Ute Grundmann
Als neben dem Fachwissen an Universitäten plötzlich auch
Linientreue gefragt war
Ein exemplarisches Kapitel Leipziger
Hochschulgeschichte
"Wir müssen eine Fakultät haben, an der wir
promovieren können." So beschrieb der Staatssekretär
Gerhard Harig 1947 den Grund für die Einrichtung einer
"Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät" an der
Universität Leipzig. "Wir", das waren SED-Mitglieder und
-Kader, die auch ohne wissenschaftliche Voraussetzung akademische
Würden erlangen sollten. ...
Udo Scheer
"Ich dachte zum Schluss, dass ich schuld bin!"
Stasi-Traumata noch viele Jahre nach dem
Mauerfall
Auch wenn die Auseinandersetzung mit der Geschichte der beiden
deutschen Diktaturen inzwischen ganze Bibliotheken füllt,
bleibt sie im gesellschaftlichen Bewusstsein doch weitgehend
ausgespart. Ritualisiertes Gedenken im Wechsel der Jahrestage,
spektakuläre Enthüllungen, mitunter kurze Betroffenheit
...
Ruth May
Schwarze Löcher der neuen Welt
Schrumpfende Städte im Osten
In einem Interview mit dem Magazin "Focus" hat
Bundespräsident Horst Köhler erklärt, man müsse
endlich von der Subventionsmentalität Abschied nehmen. Es gebe
nun einmal ungleiche Lebenschancen. Jedem sei unbenommen, sich in
andere Regionen aufzumachen oder seiner Heimat treu zu bleiben, ...
Ute Grundmann
Die fremde und doch nahe Stadt
Rückkehr nach Görlitz
Lange Zeit war Görlitz für Michael Guggenheimer "nur
eine Fantasie" - der Name einer Stadt, in der seine Mutter geboren
wurde. Die jüdische Familie musste 1933 vor den
Nationalsozialisten fliehen; die Wanderung im Riesengebirge, die
man den Kindern ankündigte, war der Weg ins Exil. 60 Jahre
später steht das Mädchen von damals, nun mit Mann und
Sohn, wieder auf dem Görlitzer Obermarkt. Einen Stadtplan
braucht sie nicht; sie will aber nach zwei Stunden lieber nach
Dresden zurück. Der Sohn jedoch kommt immer wieder, er will
die fremd-nahe Stadt kennenlernen und schreibt ein besonderes Buch
darüber. ...
Robert Luchs
Waghalsiger Tanz auf dem Vulkan
Als Passfälscher dem NS-Regime entkommen
Selten gelingt es, eine Epoche anhand eines Einzelschicksals
darzustellen. Denn in vielen Romanen drängt das Erleben und
Erleiden des Protagonisten alles andere an den Rand, werden
zeitgeschichtliche Zusammenhänge gestreift, aber nicht
ausgeleuchtet. Die wechselvolle Zeitspanne zwischen Juni 1942 ...
Meike Gellert
Erinnerungen einer Überlebenden von Auschwitz
Frauen und Holocaust - eine andere Sicht
Lucille Eichengreen ist Jüdin und Überlebende des
Holocaust. 1941 wurde sie ins Ghetto von Lodz deportiert; sie hat
anschließend Auschwitz, Neuengamme und Bergen-Belsen
überlebt. In ihrem Buch "Frauen und Holocaust" beschreibt sie
nicht nur ihre persönlichen Erinnerungen, sondern schildert
...
Igal Avidan
Die Mutter mit Judenstern, der Sohn mit Ritterkreuz
Jüdische Soldaten in der deutschen
Wehrmacht
Während seines Heimaturlaubs 1943 besuchte der
Wehrmachtssoldat Joachim Cohen seinen jüdischen Vater - im KZ
Sachsenhausen. In einem aufwühlenden Gespräch versuchte
der Panzeroffizier, seinem Vater Mut zuzusprechen, dass er aus
seiner Haft freikomme, sobald der Krieg zu Ende ist. Dass die Nazis
den ...
Ursula Homann
Der alltägliche Antisemitismus
Wolfgang Benz zu brisanten Fragen
Wer hat dies nicht schon erlebt? Man befindet sich in einer bunt
gemischten Runde, die Gespräche plätschern dahin, und
plötzlich macht jemand eine flapsig abfällige Bemerkung
über Juden oder Israel. Wird der oder die Betreffende
daraufhin angesprochen, heißt es oft, eigentlich habe man
nichts gegen ...
Berndt-Jürgen Wendt
Einsichten eines überzeugten Wilhelminers
Ein düsteres Panorama des Deutschen Kaiserreiches im
Ersten Weltkrieg
Mag auch der Vizeadmiral Albert Hopman als Offizier aus der
"zweiten Reihe" nur wenigen Fachleuten bekannt sein, so verspricht
doch eine intensivere Beschäftigung mit dem Werdegang, dem
Weltbild und der Mentalität dieses typischen
Repräsentanten des Wilhelminischen Deutschland auch für
den historisch interessierten Laien in mehrfacher Hinsicht Gewinn;
dies um so mehr, als Michael Epkenhans, anerkannter Experte der
Flottenpolitik im Kaiserreich, hier eine vorbildlich eingeleitete
und kommentierte Edition der Selbstzeugnisse, angereichert durch
eine Fülle zusätzlicher Quellen und Informationen,
vorlegt. ...
Berndt Jürgen Wendt
"Er ist ein Kind und wird es immer bleiben!"
Desillusionierter Rückblick eines kaiserlichen
Hofmarschalls
Er ist ein Kind und wird es immer bleiben. Aber ein Kind mit
einer Machtfülle, die alles erschwert. Wenn nicht
unmöglich macht." Dieses vernichtende Charakterbild Wilhelms
II. entstammt der Feder eines Mannes, der als Hofmarschall sieben
Jahre, von 1903 bis 1910, nicht nur den Kaiser und seine ...
Andrea Dunai
Die Mär von Blut und Geschlecht
Eine Geschichte des Rassismus
Nach Fredrickson bedeutet eine bloße Feindseligkeit
Menschen fremder Kulturen oder Religionen gegenüber noch
keinen Rassismus; sie kann jedoch direkt in Rassismus münden,
sobald die Haltung in eine diskriminierende Handlung übergeht.
Er ist, sozusagen, eine moderne Zivilisationskrankheit, und als ...