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März 02/2000
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Viel Lob von Auslandspraktikanten

Viel Lob von Auslandspraktikanten So viel Lob hören die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nicht alle Tage: Mit Begeisterung verabschiedeten sich junge Leute aus den mittel­ und osteuropäischen Staaten von den deutschen Politikern, deren Arbeit sie vier Monate lang begleitet haben. Für die 49 Teilnehmer aus insgesamt zehn Ländern endete im Februar ihr Deutschland­Aufenthalt.

Seit zehn Jahren, seit der politischen Wende in Osteuropa, bietet der Deutsche Bundestag sein weltweit einmaliges "Internationales Parlaments­Praktikum" (IPP) auch jungen Akademikern aus diesen Staaten an. Die Voraussetzungen sind: eine akademische Ausbildung, hervorragende Deutschkenntnisse und außerdem zwei Empfehlungsschreiben. Ein Politiker und ein Wissenschaftler sollten die Bewerbung unterstützen. Die endgültige Auswahl trifft dann eine Kommission des Bundestages nach persönlichen Gesprächen mit den Antragstellern. Bevor jedoch die praktische Arbeit in den Abgeordnetenbüros beginnt, gibt es für die Gäste ein Einführungsseminar an der Humboldt­Uni­versität und Seminare bei den politischen Stiftungen. Sie sollen die Praktikanten mit dem gesellschaftlichen und politischen Leben in Deutschland vertraut machen. Danach beginnt für sie der Arbeitsalltag.

Bundestagspräsident Thierse, der Präsident der Berliner Humboldt­Universität Prof.Meyer und MdB Börnsen empfangen Teilnehmer des IPP
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der Präsident der Berliner Humboldt­Universität Prof. Hans Meyer und der politisch zuständige Abgeordnete Wolfgang Börnsen (rechts) empfangen Teilnehmer des Internationalen Parlaments­Praktikums.

Ob Ablage oder wissenschaftliche Zuarbeit, Drucksachen sortieren oder Pressemeldungen verfassen, Unterlagen lesen, in Ausschüssen oder bei Arbeitsgruppen zuhören, Wahlkreise oder offizielle Empfänge besuchen ­ nach vier Monaten wissen die 22­ bis 30­Jährigen genau, wie viel Arbeit mit einem Bundestagsmandat verbunden ist. Und ohne die Hilfe der Mitarbeiter der Büros, so schätzen die Praktikanten, hätten sie den Berg von Aufgaben kaum überschauen können. "Wir wissen vieles nicht und müssen fragen – vor allem die vielen Abkürzungen", räumen Nora, Kinga, Maciej, Pawel und Noemi mit Dankbarkeit für ihre Helfer ein. Für den Polen Maciej Frackiewicz gehört das Büro­Team von jetzt an zu seinen "richtig guten Freunden".

Ihre Berliner Erfahrungen nehmen sie mit in ihre berufliche Zukunft. Die 23­jährige Ungarin Nora, die Jura studierte und zurzeit noch ein Journalistik­Studium anhängt, will ihre Kenntnisse aus dem Praktikum bei dem für das Programm politisch zuständigen Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) später einmal als "politische Beraterin" verwerten, vielleicht wird sie aber auch als Journalistin arbeiten. Der Politikwissenschaftler Pawel Pietrzak (25) aus Polen möchte – bei aller Begeisterung für die Arbeit im Parlament – doch lieber "in die Wissenschaft". Sein Freund und Kollege Maciej (24) dagegen sieht seine Chancen in der Politik: Der Germanist will "ein Politik­Profi" werden. In den diplomatischen Dienst zieht es die 26­jährige Ungarin Kinga Szabo und die Rumänin Noemi Ciobanu­Forro (22).

Ihr Praktikanten­Zertifikat soll ihnen bei der Umsetzung ihrer Ziele helfen. Und rückblickend sind alle der Meinung, dass sie eine "besonders gute Zeit" in Deutschland hatten. Sie waren am zehnten Jahrestag des Mauerfalls am Brandenburger Tor und erlebten den Festakt mit. Aber auch die Spendenaffäre zählt zu den Ereignissen, die sie besonders im Gedächtnis behalten werden – wegen "all der politischen Hektik". Aber auch, weil sie beeindruckt waren, "dass die Politiker hier die Folgen wirklich tragen". Die angehende Journalistin Nora aus Ungarn würde sich wünschen, dass die Presse in "unserer noch jungen Demokratie einmal die Rolle der deutschen Medien übernimmt".

Am Abend im Wohnheim wurde oft gefeiert. Freundschaften wurden geschlossen und Vorurteile abgebaut. So wie bei Maciej. Der Pole sieht nach vielen Gesprächen mit seinem russischen Zimmernachbarn, "die Russen jetzt etwas anders". Die Freundschaften wollen sie pflegen, E­Mails und Briefe austauschen und sich gegenseitig besuchen. Die ehemaligen Praktikanten versuchen – auch auf Anregung des Bundestages – das aufgebaute Netzwerk aufrechtzuerhalten und zu erweitern. Die Initiative dazu müssen sie aber selbst übernehmen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0002/0002087
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