Enquete-Kommission
14. Wahlperiode
Öffentliche Anhörungen
Fragenkatalog zur Anhörung
"Verhaltensbedingte Energieeinsparpotenziale"
1. Vorbemerkung
Der Begriff "verhaltensbedingte Potenziale" bezieht sich hier nicht
nur auf energierelevantes Endverbraucherverhalten im engen Sinn (z.
B. Senkung der Heiztemperatur). Es ist vielmehr erwünscht,
auch die Auswirkungen über den gesamten Produktlebenszyklus,
Wechselwirkungen zwischen Produktion und Konsum sowie
veränderte Nutzungsformen in die erweiterte Betrachtung von
verhaltensbedingten Potenzialen mit einzubeziehen.
2. Fragenkatalog
- Wie können aus Ihrer Sicht verhaltensbedingte Energiespar-
und CO2-Minderungspotenziale sinnvoll abgegrenzt
werden
- hinsichtlich organisatorischer Potenziale (z.B. Standby,
Nichtheizung unbenutzter Räume, gemeinschaftlicher Gebrauch
von Gütern, Leerlaufzeiten von Maschinen)
- hinsichtlich suffizienzorientierter Potenziale (z.B.
Verringerung der Raumtemperatur)
- hinsichtlich gering investiver Potenziale
- hinsichtlich Produkten, Verfahren und ökoeffizienten
Dienstleistungen?
- hinsichtlich organisatorischer Potenziale (z.B. Standby,
Nichtheizung unbenutzter Räume, gemeinschaftlicher Gebrauch
von Gütern, Leerlaufzeiten von Maschinen)
- Welche Veränderungen klassischer bzw. neuer Lebensstile
spielen im Kontext der nachhaltigen Entwicklung und speziell eines
nachhaltigen Energiesystems eine besondere Rolle?
- Verhaltensbedingte Potenziale beziehen sicht oft nur auf
Endverbraucher; inwiefern sind auch die Geschichte, die
Unternehmenskultur, das Marketing und das Leitbild eines
Unternehmens ("das Verhalten von Management und Unternehmen") und
die Wechselwirkung von Produzenten und Endverbrauchern relevant
für die Erschließung verhaltensbedingter
Potenziale?
- Inwieweit ergibt sich aus einer gesonderten Betrachtung von
Verhaltensänderungen auf der Design-, Planungs- und
Distributionsseite (Planer, Architekten, Handwerker, Verkäufer
etc.) ein wesentlicher Zugang zur Erschließung
verhaltensbedingter Potenziale?
- In welchen Sektoren und für welche Akteursgruppen sind
verhaltensbedingte Potenziale von besonderer Bedeutung (nach
absolutem und relativem Beitrag), wie würden Sie diese
quantifizieren
- private Haushalte
- Kleinverbrauch (einschließlich öffentlicher Einrichtungen und Dienstleistungssektor)
- Industrie
- Mobilität
Ist diese Klassifizierung nach Energiesektoren aussagefähig oder sollte nach Prozessketten und/oder Bedürfnisfeldern differenziert werden und wäre eine solche Klassifizierung praktikabel?
- Welche energierelevanten Anwendungen sind für
verhaltensbedingte Potenziale von besonderer Bedeutung (nach
absolutem und relativem Beitrag); lassen sich diese quantifizieren
und welchen Zeitrahmen (kurz-, mittel- und langfristig) für
die Realisierbarkeit lassen sich unterscheiden
- Raumwärme, Lüftung/Klimatisierung
- Warmwasser (Reinigung, Körperpflege etc.)
- Haushalts-, Büro- und andere Elektrogeräte
- Mobilität
- Beleuchtung
- Andere Prozesswärme und Kochen
- Standby und Bereitschaftsverbrauch
- Produktgebrauch.
- In welchen Bereichen und bei welchen Anwendungen/Technologien
sehen Sie welche Veränderungen für die Bewertung
verhaltensbedingter Potenziale bei signifikanten
Effizienzfortschritten?
- Verhaltensbedingte Potenziale betreffen den Ressourcenverbrauch
und Umwelteffekte während des gesamten Produktlebenszyklus
(z.B. Rohstoffgewinnung, Herstellung, Gebrauch, Rezyklierung,
Deponierung). Inwiefern können durch die Substitution
nutzungsäquivalenter Produkte und Dienstleistungen
Energieeinsparungen und CO2-Minderungen realisiert
werden (z.B. Ersatz des eigenen Autos durch Car-Sharing, Leasing
von effizienten Haushaltsgeräten oder Kopierern)?
- Welche Rolle spielt der gemeinschaftliche Gebrauch von Gütern?
- Welche Rolle spielen eigentumsersetzende Dienstleistungen ("nutzen statt besitzen"), langlebige und rezyklierbare Produkte?
- Ist es möglich, technologie- oder anwendungsspezifische
Zuordnungen zu treffen nach größerer Bedeutung von
Effizienzpotenzialen und Verhaltenspotenzialen? Welche Zuordnungen
würden Sie diesbezüglich vornehmen?
- Was sind die wichtigsten Determinanten von
Verhaltensänderungen? Welches sind die dahinterliegenden
kulturellen, sozialen und kognitiven Muster?
a) Welche hemmenden und fördernden Verhaltens- und Motivationseinflüsse halten Sie (für welche Zielgruppen) für wichtig (z. B. soziales Prestige und Anerkennung bei privaten Haushalten, Karrierebestrebungen beim technischen und kaufmännischen Management von Unternehmen und Verwaltungen, Alltagstrott bei Handwerkern, Maschinenführern und Hausmeistern, fehlende Anerkennung der Arbeiten bei welchen Akteursgruppen, ideeller Wettbewerb unter regionalen oder branchenorientierten Akteuren)?
b) Welche dieser hemmenden und fördernden Verhaltens- und Motivationseinflüsse sind in der energierelevanten Forschung wenig untersucht, aber nach Ihrer Auffassung von hoher Bedeutung für eine nachhaltige Energienutzung und –versorgung?
c) Wie könnten bestehende Kommunikationsnetzwerke und –wege, Ausbildungs- sowie Weiterbildungsaktivitäten genutzt werden, um die Motivation und das Bewusstsein für energierelevante Entscheidungen und Verhaltensweisen zu stärken bzw. zu schärfen. Welche Rolle spielen hierbei Verbände, der Städte- oder Gemeindetag, ihre Facharbeitsgruppen, ihre Jahresversammlungen, Bildungsinstitutionen, Vorbilder?
d) Unter welchen Trendwerten sollte man rationelle Energienutzung und emissionsarme oder -freie Energieträger "vermarkten" bzw. gruppenspezifisch akzeptabel machen? Welche Empfehlungen würden Sie daher an Technologieproduzenten, Vertrieb/Handel, Energieagenturen/Contracting Unternehmen, staatliche und kommunale Verwaltungen geben?
e) Welche Kommunikationswege in Unternehmen und Verwaltungen müssten wie genutzt werden, um nachhaltige Energienutzung und –versorgung in Unternehmen und Verwaltungen eine höhere Priorität und Aufmerksamkeit zu geben?
- Wie können Emissionsminderungs- oder Energiesparpotentiale
über Verhaltensänderungen adressiert werden?
- Welche Instrumente und Maßnahmen sind
sinnvoll?
- Welche zielgruppenspezifischen Instrumente sind sinnvoll,
welches sind die wichtigsten Differenzierungsmerkmale für die
Zielgruppen?
- Welche zeitliche Reichweite haben die entsprechenden
Impulse?
- Welche Anteile des theoretischen "Verhaltenspotenzials" können praktisch erschlossen werden?
- Welche Instrumente und Maßnahmen sind
sinnvoll?
- Welche konkreten Beispiele für erfolgreich umgesetzte
Instrumente und Maßnahmen zur Erschließung von
verhaltensbedingten und entscheidungsbedingten Emissionsminderungs-
oder Einsparpotenzialen gibt es (ggf. Kurzbeschreibung)?
- Kampagnen
- nformationelle Instrumente
- andere.
- Kampagnen
- Sind für diese konkreten Projekte Evaluationen
durchgeführt worden, welche Erfahrungen wurden gemacht und
welche Kosten sind aufgetreten (Anpassungskosten, gesellschaftliche
Kosten)?
- Welche "Nebenaspekte" in Bezug auf verhaltensbedingte
Potenziale müssen beachtet werden (Sicherheit, Gender, Wissen/
Information etc.)
Quelle:
http://www.bundestag.de/parlament/kommissionen/archiv14/ener/ener_anh2001/enerfra8