Pressemitteilung
Stand: 14.02.2001
Bundestagspräsident Thierse: "Es ist das Selbstverständlichste, dass man die eigene Sprache verteidigt"
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat auf eine Bitte
der Redaktion der "Welt am Sonntag" in einem Beitrag zum Gebrauch
von Anglizismen in der deutschen Sprache Stellung genommen. Da sich
der Beitrag in der Veröffentlichung der Zeitung am 11. Februar
nur in wenigen Zeilen niederschlug, wird nachstehend der Text
veröffentlicht, wie ihn der Bundestagspräsident
formuliert hatte:
"Eigentlich ist es doch das Selbstverständlichste der Welt, daß man seine eigene Sprache verteidigt. Allerdings: man muß sie mögen. Nur dann wird man sensibel sein für ihre Verhunzung, Verluderung, ja Zerstörung. Nur dann wird man sie pflegen. Gilt das auch für uns Deutsche? Ich hoffe sehr. Es geht dabei nicht um sprachliche Aus- und Abgrenzungen. Ein Gesetz oder ein Katalog von Verboten scheinen mir unangemessen.
Es geht viel mehr um das gute Beispiel, das nachahmenswerte Vorbild, den unaufdringlichen, aber wirksamen Einfluß guter Praxis. In der Schule (schon) sollte man sie kennenlernen können und dürfen: die Schönheit und den Ausdrucksreichtum der deutschen Sprache - an beispielhaften literarischen Texten von Goethe und Heine bis zu Brecht und Grass. Liebe Lehrer habt Ausdauer und Mut und Geschick dazu! In den Zeitungen sollte man die Chance haben, Texte in verständlichem plastischem Deutsch zu lesen. Das ist vor allem ein Appell an Journalisten der Boulevardzeitungen. Chefredakteure nehmt Euch die Zeit, Euren Redakteuren auf die gelegentlich schmutzigen sprachlichen Finger zu schauen. Das gilt erst recht für die privaten die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten: Was hier an sprachlich-moralischer Verluderung stattfindet, ist immer schwerer zu ertragen. In den Amtsstuben schließlich, den Behörden, den Parlamenten: welch' weites Feld fürs gute sprachliche Vorbild, fürs Zurückdrängen von menschenunfreundlichem Beamtendeutsch, von Juristen- und Politikjargon, von Anglizismen und Amerikanismen. Wie könnten da Vorgesetzte, Behördenchefs. Senatoren, Minister, Debattenredner mit guten Beispiel vorangehen! Tun wir's einfach unbeirrt! Sprache ist Heimat - lassen wir uns nicht aus ihr verdrängen."
"Eigentlich ist es doch das Selbstverständlichste der Welt, daß man seine eigene Sprache verteidigt. Allerdings: man muß sie mögen. Nur dann wird man sensibel sein für ihre Verhunzung, Verluderung, ja Zerstörung. Nur dann wird man sie pflegen. Gilt das auch für uns Deutsche? Ich hoffe sehr. Es geht dabei nicht um sprachliche Aus- und Abgrenzungen. Ein Gesetz oder ein Katalog von Verboten scheinen mir unangemessen.
Es geht viel mehr um das gute Beispiel, das nachahmenswerte Vorbild, den unaufdringlichen, aber wirksamen Einfluß guter Praxis. In der Schule (schon) sollte man sie kennenlernen können und dürfen: die Schönheit und den Ausdrucksreichtum der deutschen Sprache - an beispielhaften literarischen Texten von Goethe und Heine bis zu Brecht und Grass. Liebe Lehrer habt Ausdauer und Mut und Geschick dazu! In den Zeitungen sollte man die Chance haben, Texte in verständlichem plastischem Deutsch zu lesen. Das ist vor allem ein Appell an Journalisten der Boulevardzeitungen. Chefredakteure nehmt Euch die Zeit, Euren Redakteuren auf die gelegentlich schmutzigen sprachlichen Finger zu schauen. Das gilt erst recht für die privaten die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten: Was hier an sprachlich-moralischer Verluderung stattfindet, ist immer schwerer zu ertragen. In den Amtsstuben schließlich, den Behörden, den Parlamenten: welch' weites Feld fürs gute sprachliche Vorbild, fürs Zurückdrängen von menschenunfreundlichem Beamtendeutsch, von Juristen- und Politikjargon, von Anglizismen und Amerikanismen. Wie könnten da Vorgesetzte, Behördenchefs. Senatoren, Minister, Debattenredner mit guten Beispiel vorangehen! Tun wir's einfach unbeirrt! Sprache ist Heimat - lassen wir uns nicht aus ihr verdrängen."
Quelle:
http://www.bundestag.de/bic/presse/2001/pz_010214