Pressemitteilung
Stand: 05.03.2004
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse schreibt an Dr. Helmut Kohl
Sehr geehrter Herr Dr. Kohl,
in zahlreichen Meldungen werden Sie heute zitiert mit einer Anspielung auf "Parlamentspräsidenten oder so was", die niemals die Einheit Deutschlands gewollt hätten. Ebenso wird berichtet, welchen außerordentlichen Wert Sie darauf legen, dass Urteile und Beschreibungen zutreffend sind.
Um Sie selbst in den Stand zu versetzen, zutreffend zu beschreiben und zu urteilen, teile ich Ihnen gerne mit: Auch zu der Zeit, als ich das Amt des Bundestagspräsidenten noch nicht bekleiden und übrigens auch keine öffentliche Rede über meine Überzeugungen halten konnte, habe ich immer schon und gelegentlich sogar sehnsuchtsvoll voll auf die deutsche Einheit gesetzt.
Dafür gibt es Belege, einen davon möchte ich Ihnen zusenden, damit Sie Ihre verfälschenden Bemerkungen nicht wiederholen: Meine erste Rede überhaupt als Parlamentarier der frei gewählten Volkskammer der DDR am 18. April 1990. Darin heißt es zur SPD der DDR, sie habe sich gegründet und zur Wahl gestellt, weil sie "den Weg der deutschen Einheit auf eine vernünftige und verantwortliche Weise gehen" wollte. Weiter zitiere ich das Protokoll der Volkskammer: "Die SPD hat sich in der Koalitionsvereinbarung zum Artikel 23 des Grundgesetzes als dem realistischen Weg zur deutschen Einheit bekannt (Beifall besonders bei der CDU/DA). Wir begrüßen die entsprechende Aussage in der Regierungserklärung. Das mag manchem befremdlich erscheinen (Zuruf von der PDS "Ja!")."
Soweit nur ein früher Beleg dafür, dass Sie mit Ihrer Behauptung im Unrecht sind.
Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass Sie bei der Sicht der Dinge "aus Ihrer Brille", wie Sie ebenfalls zitiert werden, eine Sanktion nicht verwinden können, die ich in meinem Amt gegen Ihre Partei verhängen musste und die von der CDU inzwischen auch akzeptiert ist.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Thierse
in zahlreichen Meldungen werden Sie heute zitiert mit einer Anspielung auf "Parlamentspräsidenten oder so was", die niemals die Einheit Deutschlands gewollt hätten. Ebenso wird berichtet, welchen außerordentlichen Wert Sie darauf legen, dass Urteile und Beschreibungen zutreffend sind.
Um Sie selbst in den Stand zu versetzen, zutreffend zu beschreiben und zu urteilen, teile ich Ihnen gerne mit: Auch zu der Zeit, als ich das Amt des Bundestagspräsidenten noch nicht bekleiden und übrigens auch keine öffentliche Rede über meine Überzeugungen halten konnte, habe ich immer schon und gelegentlich sogar sehnsuchtsvoll voll auf die deutsche Einheit gesetzt.
Dafür gibt es Belege, einen davon möchte ich Ihnen zusenden, damit Sie Ihre verfälschenden Bemerkungen nicht wiederholen: Meine erste Rede überhaupt als Parlamentarier der frei gewählten Volkskammer der DDR am 18. April 1990. Darin heißt es zur SPD der DDR, sie habe sich gegründet und zur Wahl gestellt, weil sie "den Weg der deutschen Einheit auf eine vernünftige und verantwortliche Weise gehen" wollte. Weiter zitiere ich das Protokoll der Volkskammer: "Die SPD hat sich in der Koalitionsvereinbarung zum Artikel 23 des Grundgesetzes als dem realistischen Weg zur deutschen Einheit bekannt (Beifall besonders bei der CDU/DA). Wir begrüßen die entsprechende Aussage in der Regierungserklärung. Das mag manchem befremdlich erscheinen (Zuruf von der PDS "Ja!")."
Soweit nur ein früher Beleg dafür, dass Sie mit Ihrer Behauptung im Unrecht sind.
Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass Sie bei der Sicht der Dinge "aus Ihrer Brille", wie Sie ebenfalls zitiert werden, eine Sanktion nicht verwinden können, die ich in meinem Amt gegen Ihre Partei verhängen musste und die von der CDU inzwischen auch akzeptiert ist.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Thierse
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Quelle:
http://www.bundestag.de/bic/presse/2004/pz_0403053