versuchte. Das schwarz-rote Kabinett stehe vor der
grundsätzlichen Frage, ob es die Bundesunternehmen, "wie bei
Lufthansa, Post und Telekom geschehen", für den Markt
öffnen oder durch politische Einflussnahme eine gute
wirtschaftliche Entwicklung verhindern wolle, sagte von Beust.
Die Regierung Kohl habe seinerzeit mit der Ministerin Merkel die
Privatisierung des Schienenriesens eingeleitet, das Kabinett
Schröder diesen Weg entschieden weiter verfolgt. Es sei
notwendig, diesen Kurs auch in der Großen Koalition
beizubehalten, ließ er die Bundeskanzlerin via Medien wissen.
Ihre Regierung sollte einen Rückfall in staatlichen
Interventionismus im Keim ersticken. Die Angelegenheit sei ein
Testfall, wie ernst Schwarz-Rot es mit dem "hohen reformerischen
Anspruch" meine, der zuvor postuliert worden sei. Dass von Beust so
energisch reagierte, hängt auch damit zusammen, dass das
Platzen des Bahn-Deals ihm in der Stadt persönlich angelastet
werden würde. Schon jetzt mehren sich in der Opposition die
Stimmen, der Regierungschef habe das Geschäft schlecht
vorbereitet und zu früh kommuniziert.
Doch die Hansestadt hat nicht nur politische, sondern auch
wirtschaftliche Argumente parat. Denn den Pakt mit der Bahn kann es
aus Hamburger Sicht nur im Paket geben. Im Klartext: Sollte die
Zentrale in der Hauptstadt bleiben, platzt auch der Verkauf der
Mehrheitsanteile der als hoch profitabel eingestuften
städtischen Unternehmen HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG)
und Hochbahn, mit denen die DB ihre Kapitalmarktfähigkeit
sichern und ihr Geschäftsfeld um den Boombereich Hafen
ausdehnen wollte. Das würde auch den Bund als
Alleinaktionär negativ treffen. Von möglichen
Kompromissen wie dem Umzug nur der Logistiksparte will man an der
Elbe nichts wissen. Hamburg verfüge über genügend
Alternativen für die beiden städtischen Unternehmen,
ließ Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) sogleich wissen.
Tatsächlich interessieren sich bereits mehrere
Logistikkonzerne für eine Übernahme. Es sei deshalb im
Gegenteil die Deutsche Bahn, die Konkurrenz von HHLA und Hochbahn
fürchten müsse. Sollte der Privatisierungskurs des
Konzerns gestoppt werden, koste das den Bund "Milliarden Euro".
Zurück zur
Übersicht
|