AUSSCHUSS FÜR KULTUR UND MEDIEN "Zugang zu deutscher Kultur ist über Internet nicht zu erreichen"(ku) Nicht blindlings, sondern differenziert solle man sich auf die Möglichkeiten und Grenzen neuer Technologien und neuer Medien einlassen, erklärte Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) am 1. Dezember vor dem Ausschuss für Kultur und Medien. Angesprochen auf eine These des Auswärtigen Amtes in der Konzeption 2000 zur auswärtigen Kulturpolitik, "die Vorteile des Internet für die Auslandskulturarbeit besser nutzbar" zu machen, erklärte Fischer, bei allen Vorzügen sei das Internet aber nicht dazu nutzbar, jemandem die deutsche Kultur nahe zu bringen, der nicht bereits vorher einen Bezug zur deutschen Sprache und Kultur gewonnen habe. Die Internetsprache sei nun einmal Englisch, und es sei ein Irrglaube, zu erwarten, dass jemand aus einem anderen Sprachbereich via BasicEnglisch versuchen werde, Zugang zur deutschen Kultur zu bekommen. Bei allem Respekt für die Möglichkeiten und die ökonomische Bedeutung des Internet warne er vor einer Überschätzung des Mediums als kultureller Mittler gegenüber Büchern, Zeitschriften, Hörfunk und TV. Angesichts der Globalisierung, der zunehmenden Durchlässigkeit der Grenzen und der Verbreitung des englischsprachigen Internet würde Kultur, auch kleinere Kulturen, eine wesentliche Rolle für die Identitätsbildung des Einzelnen in Europa und der Welt spielen. Auch müsse man sich damit auseinander setzen, dass kulturelle Vermittlung stark an die jeweilige Sprache gebunden sei. Auswärtige Kulturpolitik könne als integraler Bestandteil deutscher Außenpolitik aber nicht besser oder wirksamer sein, als die in Deutschland geschaffene Kultur und Bildungsarbeit, erklärte Fischer. Die Schwerpunktverlagerung und Schließung deutscher Institute und Schulen könne angesichts von Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, nachhaltiger Entwicklung oder der Erhaltung natürlicher Ressourcen Kulturarbeit im Ausland nicht wertneutral gesehen werden. Auswärtige Kulturpolitik sei normativ begründet, sagte Fischer zum Problem der Schulen im Ausland und sprach damit die Frage der entsandten Kräfte, die Kosten mancher Standorte und die Klärung von Lehramtsvoraussetzungen an. Befragt zu seiner Position einer Pflege der Deutschen Kultur in Osteuropa, antwortete Fischer, sie sei ihm zu sehr rückwärts gewandt und beziehe sich noch immer entweder auf den Stand vor 1933 oder nach 1945. Die Bereitschaft zur Öffnung sei bei den osteuropäischen Nachbarn nicht erreichbar, solange man auf deutscher Seite auf dem Vorkriegsstatus beharre und nicht bereit sei, sich offen damit auseinander zu setzen, mit der Vernichtung der Juden gleichzeitig auch den wichtigsten Träger deutschen Kulturgutes in Osteuropa zerstört zu haben. |