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Oktober 08/1999
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Zwei Bäume für das neue Zuhause

Am Rande ihrer politischen Gespräche in Bonn und Berlin schauten sich die Geburtstagsgäste des Bundestages den neuen Regierungssitz vom Wasser aus an. Einige brachten auch Geschenke mit.

Menschen mögen Bäume. Aber nicht alle Architekten entzückt es, wenn inmitten ihrer wohlgestalteten Raumlandschaften plötzlich eine Yuccapalme steht. Die niederländische Parlamentspräsidentin Jeltje van Nieuwenhoven ließ daher sorgfältig das Terrain sondieren, bevor sie sich für ihre Geburtstagsgeschenke an den Deutschen Bundestag entschied: Zwei elegante, fast drei Meter hohe Bäume – genauer gesagt: Fici Australum – schmücken jetzt den Gang am Westportal des frisch renovierten Berliner Reichstagsgebäudes. Außerdem haben die Niederländer zum Anlass der 50-Jahr-Feier des Deutschen Bundestages zwei festliche Blumengestecke in Orange und Blau neben die deutsche und die europäische Fahne gestellt.

Die Gäste unternahmen eine Bootsfahrt durch das neue Berliner Parlaments- und Regierungsviertel
Die Gäste unternahmen eine Bootsfahrt durch das neue Berliner Parlaments- und Regierungsviertel

Nach der offiziellen Feier wartet Jeltje van Nieuwenhoven etwas abseits vor dem Baum auf Gastgeber Wolfgang Thierse, um ihm das Geschenk zu übereignen. Vielleicht, so hofft sie, wird der Baum eine Art informeller Treffpunkt, ein Platz, "an dem man sich miteinander verabredet: ‚Wir treffen uns dann beim niederländischen Baum'", könnte es ja heißen.

Als Thierse es geschafft hat, sich seinen Weg zu der kleinen Gruppe vor dem Baum zu bahnen, hält Jeltje van Nieuwenhoven ihre kurze Geburtstagsansprache in perfektem Deutsch: "Man hat mir erzählt, es gebe in Deutschland einen alten Brauch, dass man von guten Freunden und Nachbarn einen Baum bekommt, wenn man ein neues Haus bezieht." Wolfgang Thierse freut sich sichtlich und glaubt, dass "ein bisschen lebendiges Grün den Abgeordneten gut tun wird". Aber er kennt die Abneigung des Reichstagsarchitekten Sir Norman Foster gegen Pflanzen und Blumen. "Dafür hat er keine Schwäche."

Die niederländische Parlamentspräsidentin Jeltje van Nieuwenhoven übereignete Bundestagspräsident Thierse zwei Bäume
Die niederländische Parlamentspräsidentin Jeltje van Nieuwenhoven übereignete Bundestagspräsident Thierse zwei Bäume

Schon bald macht sich Jeltje van Nieuwenhoven zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf den Weg zum Haus der Kulturen der Welt, wo drei Ausflugsschiffe warten. Von der Spree aus sollen die Gäste einen Blick auf den neuen deutschen Regierungssitz werfen.

Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Herwig Haase, begrüßt sie an Bord der "Sachsen", einem in der ehemaligen DDR gebauten Schiff: "Seit der friedlichen Revolution von 1989 ist Berlin Werkstatt der deutschen Einheit. Keine andere Metropole ist jemals mit so vielen Veränderungen konfrontiert worden wie Berlin."

Jeltje van Nieuwenhoven erzählt, sie sei immer wieder erstaunt, wie sehr sich das Gesicht der Stadt seit ihrem letzten Besuch im Februar verändert hat. "Die Berlinale hatte mich gelockt, und natürlich wollte ich auch etwas von der Stadt sehen. Jetzt sieht alles schon wieder ganz anders aus als vor einem halben Jahr. Aber manchmal denke ich, dass alle Baukräne dieser Welt sich hier versammelt haben, um die Stadt auf den Kopf zu stellen."

Von der Idee, dem Deutschen Bundestag zwei Bäume zu schenken, musste sie sich zunächst überzeugen lassen, denn als erstes fiel ihr dazu ein: "Ich bin doch nicht Frau Antje." Aber dann habe sie sich daran erinnert, wie es ihr selbst ergangen sei, als vor sieben Jahren das neue Parlamentsgebäude der niederländischen Zweiten Kammer eingeweiht wurde. "Sehr schnell zeigte sich, dass in unserem funktionellen Bau etwas fehlte: die Natur. Und so wurde beschlossen, Bäume im Parlament aufzustellen."

Kurz nach dem Ende des Geburtstagsfestes müssen die festlichen Gestecke aus dem Plenarsaal des Deutschen Bundestages wieder verschwinden. Die beiden Bäume am Westportal aber bleiben stehen. Gut möglich, dass auch Sir Norman Foster noch Gefallen an dem Geschenk aus Holland findet.

Nathalie Hillmanns

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9908/9908009b
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