Matthias Horx
Die Meuterei auf der digitalen Bounty: Keine
Handys
Ein kritischer Ausblick auf die gesellschaftliche
Kommunikation
Auf halbem Weg zwischen Australien und Neuseeland liegt die
Insel Norfolk. Dort leben, meist von Schafzucht, Fischfang und
Tourismus, die Nachfahren der berühmten "Meuterei auf der
Bounty", bei der sich die Freien und Gerechten 1789 gegen die Knute
eines tyrannischen Schiffskapitäns auflehnten. Auf der
idyllischen Insel sind Fast-Food-Restaurants ebenso unbekannt wie
die Einkommenssteuer. Bei Urlaubern ist das winzige Eiland ein
beliebtes Reiseziel. ...
Karl-Otto Sattler
Ein neuer Quantensprung bei den Rechnern
Computer auf der komplizierten Spur der
Gedanken
Die Situation in dem kleinen Zimmer des Fraunhofer-Instituts
für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik mutet futuristisch
an. In Adlers-hof im Berliner Südosten sitzt Klaus-Robert
Müller in einem ockerfarbenen Sessel, auf dem Kopf eine Art
Badekappe mit einem dicken Bündel an Kabelsträngen. Vor
...
Die Politik steht vor einer Weichenstellung
Ein Grundsatzkonflikt über instrumentelle Vernunft:
Darf die Gesellschaft den Menschen in technische Konstruktion
nehmen?
Stammzellen sind Erneuerer von Zellen und Organen des
menschlichen Körpers. Von unscheinbarem mi-kroskopischem
Aussehen, schwer auffindbar, halten sie sich in allen Organen im
Hintergrund, regenerieren sich selbst durch Zellteilung und sind
zudem in der Lage, bei entsprechenden Stoffwechselsignalen wichtig
Abschnitte des Genoms "in Betrieb zu nehmen" sowie sich zu
spezialisierten Körperzellen zu entwickeln. Ohne Stammzellen
könnte der Mensch nur wenige Stunden überleben, wie die
hyperakute Strahlenkrankheit nach einem Kernkraftwerksunfall zeigt.
...
Interview mit Andreas Pfitzmann
Die Wissenschaft stößt heute in gefährliche
Dimensionen vor
Interview mit Andreas Pfitzmann, Informatik-Professor an
der Technischen Universität Dresden
Über die Gefahren der Überwachungsgesellschaft und
über die Verantwortung der Forscher für die Freiheit in
Politik und Gesellschaft sprach Hans-Otto Sattler mit dem Dresdner
Wissenschaftler. ...
Stefan A. Schirm
Wissenschaft als Frühwarnsystem für Chancen und
Risiken in einer zusammenwachsenden Welt
Handlungsspielräume und Interessen bei der Gestaltung
von Globalisierung
Die zunehmende Verflechtung nationaler Ökonomien
gehört zu den einschneidenden politischen Entwicklungen der
letzten zehn Jahre. Globalisierung prägt aber nicht nur unser
tägliches Leben, sondern ist auch ein Kernthema der
öffentlichen Debatte. Politiker und Interessenvertreter
schreiben der Globalisierung die unterschiedlichsten Wirkungen zu.
Je nach Meinung und Interessenlage wird die "Globalisierung"
einerseits für Arbeitsplatzverluste und das Ende des
Wohlfahrtstaates verantwortlich gemacht, andererseits aber auch als
Quelle für Wachstum und Innovation gesehen. ...
Sabine Kebir
Die Politik steht im Zugzwang, die Perspektiven der
Einwanderer möglichst bald deutlicher zu machen
Entscheidungshilfen in Konflikten der Kulturdifferenz
müssen auf verschiedenen wissenschaftlichen Ebenen gesucht
werden
Kampf der Kulturen oder multikulturelle Gesellschaft? Diese
Alternative scheint sich nicht nur für die Weltgemeinschaft
der Völker und Staaten zu stellen, sondern auch für die
innere Dynamik jener Länder, die Ziel von Flüchtlingen
und Einwanderern sind - wie etwa Deutschland. Ist es unausweichbar,
dass die Konflikte zunehmen, oder ist Gleichheit in der Differenz
doch zu verwirklichen? Die meisten Politiker würden diese
Frage bejahen ohne zu bestreiten, dass es sich um ein Projekt, um
einen Zukunftstraum handelt. Angesichts der Gefahr, dass sich
Weltkonflikte auch hierzulande auswirken, steht die Politik im
Zugzwang, die Perspektiven der Einwanderer möglichst bald
deutlicher zu machen. ...
Gert-Joachim Glaeßner
Schneisen ins Dickicht gesellschaftlicher
Verwerfungen
Für die Lösung von Zukunftsproblemen sollte sich
die Politik stärker den Sozialwissenschaften
öffnen
"The sick man of Europe" sei die Bundesrepublik: So hört
man es allenthalben bei Besuchen im Ausland. Häufig schwingt
bei solchen Gesprächen eine gewisse Schadenfreude mit. Je nach
politischem Standort oder weltanschaulichen Positionen werden
Ratschläge erteilt, die stets darauf hinauslaufen, das seit
1949 gewachsene und nach der Wiedervereinigung auf ganz Deutschland
übertragene politische, wirtschaftliche und soziale System
einer grundlegenden Revision zu unterwerfen. ...
Matthias Urbach
Wolkenschieber in den Niederungen der Macht
Zwischen Politik und Wissenschaft liegen Welten, und doch
beeinflussen sich beide Sphären immer
stärker
Es gibt kein Land, wo der Graben zwischen Geist und Macht so
groß ist, wie in der Bundesrepublik." Das sagt einer, der es
wissen sollte: Reinhard Loske ist nicht nur Fraktionsvize der
Grünen im Bundestag, er ist auch habilitierter Politologe und
Volkswirt. Noch hätten Politiker große Vorbehalte ...
Johannes L. Kuppe
Friede als Forschungsgegenstand und
Zukunftshoffnung
Was bringt die Friedens- und Konfliktforschung und was
sollte sie betreiben?
Die Frage nach dem gesellschaftlichen Nutzen von Wissenschaft
ist eigentlich unzulässig, denn Wissenschaft ist eine der
kulturellen Grundtätigkeiten des Menschen, also Teil seines
Humanums, die keiner Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen werden
dürfte. Wer will eigentlich nach dem Nutzen von Tschaikowskis
Schwanensee-Ballett oder einem Liebesgedicht Gottfried Benns
fragen? Da aber Wissenschaft, außer für ihre
Produzenten, erhebliche Folgen für ihre Konsumenten zeitigen
kann, ist das Interesse daran, was die Gesellschaft mit
Forschungsergebnissen anstellen kann und soll, allemal berechtigt.
...
Michael Edinger
Blockierte Republik Deutschland durch begrenzten
Handlungswillen?
Probleme des Regierens und der Reformpolitik im deutschen
Bundesstaat
Maßgebliche Reformen waren es, die die Bundesregierung
Anfang 2003 ankündigte. Sie sollten Deutschland endlich
zukunfts- und wettbewerbsfähig machen. Ein Jahr später
ist der Reform- und Modernisierungsoptimismus eher gedämpft.
Rückblickend kommt dem im vergangenen Jahr aufgeführten
Reformdrama der ...
Heiko Schwarzburger
Direkt ins Hirn gepflanzte Chips
Informatik und Mikroelektronik stehen vor neuen
Quantensprüngen
Alle reden von der technologischen Revolution, von
Mikroelektronik und Computern, als stünde ein neues Zeitalter
bevor. Doch dieser Vergleich hinkt. Revolutionen liefen bisher
stets punktuell ab. Die Innovationslawine in der Mikroelektronik
aber wird so schnell nicht ausrollen. Der rasante ...
Interview mit Thomas Straubhaar
Heikle Gratwanderung bei der Steuerung der
Zuwanderung
Interview mit Thomas Straubhaar, Präsident des
HWWA
Der Präsident des Hamburger Welt-Wirtschafts-Archivs,
Thomas Straubhaar, äußert sich im Gerspräch mit
Hans-Otto Sattler über die wachsende Bedeutung der
Migrationsforschung. ...
Jörn Weder
Für die Nachhaltigkeit braucht man einen langen
Atem
Ökologische Visionen fassen in der Politik nur schwer
Fuß
"Nachhaltigkeit" ist der am meisten strapazierte Begriff in der
Umweltdiskussion und zugleich derjenige, von dem wir im Tun am
weitesten entfernt sind. Nur etwa ein Drittel der Deutschen
weiß mit ihm etwas anzufangen. Doch auf die lebendige Natur
bezogen, ist er nicht schwer zu verstehen: Nur so viele Bäume
einschlagen, nur so viele Fische fangen, wie zur gleichen Zeit
nachwachsen! Unseren Kindern keine schlechteren Lebensumstände
hinterlassen, als sie von unseren Eltern vererbt! So hatte 1987 die
"Brundlandt-Kommission" der UNO das Ziel der Nachhaltigkeit
beschrieben. ...
Anja Rützel
Eine wechselvolle Reise auf der Achterbahn der
Zeitmaschine
Neue Aufgaben für Wissenschaftler - Zeitreserven als
die Währung der Zukunft?
Wenn in Science-Fiction-Filmen düstere Hintergrundmusik
einsetzt, Bordcomputerlichter flackern und der
Raumschiffkapitän sorgenvoll von einer "Störung des
Raum-Zeit-Kontinuums" spricht, dann weiß man
verlässlich: Hier geht etwas schief. Ohne Hintergrundmusik und
Bordcomputer merkt man es ...
Bernward Janzing
Frische Windbrisen unter Sonnenstrahlen
Bis 2050, so hoffen die Vordenker, könnte die
Bundesrepublik komplett auf erneuerbare Energien umgestellt
sein
Wenn es nach dem Image ginge, würden in Deutschland nur die
erneuerbaren Energien genutzt. Speziell die Sonne behauptet sich in
allen Umfragen unangefochten als Wunschenergie. So hat denn die
Politik in der Bundesrepublik, wie auch in der EU, längst
reagiert und ein klares Ziel definiert: Bis 2010 soll der Anteil
der regenerativen Energien im Strom- wie im Wärmemarkt jeweils
verdoppelt werden. ...
Bernward Janzing
Auferstanden aus Ruinen - oder: Welche Rolle wird die
Atomkraft in Zukunft spielen?
Die Nuklearenergie galt lange als Auslaufmodell: Inzwischen
wird wieder mehr in die Forschung investiert. Für junge
Wissenschaftler ist das Fachgebiet aber wenig
attraktiv
Spötter haben an der Fusionsforschung seit Jahren ihre
Freude. Denn auf wundersame Weise rückt der Fusionsreaktor
immer weiter in die Ferne, je länger an diesem Vorhaben
gearbeitet wird. Im Jahre 1951 noch glaubten diese
wissenschaftlichen Pioniere, ihre Energiequelle innerhalb von
fünf Jahren ...
Martin Spiewak
Erbgutkreuzung im Restaurant
Fortpflanzungsmedizin - ein Wachstumsmarkt mit
faszinierenden wie gespenstischen Perspektiven
Es ist gerade einmal 25 Jahre her, da wurden Kinder
ausschließlich gezeugt, indem zwei Menschen miteinander Sex
hatten. Ob und wann die Befruchtung klappte und wie das Resultat
ausfiel, überließen sie der Zufallslotterie der Natur.
Heute sind mächtige medizinische Techniken dabei, diese
Grundgesetze der menschlichen Fortpflanzung zu verändern - was
sich in Zukunft noch intensivieren dürfte. Seit der Geburt des
ersten per künstlicher Befruchtung gezeugten Kindes 1978
können Reproduktionsmediziner den Zeitpunkt, die
Paarkonstellation und das Ergebnis der Zeugung manipulieren. ...
Lucian Haas
Mit "Precision Farming" und "Goldenem Reis" gegen den
Hunger
Die Wissenschaft plant die Ernährung für eine
wachsende Weltbevölkerung
In Westafrika begann vor fünf Jahren eine leise Revolution.
Bauern in Guinea säten erstmals Reis der neuen Sorte "Nerica".
Der Name steht als Kürzel für eine hoffnungsvolle Formel:
"New Rice for Africa" nennt das internationale Forschungszentrum
"West African Rice ...
Silke Schieber
Dr. Sisyphus im Dauerclinch mit der Heimtücke der
Viren und der Armut
Sars, Tuberkulose und Aids: Die Globalisierung fördert
die Ausbreitung neuer und alter Krankheiten
Die Geschichte enthält alles, was ein gutes Drehbuch
ausmacht. Eine unbekannte Seuche, die sich rasch ausbreitet. Einen
tragischen Helden: Der Arzt, der als erster öffentlich vor der
neuen Bedrohung warnt, wird selbst von der Krankheit dahingerafft.
Zeiten der Unsicherheit und Panik, in denen sich ...
Tanja Volz
Weg ins medizinische Wunderland?
Tissue Engineering, Gentherapie und Stammzellforschung:
Hoffnungsträger für die Patienten
Es zuckt unter dem Mikroskop. Wenn man ganz genau hinschaut, ist
sogar deutlich zu erkennen, dass die schmale, lanzettförmige
Zelle sehr regelmäßig und rhythmisch schlägt - wie
das so üblich ist für eine Herzzelle. Die grün
leuchtenden Herzzellen, die in einer Kulturschale so rhythmisch
schlagen, sind ein kleines Wunder. Und über dieses kleine
Wunder können sich die Mitarbeiter am Kölner Institut
für Neurophysiologie immer wieder aufs Neue freuen. Denn diese
Zellen haben sich nicht in einem Körper entwickelt, sondern
ganz spontan im Labor, in einer Kulturschale aus einem
Klümpchen embryonaler Stammzellen. ...
Peter Weingart
Die Stunde der Wahrheit für die Wissenschaft
Politik, Wissenschaft und Medien sind heute Partner, aber
auch Konkurrenten im Wettstreit um öffentliche
Anerkennung
Die Wissenschaft ist das am schnellsten wachsende Teilsystem der
Gesellschaft. Grob gerechnet hat jede Verdoppelung der
Bevölkerung mindestens drei Verdopplungen der Zahl von
Wissenschaftlern hervorgebracht. Der amerikanische
Wissenschaftshistoriker Derek de Solla Price sah infolgedessen
bereits für die Jahrtausendwende einen Übergang zu einer
geringeren Wachstumsrate voraus. Dieses Wachstum hat dazu
geführt, dass die Wissenschaft nunmehr als der zentrale Faktor
einer revolutionären Umstrukturierung der Gesellschaft, der
Transformation der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft
gesehen wird. ...
Heiko Schwarzburger
Wenn Atome zu Zombies werden
Deutschland gehört zu den Spitzenreitern in der jungen
Nanotechnologie
Etwa 2.000 Meter über dem Erdboden. Gefühlte
Temperatur: null Grad Celsius. Acht Menschen, ausgestattet mit Helm
und Rucksack, springen aus einem Flugzeug. Sie schweben aufeinander
zu, fassen sich an Händen und Füßen. Die Springer
gestalten eine symmetrische Formation. Auch kleine Gruppen von ...
Jörn Weder
Im Bann des Supersommers
Spannende Forschung: dem Klimawandel auf der
Spur
Der Supersommer des Jahres 2003 wäre vor 20 Jahren in
Deutschland noch undenkbar gewesen. Eine solch heiße Saison
ist in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten statistisch
gesehen 20-mal wahrscheinlicher geworden. Und dennoch: Sie
würde sich nach der heutigen Datenlage lediglich alle 400
Jahre wiederholen. Macht der Klimawandel allerdings weitere
Fortschritte wie zuletzt, dann müssen wir nach 2050 jedes
zweite Jahr mit einer abnormen und brutalen Hitze dieser Art
rechnen. Mit diesem Beispiel macht der Frankfurter Klimatologe
Christian Schönwiese deutlich, wie der vergangene Sommer die
Arbeit deutscher Klimaforscher spannend und konkret macht. ...
Gesine Schwan
Wahrheitssuche nicht dem Renditedruck unterwerfen
Über die Universität der Zukunft
Die deutschen Universitäten - und nicht nur sie - haben in
den vergangenen Jahrzehnten deutlich an Reputation und
Autorität verloren. Die Ursache dieser Entwicklung liegt
einerseits in der dramatischen Unterfinanzierung der Hochschulen.
Diese Mittelknappheit hat vielfach zu einem inneruniversitären
Klima geführt, in dem intensive geistige und persönliche
Kommunikation als Grundlage wissenschaftlicher und kultureller
Kreativität nur noch schwer gedeihen können. ...
Georg Turner
Die Zukunftsfähigkeit der Universitäten in
Deutschland
Konzept der Zukunft? Elitehochschulen sind plötzlich
en vogue
Seit Jahrzehnten sind die Hochschulen, vor allem die
Universitäten, Gegenstand des öffentlichen Interesses und
der Kritik. Das Unbehagen äußert sich mit Blick auf die
große Zahl der Studierenden (rund zwei Millionen insgesamt an
den Hochschulen, davon mehr als zwei Drittel an
Universitäten), der ...
Annette Rollmann
Der Student von morgen: ein Manager seiner selbst, flexibel
und zielstrebig
Das Hochschulstudium steht vor radikalen
Umbrüchen
Wer in den 70er- und 80er-Jahren an die Universität ging,
wollte nicht nur etwas lernen. Denn die Hochschule war in den
meisten Fällen auch ein Ort der Selbstfindung. Manchmal waren
die Diskussionen außerhalb des Seminarraums wichtiger als die
Debatten mit dem Professor. Oft konnte man die eigene
Weltanschauung gründlicher durchdeklinieren als jede wie auch
immer geartete Fragestellung im eigenen Studienfach. Aber das war
egal. Im Geist der Zeit spielte das Bedürfnis nach
Selbstverwirklichung eine wichtige Rolle. ...
Jörg Dürrschmidt
Globalisierungsforschung im Strudel sozialer
Verwerfungen
Das Ende der Einheit von Territorium, Staat, Gesellschaft
und Nation
Die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) übergibt
am 14. Januar turnusgemäß die einjährige
Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz an ihre Kollegin
Doris Ahnen (SPD) aus Rheinland-Pfalz - allemal Anlass, auch in
einer Wissenschaftsausgabe über aktuelle Fragen der
Bildungspolitik zu sprechen. ...