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067/2004
Stand: 11.03.2004
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Islam-Beauftragter: Misstrauen und Feindseligkeit sind gewachsen

Ausschuss für Kultur und Medien

Berlin: (hib/WOL) Misstrauen und Feindseligkeit in der arabischen Welt sind gewachsen, sagte Gunter Mulack, Islam-Beauftragter der Bundesregierung im Auswärtigen Amt, am Mittwochabend gegenüber den Mitgliedern des Kulturausschusses, den er nach gut einem Jahr über die bisherige Arbeit und die Erfolge seiner Mission informierte. Europa und besonders Deutschland genössen dagegen nach wie vor große Glaubwürdigkeit. Das habe sich unter anderem bei der Einweihung der deutschen Universität in Kairo gezeigt, welche ein wichtiges Signal im letzten Jahr gewesen sei. Einen ähnlichen Stellenwert werde die Gründung eines Technikums in Jordanien haben. Befragt zu den Erfahrungen auch der 27 Referenten, die zum Islam-Dialog eingesetzt worden sind, zeichnete Mulack ein Bild von der arabischen Welt, in der die Atmosphäre angeheizt sei und lehrmeisterhafte Ratschläge schnell auf Ablehnung stießen. Ein Potenzial für die Zukunft des Dialogs sieht Mulack in den jungen Menschen, die mit 50 bis 60 Prozent Anteil an der Bevölkerung im arabischen Raum einerseits stärkste Gruppen seien und offen für positive Impulse und Anregungen. Andererseits seien sie wegen des Wahlrechts erst ab 30 Jahren vielfach von Wahlen ausgeschlossen. Wegen der großen Arbeitslosigkeit, die mit 20 bis 25 Prozent angegeben werde, aber wohl noch höher liege, könne diese Gruppe auch zum Ansprechpartner für "Scharfmacher" werden, welche Unzufriedenheit schüren. Ohne wesentlich stärkere Bildungsarbeit werde im Dialog mit der arabischen Welt nichts bewegt werden, sagte Mulack. Vorhaben zu Studienangeboten nach Deutschland stünden aber im Konflikt mit der Haushaltslage. Eine Chance, die "Schlacht um die Herzen" zu gewinnen, sieht er deshalb nur in einer stärkeren Einbindung des Bundesentwicklungshilfeministeriums im Bereich des Bildungssektors, da in der Auswärtigen Kulturpolitik nach den deutlichen Worten des Außenministers keine finanzielle Ressourcen zur Verfügung stünden.

"Wenn wir meinen, dass der arabische Raum wichtig ist, dann muss man im Bereich der Goethe-Institute umsteuern", sagte Mulack. Italien etwa habe genauso viele Goethe-Institute wie der gesamte arabische Raum. Wenn der arabische Raum wichtig sei, müsse man in Italien Institute schließen. Auf die Frage der SPD, was Deutschland in Sachen Dialog denn anders mache als etwa die USA, nannte Mulack als Beispiele einen vom Max-Planck-Institut in Bamberg durchgeführten Rechtsdialog mit afghanischen Richtern und Weltgelehrten, die von der Technischen Universität Berlin geplanten Afghanistan-Wochen als Begleitprogramm zur Berliner Afghanistankonferenz in diesem Monat und die geplante Frauenkonferenz mit Schwerpunkt "Islamische Welt" im Herbst in Berlin. Die CDU/CSU unterstrich die Forderung, den Prozess der geistigen Umorientierung zu unterstützen. Wenn der Islam-Beauftragte betone, dass gerade wegen des Misstrauens in der arabischen Welt die Initiativen zum Dialog aus der Region kommen müssten, so wäre es eben erforderlich, die Initiativen in den Ländern zu bestärken. Dabei müssten aber die Unterschiede in den einzelnen Ländern stärker herausgearbeitet werden. Die Union betonte, angesichts der Signalwirkung sei es außerordentlich wichtig, Afghanistan zum Erfolg zu machen, und auch die Entwicklung im Irak müsse zum Erfolg werden.

Die Vorsitzende regte an, in den Dialog mit dem Islam die Hunderte Millionen Moslems in Indonesien und Indien stärker einzubeziehen. Bündnis 90/Die Grünen regten an, sich mit den politischen Stiftungen zusammenzusetzen, um Prioritäten und Möglichkeiten einer gemeinsamen Arbeit zu sondieren. Der Nahost-Beauftragte wurde von den Fraktionen auch gebeten, die einzelnen Projekteinsätze zum Dialog mit dem Islam auch im Hinblick auf die Verwendung von 5 Millionen Euro einzeln aufzulisten und dabei auch die Tätigkeitsfelder der 27 Referenten schriftlich zu dokumentieren.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_067/03
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