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Daniela Weingärtner
EU-Gesundheitsminister sehen bisher keinen Grund
zur Panik
Kampf gegen die Vogelgrippe
Europa will die jüngst aufgetretene Vogelgrippe
bekämpfen. Die EU-Gesundheitsminister befassten sich am
Donnerstag und Freitag vergangener Woche mit möglichen
Auswirkungen der Tierkrankheit. Bei dem Treffen bei London waren
auch Vertreter der Kandidatenländer Bulgarien, Rumänien,
Kroatien und Türkei anwesend. Die Minister bestätigten,
dass der auf den Menschen übertragbare Erreger H5N1 bei
Geflügel in der Türkei und in Rumänien entdeckt
worden sei. Es sei aber bislang in Europa kein Fall bekannt, wo
sich ein Mensch daran infiziert habe.
Margaret Chan, die für Pandemien zuständige Direktorin
der Weltgesundheitsorganisation (WHO), schätzt das Risiko
für Europa gering ein. Sie gab einen Überblick über
die Lage. Bislang gebe es nur in Asien einige Fälle, wo das
Virus auf den Menschen übergesprungen sei. Davon seien
ausschließlich Menschen betroffen, die häufig und direkt
mit Geflügel in Berührung kommen. Das Fleisch könne
gefahrlos gegessen werden, wenn es gut durchgekocht sei. Europa sei
derzeit gut auf eine mögliche Pandemie vorbereitet.
Chan warnte davor, in der Wachsamkeit nachzulassen. Eine
Mutation des Virus könne dann verheerenden Schaden anrichten,
wenn es direkt von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Das sei
bei der "Spanischen Grippe" 1918 der Fall gewesen, bei der mehr als
20 Millionen Menschen starben. Bislang gebe es aber keinen
derartigen Erreger. Die Übertragung funktioniere nur zwischen
Vögeln, beziehungsweise bei der Mutation H5N1 zwischen Vogel
und Mensch. Der für Verbraucherschutz zuständige
EU-Kommissar Markos Kyprianou berichtete bei dem Treffen, die
Mitgliedstaaten seien unterschiedlich gut auf eine mögliche
Pandemie vorbereitet. Ein Impfstoff - so Kyprianou - kann erst
entwickelt werden, wenn die zwischen Menschen übertragbare
Mutation des Virus aufgetreten ist. Dann dauere es vier bis sechs
Monate, bis die Industrie einen Schutz bereitstellen kann. Die
EU-Länder könnten sich aber mit Notfallplänen
vorbereiten, in denen die Verteilung der Impfstoffe und die
Impfaktion durchgespielt wird.
Ende November plant die EU-Kommission unter dem Namen "Common
Ground" eine Trockenübung, in der getestet werden soll, ob die
Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten, EU-Kommission und dem seit
Mai dieses Jahres bestehenden Europäischen Zentrum für
die Prävention und Kontrolle von Krankheiten funktioniert.
Mehrere deutsche Zeitungen warnten bereits, da die Behörden
der Mitgliedsländer vorab nicht über den Ablauf der
Übung informieren würden, könnte in der
Bevölkerung Panik ausbrechen. Tatsächlich wird aber nur
gestestet ob der Informationsaustausch auf Beamtenebene gut
funktioniert. Die Bevölkerung wird überhaupt nichts davon
erfahren. Es besteht auch kein direkter Zusammenhang mit der
Vogelgrippe, denn die Kommission plante die Übung schon vor
Monaten - bevor die ersten Fälle von Vogelgrippe in Europa
auftraten.
Am 20. Oktober einigte sich der zuständige Ausschuss von
Fachbeamten aus allen Mitgliedstaaten in Brüssel darauf, die
Einfuhr von Federn und Ziervögeln aus Russland zu verbieten.
Geflügel führt die EU ohnehin nicht aus Russland ein. In
einem Ort 280 Kilometer südlich von Moskau war die auf den
Menschen übertragbare Variante des Vogelgrippe-Virus
nachgewiesen worden.
Der Fachausschuss einigte sich auch auf ein EU-weites Verbot von
Vogelschauen und ordnete Schutzimpfungen für Zoovögel an.
Nationale Behörden können Vogelschauen aber ausnahmsweise
genehmigen, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass es in ihrer Region
kein Ansteckungsrisiko gibt. Die Gefahr, dass Menschen erkranken
könnten, wird für gering gehalten. Hygienemaßnahmen
sollten aber streng beachtet werden. Die Gesundheitsminister
bestätigten, dass ein durchlässiges Informationssystem
die beste Vorbeugung darstelle. Auch die Bundestagsausschüsse
für Verbraucherschutz und Gesundheit befassten sich mit der
Problematik.
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