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2003
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Her mit den Visionen! - Kommentar

Her mit den Visionen!

Jugend und Parlament kann mehr. In Zeiten, in denen verstärkt um die Gunst junger Wähler geworben wird, versprechen Abgeordnete aller Parteien die Ergebnisse von Jugend und Parlament besonders ernst zu nehmen. Von "in den Dialog treten" spricht Bundestagspräsident Thierse in seiner Begrüßungsrede, es soll "die Distanz verringert" werden, die zwischen der Jugend und den Abgeordneten herrscht. Partizipation ist das Schlagwort und auch die Bezeichnung "Jugendparlament" schleicht sich immer öfter in die Münder der Politiker. Jugend und Parlament also als eine Methode der Beteiligung auf Bundesebene?

Das ist alles gut gemeint und unbestritten wichtig. Nur klappt es noch nicht richtig. Für ihre Arbeit bei Jugend und Parlament ernten die Teilnehmer viel Lob, doch mit ihrer Abreise kehren auch die Abgeordneten wieder in ihren politischen Alltag zurück. Jetzt heisst es, die Resolutionen der jungen Leute vor dem Verschwinden unter neuen Aktenbergen zu bewahren. Wir glauben Ihnen, liebe Abgeordnete, dass Sie einige der Ideen im Hinterkopf behalten und vielleicht eines schönen Tages in einer Bundestagsdiskussion hervorholen. Es ist nur fair, die Quelle dieser Gedanken auch genau zu benennen. Wenn sich das Engagement der Jugendlichen so sichtbar in Ihren Taten widerspiegelt, motiviert es diese sicher zusätzlich am politischen Ball zu bleiben.

Seit 1984 lädt der Deutsche Bundestag zu Jugend und Parlament ein und lässt Jugendliche in die Rolle der Abgeordneten schlüpfen. Dort spielen sie ein Spiel, dessen Regeln nicht ihre eigenen sind und in dem sie Verhaltensmuster imitieren, die sie aus den Medien kennen. Ergebnisorientiertes Arbeiten bleibt dabei leicht auf der Strecke. Wo in der Realität mehrere Aussprachen und Lesungen den Weg eines Beschlusses ausmachen, müssen den Jungparlamentariern vier Stunden reichen. Schade, denn so bleiben die Resolutionspapiere oft harmlos allgemein, obwohl sich alle Beteiligten mehr Zunder erhofft hatten. Warum nicht auch innerhalb der Arbeitskreise in Kleingruppen arbeiten, warum nicht jugendliche Methoden für jugendliche Teilnehmer nutzen, warum nicht die Ergebnisse selbst zum Gegenstand einer Bundestagsdebatte machen? Vielleicht kann man konkreten Forderungen von Jugend und Parlament mehr Platz im Hohen Haus einräumen, vielleicht eine Stellungnahme zu ihnen erarbeiten. Dann könnten sich die Jugendlichen auch über die Veranstaltung hinaus im Bundestag wieder finden. Der Möglichkeiten gibt es viele. Nach zwei Jahrzehnten Jugend und Parlament neue inhaltliche Konzepte zu diskutieren, bedeutet, das große Potential der Veranstaltung nutzen zu wollen. Mehr eben!

Lan Böhm

Quelle: http://www.bundestag.de/dialog/JuP_2003/JuPITER/streiflicht/her_mit_den_visisonen
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