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Das Parlament
Nr. 43 / 24.10.2005

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Daniela Weingärtner

EU-Gesundheitsminister sehen bisher keinen Grund zur Panik

Kampf gegen die Vogelgrippe

Europa will die jüngst aufgetretene Vogelgrippe bekämpfen. Die EU-Gesundheitsminister befassten sich am Donnerstag und Freitag vergangener Woche mit möglichen Auswirkungen der Tierkrankheit. Bei dem Treffen bei London waren auch Vertreter der Kandidatenländer Bulgarien, Rumänien, Kroatien und Türkei anwesend. Die Minister bestätigten, dass der auf den Menschen übertragbare Erreger H5N1 bei Geflügel in der Türkei und in Rumänien entdeckt worden sei. Es sei aber bislang in Europa kein Fall bekannt, wo sich ein Mensch daran infiziert habe.

Margaret Chan, die für Pandemien zuständige Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), schätzt das Risiko für Europa gering ein. Sie gab einen Überblick über die Lage. Bislang gebe es nur in Asien einige Fälle, wo das Virus auf den Menschen übergesprungen sei. Davon seien ausschließlich Menschen betroffen, die häufig und direkt mit Geflügel in Berührung kommen. Das Fleisch könne gefahrlos gegessen werden, wenn es gut durchgekocht sei. Europa sei derzeit gut auf eine mögliche Pandemie vorbereitet.

Chan warnte davor, in der Wachsamkeit nachzulassen. Eine Mutation des Virus könne dann verheerenden Schaden anrichten, wenn es direkt von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Das sei bei der "Spanischen Grippe" 1918 der Fall gewesen, bei der mehr als 20 Millionen Menschen starben. Bislang gebe es aber keinen derartigen Erreger. Die Übertragung funktioniere nur zwischen Vögeln, beziehungsweise bei der Mutation H5N1 zwischen Vogel und Mensch. Der für Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar Markos Kyprianou berichtete bei dem Treffen, die Mitgliedstaaten seien unterschiedlich gut auf eine mögliche Pandemie vorbereitet. Ein Impfstoff - so Kyprianou - kann erst entwickelt werden, wenn die zwischen Menschen übertragbare Mutation des Virus aufgetreten ist. Dann dauere es vier bis sechs Monate, bis die Industrie einen Schutz bereitstellen kann. Die EU-Länder könnten sich aber mit Notfallplänen vorbereiten, in denen die Verteilung der Impfstoffe und die Impfaktion durchgespielt wird.

Ende November plant die EU-Kommission unter dem Namen "Common Ground" eine Trockenübung, in der getestet werden soll, ob die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten, EU-Kommission und dem seit Mai dieses Jahres bestehenden Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten funktioniert. Mehrere deutsche Zeitungen warnten bereits, da die Behörden der Mitgliedsländer vorab nicht über den Ablauf der Übung informieren würden, könnte in der Bevölkerung Panik ausbrechen. Tatsächlich wird aber nur gestestet ob der Informationsaustausch auf Beamtenebene gut funktioniert. Die Bevölkerung wird überhaupt nichts davon erfahren. Es besteht auch kein direkter Zusammenhang mit der Vogelgrippe, denn die Kommission plante die Übung schon vor Monaten - bevor die ersten Fälle von Vogelgrippe in Europa auftraten.

Am 20. Oktober einigte sich der zuständige Ausschuss von Fachbeamten aus allen Mitgliedstaaten in Brüssel darauf, die Einfuhr von Federn und Ziervögeln aus Russland zu verbieten. Geflügel führt die EU ohnehin nicht aus Russland ein. In einem Ort 280 Kilometer südlich von Moskau war die auf den Menschen übertragbare Variante des Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden.

Der Fachausschuss einigte sich auch auf ein EU-weites Verbot von Vogelschauen und ordnete Schutzimpfungen für Zoovögel an. Nationale Behörden können Vogelschauen aber ausnahmsweise genehmigen, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass es in ihrer Region kein Ansteckungsrisiko gibt. Die Gefahr, dass Menschen erkranken könnten, wird für gering gehalten. Hygienemaßnahmen sollten aber streng beachtet werden. Die Gesundheitsminister bestätigten, dass ein durchlässiges Informationssystem die beste Vorbeugung darstelle. Auch die Bundestagsausschüsse für Verbraucherschutz und Gesundheit befassten sich mit der Problematik.

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