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Debatte
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Wortlaut der Reden

Karl Lamers, CDU/CSU Dr. Angela Merkel, CDU/CSU >>

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Es wird nicht ganz leicht, als voraussichtlich letzter Redner hier zu sprechen, nicht zuletzt deswegen, weil wir eine hervorragende Debatte hatten, während derselben aber die Aufmerksamkeit etwas größer war als jetzt. Deswegen bitte ich aus Gründen der Fairneß, es mir nicht allzu schwerzumachen.

Kollege Thierse hat heute morgen zu Recht als erstes gesagt: Es geht nicht um Bonn oder Berlin. Nein, in der Tat. Darum geht es nicht. Es geht darum, wofür diese beiden Städte stehen. Dazu haben wir heute manch treffliche und manch weniger treffliche Argumente gehört. Das Ergebnis ist, daß natürlich kein Argument logisch zwingend diese oder jene Entscheidung herbeiführen kann. Es gibt keine logische Stringenz für Bonn oder für Berlin. Wenn das so ist, meine Damen und Herren, dann finde ich es allerdings auch unerträglich, wenn sich ein Kollege hier hinstellt und sagt: Ich werde die Entscheidung nicht akzeptieren. - Das geht nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

Ich muß sagen: Ich habe leider, leider von keinem einzigen Berlin-Befürworter gehört, daß er die Entscheidung, wie immer sie ausfallen werde, akzeptieren werde.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD -- Jochen Feilcke [CDU/CSU]: Der hat nicht hingehört!)

Das ist ein Makel und ein Mangel, den ich feststellen muß.

Wofür stehen nun Bonn und Berlin? Ich will das hier nicht alles wieder aufführen. Ich will jedoch einige Argumente, die mir besonders wichtig erscheinen, zumindest noch einmal in Frage stellen.

Es wird gesagt: Berlin steht für die Einheit.

Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg: Herr Abgeordneter Lamers, entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche.

Meine Damen und Herren, ich möchte noch einmal sehr eindringlich bitten, die notwendige Ruhe herzustellen. Ich lasse den Redner erst wieder sprechen, wenn wieder Ruhe hergestellt ist.

(Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Richtig!)

Meine Damen und Herren, ich bitte, Platz zu nehmen. Wer sich unbedingt unterhalten möchte, möge sich in die Lobby begeben. -- Herr Abgeordneter Lamers, ich glaube, jetzt geht es wieder.

Karl Lamers (CDU/CSU): Ich frage: Wie kommt es denn, daß keine Stadt so zwiespältige Gefühle hervorruft wie Berlin? Ist Berlin denn wirklich das richtige Symbol für die Einheit?

Dann wird gesagt, Berlin stehe für unsere neue Wendung zum Osten. Ja, natürlich wollen wir uns dem Osten zuwenden, aber unsere Zukunft liegt nicht im Osten, sondern die Zukunft des Ostens liegt im Westen, und wir müssen den Ländern helfen, daß sie sich dem Westen zuwenden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

Des weiteren wird gesagt: Berlin steht dafür, daß dieses wiedervereinte Deutschland nicht nur eine Fortsetzung der alten Bundesrepublik ist, sondern daß es auch etwas Neues ist.

Aber, meine Damen und Herren, wenn ich mir hier so manches Pathos, manches mich -- zugegebenermaßen -- etwas merkwürdig anmutendes Pathos angehört habe, auch aus dem einen oder anderen prominenten Munde, und wenn ich manche Argumentationen in den vergangenen Wochen und Monaten aus berühmten oder sich berühmt dünkenden Gazetten in der Bundesrepublik Deutschland gelesen habe und wenn ich insbesondere das eine oder andere Feuilleton gelesen habe, dann ist mein Eindruck, daß das Neue, was hier gewollt ist, in Wirklichkeit eine Rückkehr des Alten ist.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Genau das möchte ich nicht. Ich weiß auch -- und will auch gar nichts anderes --, daß das neue Deutschland nichts anderes ist als eine Fortsetzung der alten Bundesrepublik. Ich möchte ein besseres Deutschland, aber ich möchte kein anderes Deutschland als die Bundesrepublik Deutschland.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg: Meine Damen und Herren, es sind inzwischen annähernd 100 Reden zu Protokoll gegeben worden.

(Beifall im ganzen Hause)

Das mag vielleicht den einen oder anderen ermutigen. Ebenso viele Reden sind übrigens gehalten worden.

Ich möchte nunmehr der Abgeordneten Frau Dr. Merkel das Wort geben.

Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/berlin/debatte/bdr_100
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