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Steffen Kailitz
Stolze Verfassungsfeinde
Die NPD: Parlamentsarbeit mit
nationalsozialistischer Programmatik
Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) trat 1964
an, um das zersplitterte rechtsextreme Lager zu einen.
Zunächst führte Friedrich Thielen die Partei. Damals war
ihr Programm deutsch-national und noch nicht nationalsozialistisch.
Zu den höchsten Werten der Partei zählten Nation, Staat
und Volk. Mitte der 60er-Jahre besetzte die NPD in sieben Landtagen
61 Abgeordnetenstühle. Bei den Bundestagswahlen 1969
scheiterte die Partei mit 4,3 Prozent und stürzte in eine
tiefe Krise. Im gleichen Maße, wie die Zahl der Mitglieder und
Anhänger schmolz, radikalisierte sich der Kurs. So machte die
von der NPD getragene "Aktion Widerstand" aggressiv Front gegen die
Ostpolitik der SPD/FDP-Koalition. Aus dem Umfeld gab es unter
anderem Anschläge auf die sowjetische Botschaft.
In den 70er-, 80er- und 90er-Jahren gelangen der Partei
lediglich lokale Achtungserfolge. Auf Länder- und Bundesebene
stand sie zunehmend im Schatten der Erfolge der REP und der DVU.
Anfang der 90er-Jahre brodelte es wegen der unbefriedigenden
Wahlergebnisse in der Partei und die NPD spaltete sich. Günter
Deckert brachte die Reste der NPD auf
"national-revolutionären" Kurs und schlug zunehmend
Brücken ins neonationalsozialistische Spektrum. Seit 1992
beteiligten sich etwa Mitglieder der Jungen Nationaldemokraten (JN)
im August an der "Rudolf Heß-Aktionswoche". Deckerts
Nachfolger als Parteivorsitzender, Udo Voigt, baute die
Verbindungen zum neonationalsozialistischen Spektrum aus.
Inzwischen gehören Neonationalsozialisten wie Jens
Pühse, Frank Schwerdt und Thorsten Heise - alle ehemalige
Führungskader inzwischen verbotener neonationalsozialistischer
Vereinigungen - zum Bundesvorstand der NPD. Seit dem Parteiprogramm
vom Dezember 1996 bekennt sich die NPD zum nationalsozialistischen
Prinzip der "Volksgemeinschaft". Im Unterschied zu
Funktionären der REP und DVU, die sich dagegen wehren, als
"verfassungsfeindlich" zu gelten, erklärte Holger Apfel
bereits 1998: "Wir sind stolz darauf, dass wir alljährlich in
den bundesdeutschen Verfassungsberichten stehen."
Gesellschaftlich schien die NPD mit ihrer
nationalsozialistischen Programmatik bis zum Herbst 2004 isoliert.
So erreichte sie in den westlichen Bundesländern bei den
Landtagswahlen zwischen 1996 und 2004 zwischen 0,1 und 1,0 Prozent
und bei den Bundestags- und Europawahlen zwischen 1998 und 2002
zwischen 0,3 und 0,4 Prozent der Stimmen. In den östlichen
Bundesländern, besonders in Sachsen, waren die Ergebnisse der
NPD etwas höher als im Westen. Nie kam die Partei aber nur in
die Nähe der Überwindung der Fünf-Prozent-Klausel.
Immerhin verzeichnete die NPD zwischen 1996 und 1998 einen
beachtlichen Zuwachs von 3.500 auf 6.000 Mitglieder. Neue, vor
allem junge männliche Mitglieder liefen der NPD nur in den
östlichen, nicht in den westlichen Bundesländern zu. Mit
seit 1998 etwa 6.000 Mitgliedern scheint die Partei ihre
Möglichkeiten inzwischen weitgehend ausgeschöpft zu
haben.
Die NPD vertritt strategisch ein "Drei-Säulen-Konzept", das
den "Kampf um die Straße", den "Kampf um die Köpfe" und
den "Kampf um Parlamente" umfasst. Aufmerksamkeit erregte die NPD
bis zum Herbst 2004 nicht durch Wahlerfolge oder anspruchsvolle
Schriften, sondern durch martialisches Auftreten bei
Demonstrationen als Speerspitze einer "Nationalen
Außerparlamentarischen Opposition".
2001 reichten Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag
Verbotsanträge gegen die NPD beim Bundesverfassungsgericht
ein. Zu ihrem Anwalt machte die Partei den inzwischen zum
Rechtsextremisten gewendeten ehemaligen RAF-Terroristen Horst
Mahler. Bald konzentrierte sich die Diskussion über das
Verfahren auf einen Punkt: die Vertrauensmänner des
Verfassungsschutzes. Die Enthüllungen waren für die NPD
im Verfahren zwar nützlich, zugleich wirkte die Partei
erschüttert angesichts der Erkenntnis, dass einige ihrer
Spitzenfunktionäre wie der nordrhein-westfälische
Landesvorsitzende Udo Holtmann zumindest zeitweilig ihre
Parteigenossen bespitzelt hatten. Im März 2003 stellte das
Bundesverfassungsgericht das Verbotsverfahren gegen die NPD ein,
weil die zur Fortführung notwendige Zweidrittelmehrheit der
Richter nicht zustande kam.
Mit einem Paukenschlag machte die NPD schließlich bei den
Landtagswahlen in Sachsen (9,2 Prozent) im September 2004 auf sich
aufmerksam. Zum ersten Mal seit den 50er-Jahren zog eine Partei mit
nationalsozialistischer Programmatik in ein Parlament der deutschen
Demokratie ein. Die sächsische Landtagsfraktion und der
Bundesvorstand der NPD sind eng miteinander verflochten. Fünf
der zwölf Abgeordneten sitzen zugleich im Bundesvorstand:
Holger Apfel, Alexander Delle, Jürgen Gansel, Jürgen
Schön und Uwe Leichsenring. Der Fraktionsvorsitzende Holger
Apfel ist seit 2001 gleichzeitig Chefredakteur der
NPD-Monatszeitschrift "Deutsche Stimme".
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