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Susanne Kailitz
Aufgekehrt...
Ein interessanter Vorschlag ist es, der dieser Tage in Ungarn
diskutiert wird: Der Budapester Bezirksbürgermeister Gabor
Mitynan hat gefordert, dass künftig nur noch
Rathausmitarbeiterinnen Miniröcke tragen dürfen, die
"absolut perfekte Beine" haben. Auch die beliebten bauchfreien
Oberteile sollen nur noch da zu sehen sein, wo sie nach Ansicht des
Politikers hingehören - schließlich hätten nur
wenige Frauen einen so gut trainierten Bauch, der es wert sei,
gezeigt zu werden.
Damit hat Mitynan ausgesprochen, was wohl viele Männer
denken - aber niemals laut aussprechen würden. Dass sein
Vorschlag Gesetz wird, steht indes nicht zu erwarten: Der
Budapester Bürgermeister Gabor Demszky hat das Ansinnen
bereits scharf zurück-gewiesen. Schade eigentlich. Denn wenn
Mitynans Vorschlag angenommen worden wäre, wäre es
über kurz oder lang wahrscheinlich auch männlichen
Modesünden an den Kragen gegangen. Dann wäre endlich
Schluss gewesen mit Socken zu Sandalen und Bierbäuchen
über zusammengeschnürten Gürteln - und Edmund
Stoiber hätte sich statt zum Kanzler wenigstens zum Modepapst
ausrufen können, nachdem das Männermagazin "Men's Health"
ihm gerade einen Top-Geschmack in Sachen Outfit attestiert hat.
Ohnehin scheint das Aussehen immer wichtiger zu werden und
selbst Frauen, die sich bis dato immer dagegen verwahrt hatten, auf
Äußerlichkeiten reduziert zu werden, mischen in solchen
Diskussionen mit. In einer Talkshow ließ etwa Nina Hagen alle
vielzitierte weibliche Zurückhaltung fallen und bezeichnete
die ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth als "die dicke
Frau" - und so mancher männliche Zuschauer mag sich im Geiste
ausgemalt haben, was passiert wäre, hätte ein Mann diese
Worte formuliert.
So muss die Frauenwelt sich berechtigt fragen lassen, ob die
gemeinsten Angriffe nicht doch aus den eigenen Reihen kommen und ob
nicht mehr Solidarität geboten wäre. Ein Beispiel
könnten sich die Streithennen etwa an den Busenfreunden der
Linkspartei nehmen. Dort lächelt Gregor Gysi auf den
Wahlplakaten seinen Kumpel Oskar Lafontaine so hingebungsvoll an -
beide im Übrigen ultraschick im Anzug und ohne sichtbare
körperliche Mängel - , dass es den Genossen selbst schon
unheimlich vor so viel Harmonie wurde. Nun werden die Plakate
überklebt.
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