Dagmar Enkelmann
Nicht zulasten des Steuerzahlers
Geschäftsordnungsdebatte zur Festlegung der
Zahl der Stellvertreter des Bundestagspräsidenten
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der
Geschäftsordnung geben wir uns Regeln für den Umgang
miteinander, also dafür, wie wir die parlamentarische Arbeit
organisieren, wie der politische Willensbildungsprozess erfolgt
usw. Es geht um praktikable, verbindliche und verlässliche
Vereinbarungen. Genau das erfordert einen sensiblen Umgang mit
unserer Geschäftsordnung. Die Geschäftsordnung darf nicht
politisch missbraucht werden.
(Beifall bei der LINKEN)
Ich stimme Ihnen in einem zu: Ja, die Geschäftsordnung
bedarf einer dringenden Überarbeitung. Da geht es um solche
Fragen: Wie schaffen wir mehr Transparenz bei unseren
parlamentarischen Entscheidungsprozessen? Wie schaffen wir eine
stärkere Einbeziehung zum Beispiel von externem Sachverstand?
Wie gelingt es uns als Parlament, eine wirksame Kontrolle der
Regierung zu organisieren? Wie sichern wir eine wirkliche
Politikfolgenabschätzung, also die Abschätzung der
Auswirkungen der politischen Entscheidungen, die wir hier treffen,
auf die Länder, auf die Kommunen und vor allen Dingen auf die
Bürgerinnen und Bürger? Wie stärken wir
Minderheitenrechte? Herr Präsident, an dieser Stelle
würden wir Sie ganz gerne beim Wort nehmen, auch als kleine
Fraktion.
Aber all das, was eigentlich bei der Dis-kussion über die
Geschäftsordnung gefordert ist, ist mit diesem Antrag nicht
vorgesehen. Es geht nicht um die Verbesserung der
Arbeitsfähigkeit des Parlaments. Es geht nicht um die
Stärkung der Legislative gegenüber der Exekutive. Nein,
es geht um die Wahrung eines offenkundig selbst definierten
Koalitionsgleichgewichts auch in diesem Parlament, um gleiche
Augenhöhe. Das sollte nicht zulasten des Steuerzahlers
gehen.
(Beifall bei der LINKEN und der FDP)
Kollege Röttgen, Sie haben selber auf die
Geschäftsordnung hingewiesen. Das ist auch mit der bisherigen
Geschäftsordnung möglich. Sie regelt, dass mindestens ein
Vizepräsident von jeder Fraktion gestellt werden soll.
(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Darüber müssen
wir ja entscheiden! Mindestens!)
Meine Damen und Herren von der Koalition, wie viel Misstrauen
haben Sie eigentlich gegenüber Ihrem Koalitionspartner?
Finanzieller Aufwand und parlamentarischer Nutzen stehen in keinem
zu rechtfertigenden Verhältnis. Die Linke lehnt deshalb Ihren
Antrag ab.
(Beifall bei der LINKEN)
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