> Sonderausgabe > Wahlplakate von 1949 bis 2002
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Am 18. September wählen wir in Deutschland zum 16. Mal den Bundestag. 1990 wurden auf dem Gebiet der DDR die ersten und einzigen demokratischen Wahlen durchgeführt. Politische Stimmungen und Themen der jeweiligen Zeit kommen auf den Wahlplakaten der Parteien zum Ausdruck. Ein kleiner Streifzug durch die Wahlgeschichte seit 1949.
Den 1. Deutschen Bundestag wählten die Menschen in Deutschland am 14. August 1949. Kurz zuvor, am 24. Mai, war das Grundgesetz in Kraft getreten. Die deutsche Teilung war nach der Berlin-Blockade und den getrennten Währungsreformen in Ost und West nahezu gewiss. Am 7. Oktober gründete sich die Deutsche Demokratische Republik auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone. In der Bundesrepublik Deutschland wählte eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP (Deutsche Partei) Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler.
Bundeskanzler Konrad Adenauer und sein Kabinett stellten sich erstmals der Wiederwahl. Die CDU/CSU errang einen deutlichen Wahlsieg und verfehlte nur knapp die absolute Mehrheit. Erstmals machten die Wählerinnen und Wähler zwei Kreuze auf dem Stimmzettel: Seit 1953 bestimmt bei der Bundestagswahl die Erststimme den Wahlkreiskandidaten, die Zweitstimme das Kräfteverhältnis der Parteien.
Die absolute Mehrheit der Zweitstimmen und der Mandate erzielte die CDU/CSU bei der dritten Bundestagswahl. Es war das erste und bis heute einzige Mal, dass dies einer Partei gelang. Letztmalig zog in den Deutschen Bundestag die Deutsche Partei (DP) ein, obwohl sie mit 3,4 Prozent der Zweitstimmen nicht die Fünf-Prozent-Hürde überwand. Doch sie gewann sechs Direktmandate in Wahlkreisen, in denen CDU oder CSU nicht angetreten waren.
Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 warf einen Schatten auf die Wahl zum 4. Deutschen Bundestag. Gegen Bundeskanzler Adenauer trat für die SPD erstmals Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt als Kanzlerkandidat an. 1959 hatte sich die SPD mit dem Godesberger Programm vom Marxismus distanziert. Bei dieser Wahl verbuchte sie deutliche Stimmgewinne.
Ludwig Erhard hatte während der 4. Wahlperiode Konrad Adenauer als Kanzler abgelöst und stellte sich als Spitzenkandidat der CDU/CSU nun dem Votum der Bürger. Wiederum wurde die Union stärkste Kraft. Eine wirtschaftliche Rezession löste 1966 eine Krise der Koalitionsregierung mit der FDP aus. Bundeskanzler Erhard trat zurück. Es kam zur Bildung einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD. Georg Kiesinger wurde Kanzler.
Mit Willy Brandt stellte die SPD nach dieser Bundestagswahl erstmals den Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vereinbarte noch in der Wahlnacht eine Koalition mit der FDP. Die CDU/CSU ging nach 20 Jahren in der Regierungsverantwortung nun in die Opposition.
Die erste vorgezogene Bundestagswahl fand am 19. November 1972 statt. Zuvor hatte Bundeskanzler Willy Brandt die Vertrauensfrage im Bundestag gestellt, mit dem Ziel, Neuwahlen herbeizuführen. Bundespräsident Gustav Heinemann folgte dem Vorschlag Brandts und löste den Bundestag auf. Die SPD erzielte den bislang größten Wahlerfolg in ihrer Geschichte.
Nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt im Jahr 1974 trat dessen Nachfolger Helmut Schmidt bei der Wahl zum 8. Deutschen Bundestag als Spitzenkandidat der SPD an. Die CDU/CSU nominierte den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Helmut Kohl zum Kanzlerkandidaten. Die SPD verlor ihre Position als stärkste Parlamentsfraktion, die sozialliberale Koalition konnte sich aber behaupten.
Der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß trat als Kanzlerkandidat der Union gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt an. Der Wahlkampf konzentrierte sich stark auf die beiden Kontrahenten und war sehr emotionsgeladen. Die Koalition aus SPD und FDP konnte wiederum ihre Position verteidigen und stellte auch im 9. Deutschen Bundestag den Kanzler. Dieser hieß wiederum Helmut Schmidt.
Ein konstruktives Misstrauensvotum beendete am 1. Oktober 1982 die sozialliberale Koalition unter Kanzler Schmidt. Der Bundestag wählte mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP Helmut Kohl zu seinem Nachfolger. Aus den Neuwahlen im März 1983 ging die Regierungskoalition aus Union und FDP als Sieger hervor. Die Grünen zogen erstmals mit 5,6 Prozent der Zweitstimmen in den Deutschen Bundestag ein.
Die letzte Wahl vor der Deutschen Wiedervereinigung auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik sah wiederum die CDU/CSU mit Spitzenkandidat Helmut Kohl als Wahlsieger. Als Kanzlerkandidat der SPD war Johannes Rau angetreten, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Die Grünen bestätigten ihren Wahlerfolg von 1983 und etablierten sich als vierte Kraft im Parteiensystem.
Volkskammerwahl in der DDR. Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 wurde am 18. März 1990 die erste und auch letzte demokratische Wahl in der DDR abgehalten. Die 40 Jahre währende Diktatur der Staatspartei SED war unter dem Druck der Bürger zusammengebrochen. Sieger der Wahl war die „Allianz für Deutschland“ aus CDU/Ost, Deutscher Sozialer Union (DSU) und Demokratischem Aufbruch (DA). Lothar de Maizière (CDU) wurde von der Volkskammer zum Ministerpräsidenten gewählt.
Die Deutsche Wiedervereinigung wurde am 3. Oktober mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsgebiet des Grundgesetzes vollzogen. Im Dezember wurde erstmals der Deutsche Bundestag unter Beteiligung der Bürger in den neuen Bundesländern gewählt. Bei der Wahl zum 12. Deutschen Bundestag wurde die Fünf-Prozent-Klausel getrennt für alte Bundesländer und für das Beitrittsgebiet angewendet. Kanzler Helmut Kohl und die Koalition aus CDU/CSU und FDP wurden von den Wählern bestätigt.
Mit einem knappen Ergebnis machten die Wählerinnen und Wähler die Koalition aus CDU/CSU und FDP wieder zur stärksten Kraft. Dem SPD-Kanzlerkandidaten Rudolf Scharping gelang es nicht, Helmut Kohl als Regierungschef abzulösen. Die aus der DDR-Staatspartei SED hervorgegangene PDS erzielte zwar bundesweit nicht den erforderlichen Zweitstimmenanteil von fünf Prozent, konnte aber durch vier Direktmandate trotzdem in das Parlament einziehen.
Die erste Wahlniederlage für die regierenden Parteien in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland brachte die Wahl zum 14. Deutschen Bundestag mit sich. Die Union mit Kanzler Helmut Kohl an der Spitze musste sich geschlagen geben. Die SPD mit Spitzenkandidat Gerhard Schröder stellte erstmals seit 1972 wieder die stärkste Fraktion im Parlament und bildete mit Bündnis 90/Die Grünen die Regierungskoalition. Die PDS war erstmals in Fraktionsstärke vertreten.
Mit einem knappen Wahlergebnis bestätigten die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bei der letzten Bundestagswahl die regierende Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Die Wahlnacht war äußerst spannend: Lange stand nicht fest, ob Kanzler Gerhard Schröder oder CDU/CSU-Spitzenkandidat Edmund Stoiber den Wahlsieg davonträgt. Gegenüber 1998 war die Zahl der Wahlkreise von 328 auf 299 verkleinert worden, die Zahl der zu vergebenden Sitze von 656 auf 598.
Fotos: Picture-Alliance
Erschienen am 13. September 2005