Christian Hacke
Die aktuellen Ratschläge des Lawrence von
Arabien
Staaten und Nationen lassen sich nicht aus der Erde
stampfen
An der Schwelle des 21. Jahrhunderts ist die Schaffung von
stabilen, kooperativen und friedensorientierten Nationen zu einem
Hauptproblem der Weltpolitik geworden. Schwache oder gescheiterte
Staaten sowie Schurkenstaaten bilden die zentrale Gefahr unserer
Zeit. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Nationenbildung kein
neuartiges Phänomen ist. Welche politische Gemeinschaft hat
die größte Bedeutung im Leben der Menschen? Welche ist
die wichtigste für unsere täglichen Entscheidungen?
Welche beansprucht die tiefste Loyalität? ...
"Die Aufmerksamkeit für Konflikte hält nicht
lange an"
Interview mit David Harland, Leiter der "Best
Practices"-Einheit in der Hauptabteilung für
Friedenseinsätze der Vereinten Nationen
Immer wenn auf der Welt die Alarmglocken schrillen, wird
kollektiv auf die Vereinten Nationen geblickt. Bei der friedlichen
Beilegung von Konflikten und nicht zuletzt beim Aufbau neuer
staatlicher Strukturen (Nation-Building) fällt den Vereinten
Nationen eine Schlüsselrolle zu. Dieser Herausforderung
scheinen sie allerdings nur bedingt gewachsen. Trotz
kürzlicher Erfolge in der Stabilisierung von Ost-Timor und
Sierra Leone, versucht die UNO vergeblich die Verbrechen im Kongo
und im Sudan dauerhaft einzudämmen. Die Bilanz ihrer Arbeit
ist ernüchternd: In der Hälfte aller befriedeten Staaten
bricht durchschnittlich in weniger als fünf Jahren erneut ein
Krieg aus. Eine weitreichende Reform soll Abhilfe schaffen. Dabei
geht es nicht nur um die vieldiskutierte Erweiterung des
Sicherheitsrats, sondern auch um den effizienteren Einsatz von
Truppen und zivilen Hilfskräften bei der dauerhaften Schaffung
von Frieden als Fundament der Staatenbilung. Über die
Möglichkeiten und Grenzen des UNO-Engagements bei der
Staatenbildung hat "Das Parlament" mit David Harland gesprochen. Er
ist der Leiter der "Best Practices"-Einheit in der Hauptabteilung
für Friedenseinsätze (Department of Peacekeeping
Operations) der Vereinten Nationen. ...
Agnes Ciuperca
Die UNO und der Staatszerfall
Stichwort
Die Aufgaben, die bei der Stabilisierung zerfallener Staaten von
der UNO übernommen werden, haben sich in den letzten Jahren
stark gewandelt. Ein Blick zurück: Als vor 60 Jahren die UNO
gegründet wurde, hat ein großer Teil der Kriege zwischen
Staaten untereinander stattgefunden oder zumindest ...
Agnes Ciuperca
Blauhelm-Einsatz / Robuster Einsatz
Stichwort
Verglichen mit den Ressourcen, die den Vereinten Nationen zur
Verfügung stehen, sind ihre Erfolge beträchtlich. Das
wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die USA doppelt so viele
Truppen im Irak haben wie die UNO in 18 Krisengebieten (etwa
67.000). Gerade dieser Vergleich zeigt aber auch, dass die ...
Agnes Ciuperca
Peacebuilding Commission
Stichwort
In seinem Bericht "In Larger Freedom" hat
UN-Generalsekretär Kofi Annan die Gründung einer
"Peacebuilding Commission" (Kommission für Friedensschaffung)
vorgeschlagen. Sie soll, so Annan, "eine institutionelle Lücke
im System der Vereinten Nationen" schließen und den ...
Ariane von Großmann
Eine Provinz ohne Status
Kosovo: Die Zukunft bleibt weiterhin
ungeklärt
Das Dilemma des Kosovos ist mit einem Satz zu verdeutlichen:
Solange der Status der serbischen Provinz nicht geklärt ist,
geht nichts voran. Wie soll man auch Nation Building in einem
Gebiet verfolgen, das keine Nation ist und von dem auch keiner so
recht weiß, was es einmal werden soll und wohin es
gehören wird? Bleibt es serbische Provinz? Wird es ein
eigenständiger Staat? Dazwischen liegt eine Reihe weiterer
Möglichkeiten. Doch die internationale Gemeinschaft konnte
sich bisher nicht durchringen, diese längst
überfällige Entscheidung zu treffen. ...
Florian Bieber
"Warum soll ich eine Minderheit in deinem Land sein, wenn
du eine Minderheit in meinem Land sein kannst?"
Ethnische Vielfalt und der Aufbau staatlicher
Strukturen
Externes State-Building, der Aufbau staatlicher Strukturen und
Institutionen in multiethnischen Staaten, ist keineswegs ein
besonders neues Phänomen. Die europäischen
Kolonialmächte waren zumindest seit dem 19. Jahrhundert mit
ethnischer Vielfalt in den Kolonien und Territorien unter ihrer ...
Caroline Hornstein Tomi\æ
Kampf um das Leopardenfell
Bosnien-Herzegowina: Der verhinderte Staat
Im Zuge der 90er-Jahre hat der jugoslawische Zerfallsprozess
neben Slowenien und Kroatien die Staaten und Staatengebilde
Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Serbien und Montenegro
hervorgebracht sowie die staatsähnliche Region Kosovo. Beim
Gipfel der Europäischen Union im Jahr 2003 in Thessaloniki
wurde ihnen die künftige EU-Mitgliedschaft verbindlich in
Aussicht gestellt. Seither ist die Sogwirkung Europas in diesen
Ländern noch stärker ausgeprägt als vorher schon.
...
Andreas Klein
Pulverfässer auf dem Balkan
Mazedonien und Albanien
Fehlende Staatstradition, Fremdherrschaft über Jahrhunderte
sowie konkurrierende Interessen der Großmächte haben den
Prozess der Staatsbildung in Mazedonien und Albanien immer wieder
verzögert. Nach 50 Jahren Kommunismus und Einparteiendiktatur
kämpfen die Staatsinstitutionen in beiden Ländern nach
...
Almut Lüder
Abkühlung im gewaltbereiten Klima
Die NATO sichert den Frieden im Kosovo und in
Afghanistan
Nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 auf die
USA dehnte sich das Aufgabenfeld der NATO dramatisch weiter aus.
Seither steht die weltweite Bekämpfung von Terroristen auf
ihrer Agenda. Auch der Bundestag stimmte nach heftigen Debatten
einer Beteiligung der Bundeswehr an Auslandseinsätzen ...
"Wir brauchen viel Geduld"
Interview mit Generalleutnant Holger
Kammerhoff
Generalleutnant Holger Kammerhoff leitet seit dem 16. September
2004 das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in der
Henning-von-Tresckow-Kaserne in Geltow bei Potsdam. Hier werden
alle Einsätze der deutschen Streitkräfte - ob im
nationalen oder multinationalen Rahmen - geplant und geführt.
...
Dominik Johnson
Kein Staat - nirgends! Warum auch?
Zerfallende Strukturen in Afrika und die Legenden des
weißen Mannes
Als die europäischen Eroberer Ende des 19. Jahrhunderts
nach Afrika kamen, glaubten sie einen leeren Kontinent vorzufinden.
Europa und die westliche Zivilisation sollte Modernität und
Staatlichkeit nach Afrika tragen - erst als Einrichtung der
Weißen, später progressiv auf "aufgeklärte" ...
Douglas H. Johnson
Wo ist der "neue Sudan"?
Ein Land zerrissen von Rassismus und
Dogmatismus
Erst 50 Jahre nach der Unabhängigkeit von Ägypten und
Großbritannien beginnt im Sudan jetzt erneut der Prozess des
Nation-Building. Das am 9. Januar 2005 in Nairobi unterzeichnete
"Umfassende Friedensabkommen" beendete den 21 Jahre währenden
Bürgerkrieg zwischen der Regierung in Khartum und der
Volksbefreiungsbewegung des Sudan (SPLM/A). Es schuf den Rahmen
für die Bildung einer neuen nationalen Regierung sowie neuer
und stärkerer Regionalregierungen im Süden, in den
Nuba-Bergen und in dem an Äthiopien grenzenden Bundesstaat
Blauer Nil. Das umfassende Friedensabkommen vermochte indessen
nicht, den Konflikt in Darfur sowie die Unruhen im Osten des Sudan
zu beenden und das Problem der Beteiligung anderer
Oppositionsbewegungen an der neuen Regierung zu lösen. ...
Jonas Böttler
Milchpulver und Pulverdampf
Die Bedeutung von
Nichtregierungsorganisationen
Nichtregierungsorganisationen (NGO) spielen in den
Nation-Building-Konzepten der internationalen Staatengemeinschaft
eine zentrale Rolle. Für viele sind sie die
Hoffnungsträger transnationaler Demokratisierungsprozesse
schlechthin. Doch die Folgen der NGO-Aktivitäten sind nicht
immer nur positiv zu bewerten. Manche Risiken werden ausgeblendet.
Insbesondere das Verhältnis zwischen zivilen und
militärischen Aufbauhelfern ist immer wieder mit
Schwierigkeiten behaftet. Dabei lässt sich das Ziel des
nachhaltigen Staatsaufbaus nur gemeinsam erreichen. ...
Rainer Falk
Eine unfreundliche Beziehung
Die Rolle von IWF und Weltbank beim
Nation-Building
In der Tätigkeit von Internationalem Währungsfonds
(IWF) und Weltbank unterscheidet man gemeinhin zwischen drei Formen
der Kreditvergabe: Während die Vergabe kurzfristiger
Beistandskredite zur Überbrückung externer
Zahlungsprobleme die traditionelle Domäne des IWF ist, sind es
bei der Weltbank im ...
Michèle Auga
Virtuelle Selbstbestimmung
Palästina: Ein Volk wartet auf seinen eigenen
Staat
Unmittelbar nach Überwindung des Kalten Krieges 1989/90
schien es möglich, sich nun auch dem großen Konfliktherd
Naher Osten anzunehmen. Doch 15 Jahre später scheinen der
Frieden und die palästinensische Staatsgründung noch
immer in weiter Ferne. Zwar birgt die Umsetzung des israelischen
Abkop pelungsplanes aus dem Gazastreifen und Teilen der
nördlichen Westbank Chancen für eine Wiederbelebung des
Friedensprozesses. Andererseits werden Stimmen aus beiden Lagern
laut, die - wenn auch aus völlig unterschiedlichen
Gründen - diesen "Zug" bereits als abgefahren bezeichnen. ...
Mir A. Ferdowsi/Volker Matthies
Frieden gibt es nicht als Quick-Fix
Kriegsfolgenbewältigung und Wiederaufbau
Historisch gesehen hat es schon immer Nachkriegssituationen,
Kriegsfolgenbewältigungen und Wiederaufbaumaßnahmen
gegeben. In der Regel jedoch blieb diese Aufgabe den betroffenen,
besiegten und unterworfenen Menschen, Gesellschaften und Regionen
selbst überlassen. Die Hilfe von dritter Seite oder gar ...
Martin Ebbing
Schritt für Schritt in den Bürgerkrieg
Irak: Ernüchternde Bilanz nach zweieinhalb Jahren
Wiederaufbau
Die Neo-Konservativen, die im Weißen Haus von George W.
Bush wesentlich den außenpolitischen Kurs der USA bestimmen,
sind nicht für ihre Vorliebe für eine Politik des
Nation-Building bekannt. Aus ihrer Weltsicht sollte sich eine
militärische Großmacht darauf beschränken,
nationale Interessen zu verfolgen und als globale Ordnungskraft
aufzutreten. Der Wiederaufbau eines zerrütteten oder
zerstörten Staates ist dagegen in erster Linie Aufgabe der
Menschen, die dort leben, oder internationaler Organisationen wie
der UNO. Zudem gelten derartige Unternehmungen als langwierig,
kostspielig und sind mit dem hohen Risiko behaftet, fehlzuschlagen.
...
Simone Wisotzki
Auf dem Altar der Kompromisse
Die Rolle der Frau in patriarchalischen
Gesellschaften
Frauen sind verlässliche Partnerinnen, auf die
Entwicklungshilfeorganisationen beim Nation-Building gerne
zurückgreifen. Doch stößt die Einflussnahme von
außen in den betroffenen Staaten häufig auf
männlichen Widerstand. Die weibliche Teil- habe an der Macht
beinhaltet auch, überkommene ...
Conrad Schetter
Zwischen Stamm und Staat
Afghanistan: Das Land am Hindukusch sucht seine
Identität
Afghanistan gilt als Paradebeispiel für einen gescheiterten
Staat. So lautet das Urteil vielfach, dass es Afghanistan nicht
allein an rudimentären staatlichen Strukturen, sondern auch an
einer nationalen Identität fehlt und das Staatsprojekt
Afghanistan fehlgeschlagen sei. Dennoch lässt sich in
Afghanistan eine Paradoxie beobachten: So bewirkte gerade der
über 25 Jahre andauernde Krieg, der zu einer völligen
Erodierung staatlicher Funktionen führte, dass sich erstmals
eine nationale Identität ausprägte. ...
Margarete Wiest
Vorstoß ins ideelle Vakuum
Zum Verhältnis von Religion und Nation
Seit mehr als 20 Jahren stellen Forscher einen globalen Trend
zur Rückkehr der Religionen fest. Darunter wird zum einen eine
erneuerte Religiosität im privaten Bereich, zugleich aber auch
eine zunehmende Politisierung der Religionen verstanden. Letztere
fand ihren Ausdruck sowohl in der Rolle, die ...
Cyrus Salimi-Asl
Mit Tamerlan in die Zukunft
Nationenbildung in Zentralasien und dem
Südkaukasus
Sie sind jung, sie sind unabhängig und haben fast alles,
was sie brauchen: die ehemaligen südlichen Sowjetrepubliken
Kasachstan, Usbekistan, Aserbaidschan und Armenien. Seit 14 Jahren
sind sie vier neue Nationen, die sich heute um die Festigung und
Entwicklung ihrer souveränen Staaten kümmern müssen.
Es sind keine "failed states" wie Irak oder Haiti, dafür
funktionieren sie zu gut. Es gibt handlungsfähige Regierungen,
Armeen, Eisenbahnen, Industrieanlagen, Telefonnetze, Bildungs- und
Gesundheitssysteme, Zeitungen und Fernsehsender. Dafür hapert
es aber mit demokratischer Legitimation der Machthaber und starken
zivilgesellschaftlichen Gegenkräften. Und überall
grassieren Nepotismus, Klientelismus, Personenkult und Korruption.
...
Iris Muth
Den Menschen fehlt es an Vertrauen
Die OSZE und die Rechtssysteme in den postsowjetischen
Staaten
Alle neu gegründeten Staaten, die aus der ehemaligen
Sowjetunion hervorgingen, haben sich für die Schaffung eines
marktwirtschaftlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Systems
ausgesprochen. Der damit eingeleitete komplexe Prozess der
Transformation dauert bis heute fort und vollzieht sich in den
postsowjetischen Ländern generell unter schwierigeren
Bedingungen als in Mittelosteuropa. ...
Barbara Minderjahn
International nicht anerkannt
Berg-Karabach
Bei Masis Mailian einen persönlichen Termin zu bekommen ist
nicht so schwer, wie man es von den meisten seiner Kollegen gewohnt
ist. Der stellvertretende Außenminister von Berg-Karabach hat
kaum internationale Verpflichtungen. Denn Berg-Karabach ist
international nicht anerkannt. Die ...
Barbara Minderjahn
Chauvinismus und Clanstrukturen
Georgien: Aus dem Land der Rosenrevolution
Um zu erklären, wie ihr Land entstanden ist, erzählen
die Georgier gerne folgende Legende: "An dem Tag, als Gott das Land
an die Menschen verteilte, kamen die Georgier zu spät. Zuerst
zürnte ihnen der Herr. Doch dann begannen die Georgier zu
feiern. Ihr Wein, ihre Fröhlichkeit und ihr Gesang ...
Johannes Voswinkel
Isoliert wie auf einer Insel
Tschetschenien: Der gescheiterte Versuch einer
Staatsbildung
Wenn Russland den früheren Präsidenten
Tschetscheniens, Achmad Kadyrow, ehrt, wirkt es gleich sowjetisch.
Auf dem Achmad-Kadyrow-Platz in Tschetscheniens Hauptstadt Grosny
ragt seit dem 20. August als tragende Säule des Personenkults
eine Statue Kadyrows mit bronzener Persianermütze 13 Meter in
die Höhe. Das staatliche Fernsehen huldigt dem "Helden
Russlands" in einer Gedenksendung mit Bewunderungsprosa und zeigt
ihn, Lenin gleich, im Kreise von Kindern - seinen Enkeln, die mit
Plastikmaschinenpistolen spielen. Kadyrow hatte das abtrünnige
Land wieder eng mit Russland verknüpft, bis er im Mai
vergangenen Jahres einem Bombenattentat zum Opfer fiel. Der
russische Präsident Wladimir Putin rühmt ihn: "Er war ein
Mensch, der den Irrtum des Separatismus versteht." ...
Henriette Sachse / Monika Schlicher
Die UNO als Geburtshelfer
Ost-Timor: Drei Jahre nach der
Unabhängigkeit
Ich bin sehr stolz, wenn ich sehe, wie unsere Flagge gehisst
wird", sagt die 21-jährige Studentin Nerinha Pumpido Pereira
bei der Feier zum dritten Jahrestag der Unabhängigkeit, "aber
ich bin auch unglücklich, weil so viele Menschen noch immer
hungern. Sie brauchen Nahrung, sie brauchen ...
Antje Mißbach
Friede im Haus des Friedens?
132 Jahre Unabhängigkeitskampf der indonesischen
Provinz Aceh
"Kembali ke ibu pertiwi" heißt auf Deutsch so viel wie
"Zurück ins Mutterland" und meint eigentlich nichts anderes
als die Abkehr von regionalistischem Ungehorsam und die folgsame
Wiedereinordnung unter das Zepter des indonesischen
Einheitsstaates. Bereits wenige Tage nach dem verheerenden Tsunami
Ende 2004 forderte Theo Sambuaga, Kommissionsvorsteher der
Abteilung Sicherheit und Verteidigung des indonesischen Parlaments,
die unmittelbare Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen mit der
"Gerakan Aceh Merdeka" (Bewegung Freies Aceh, GAM). ...
Sabine Kurtenbach
Ein Staat ohne Gewaltmonopol
Kolumbien: Seit 200 Jahren im Krieg mit sich
selbst
Ein Aufschrei ging durch die kolumbianische Presse als das Land
in diesem Sommer auf der Liste gescheiterter Staaten des
US-amerikanischen "Endowment for International Peace" auf Platz 14
zwischen Nordkorea und Simbabwe eingestuft wurde. Kolumbiens Elite
rühmt sich nicht nur gerne, in der ältesten Demokratie
Lateinamerikas zu leben, sondern sieht das Land - bei allen
Problemen - durch die Politik des aktuellen Präsidenten
\Álvaro Uribe auf gutem Weg, die traditionelle Schwäche
des kolumbianischen Staats zu überwinden. Da passt es schlecht
ins Selbstbild, wenn das Land von außen so negativ bewertet
wird. ...
Josef-Thomas Göller
Unregierbare Perle der Karibik
Haiti versinkt trotz mehrfacher Interventionen im
Chaos
In Haiti, der einstigen französischen "Perle der Karibik"
ist jede Nacht die "Nacht der langen Messer". Alle namhaften
westlichen Hilfsorganisationen haben aufgegeben, dort ein Büro
zu unterhalten. Westliche Reporter halten sich nur tage- oder
stundenweise in Port-au-Prince, der ...
Edwina S. Campbell /Tony R. Mullis
Von Kansas in den Irak
Die US-Army muss aus den Erfahrungen der Vergangenheit
lernen
Schon lange vor ihrem Engagement in Somalia, Haiti und auf dem
Balkan in den 90er-Jahren war die US-Army im Einsatz, um
krigerische Konfliktparteien zu trennen, für Ordnung und
Stabilität in der zwischen den Fronten stehenden
Zivilbevölkerung zu sorgen und Bedingungen für freie und
gerechte Wahlen ...