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Eröffnung „STRAWALDE“ im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages am 15. März 2006, 17 Uhr durch Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert

Foto: Menschen klettern über die Berliner Mauer.
Film-Still aus"Die Mauer", 1989/1990, Regie Jürgen Böttcher
© Jürgen Böttcher

Strawalde
Jürgen Böttcher, der sich als Maler Strawalde nennt, ist einer der bedeutendsten oppositionellen Maler aus der DDR. Er versammelte in Dresden einen privaten Kreis von Künstlern um sich, die von den DDR-Behörden verfolgt und an Ausstellungen ihrer Arbeiten gehindert wurden. Von seinen frühen Vorbildern, Picasso und den Alten Meistern, hat sich Strawalde bald gelöst und einen eigenwilligen, innerlichen und verträumten Stil entwickelt. So lotet er die Ausdrucksmöglichkeiten einer allein aus der Farbe und ihrem reliefartigen Auftrag schöpfenden Malerei aus, um sich im nächsten Anlauf der freien Linearität gestischer Zeichnung zu widmen - scheinbar paradoxe Ansätze, die sich aber nicht selten in einem Gemälde überlagern. Strawalde treibt die Paradoxien auf die Spitze, wenn er mit „freien Zeichen“ Gegenständliches oder Figürliches abbildet, wie in den anspielungsreich „Anna Chron“ genannten Frauenbildern. In ihnen lassen sich Urbilder des Weiblichen erkennen, die an Ikonen, Renaissancebilder oder expressionistische Frauenmotive erinnern. In der Ausstellung im Kunst-Raum des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses ist ihnen ein eigener Raum gewidmet.


Jürgen Böttcher
Strawalde erweist sich als eine der seltenen Doppelbegabungen im künstlerischen Bereich, denn er wirkt auch als Regisseur und Dokumentarfilmer wegweisend. Auch als Filmemacher geriet er in Konflikt mit den Zensoren in der DDR. Viele seiner Filme wurden verboten, manche noch vor ihrer Aufführung vernichtet. Der Lust des Malers am Furor von Farbe und Zeichnung steht die nüchtern-präzise Beobachtungsgabe eines bedeutenden Dokumentarfilmers gegenüber. So zeichnet sich die Dramaturgie seiner Filme durch eine geradezu asketische Zurückhaltung gegenüber den dokumentierten Lebensrealitäten aus: Meist in Schwarz-Weiß gehalten, geben die Filme in langen sensiblen Einstellungen unverfälscht die harte Lebens- und Arbeitswelt einfacher Menschen („Ofenbauer“ 1962, „Wäscherinnen“ 1972) wieder oder reflektieren in meditativen Bild-Ton-Collagen politische Geschichte („Die Mauer“ 1990).

Aber Jürgen Böttcher wäre nicht Strawalde, wenn es in diesem Filmoeuvre nicht auch verspielte Experimentalfilme geben würde, die Malerei und Film genialisch vereinen: „Potters Stier“, „Venus nach Giorgione“ und „Frau am Klavichord“ führen im Prozess von Kunstpostkartenübermalungen das freie Spiel von Farbe und Formen vor Augen. Im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages werden diese Filme mit den Originalen, den übermalten Kunstpostkarten, zu sehen sein.


Strawalde - Gemälde, Filme und Videos
15. März bis 14. Mai 2006
Kunst-Raum im Deutschen Bundestag
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Schiffbauerdamm, 10117 Berlin
Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr
Zugang über die Spree-Uferpromenade
gegenüber dem Reichstagsgebäude
Herausgeber: Deutscher Bundestag
Sekretariat des Kunstbeirates
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Text: Andreas Kaernbach
Kurator der Kunstsammlung
des Deutschen Bundestages
Telefon: 030/ 227-39382

 

Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/ausst/kunst_ausst/strawalde/
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