Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 21-22 / 17.05.2004
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Klaus Löffler

Begehrte Stimmen: Die Erstwähler werden mit viel Aufwand in allen Medien umworben

Das schwierige Rendezvous am 13. Juni
Stell Dir vor, es ist Europawahl - und keiner geht hin! Junge Leute dürfen ab 18 wählen, aber wollen sie auch? Wenige Wochen vor der Wahl hat sich die gesteigerte Bedeutung des Europäischen Parlaments noch nicht bei allen Jungwählern herumgesprochen. Das Rendezvous mit der europäischen Geschichte am 13. Juni 2004 im Wahllokal könnten zu viele verpassen. Gerade junge Leute sollten wissen und fühlen, dass Europa immer wichtiger wird für ihre Zukunft. Deshalb enthält die überparteiliche Kampagne zur Wahlbeteiligung unter dem Slogan "Europa - eine gute Wahl" einen bewusst jugendlichen Akzent.

Die mit Abstand größte Medienwirkung wird von einer Fernsehspot-Serie ausgehen, die im Vorfeld der Europawahl ausgestrahlt wird. Prominente Schauspieler und TV-Moderatoren sprechen sich für die Teilnahme an der Europawahl aus. Dieses überparteiliche Europa-Engagement erfolgt übrigens honorarfrei, die Stars handeln aus Überzeugung für die Sache. Hier arbeiten das Bundespresseamt und das Europäische Parlament zusammen. Dem Bundespresseamt ist es gelungen, Sönke Wortmann als Regisseur zu gewinnen. Wortmann bescherte dem Publikum erfolgreiche Filme wie "Der bewegte Mann" und "Das Superweib". Größte Beachtung verdiente er sich mit der Verfilmung "Das Wunder von Bern", ein Film, der für die junge Generation die Ereignisse der Fußballweltmeisterschaft von 1954 erzählt. Vielleicht kann Sönke Wortmann an dieses Wunder anknüpfen und eine wunderbar hohe Wahlbeteiligung bewirken!

Als Medienpartner engagieren sich das ZDF sowie erstmals die Privatsender RTL und SAT1. Auch Jugendsender, beispielsweise VIVA, sind mit von der Partie in Form von Spots, die speziell auf die jugendliche Erlebniswelt abgestimmt sind.

Die Bundeszentrale für politische Bildung und das Europäische Parlament bringen einen nichtkommerziellen Spot in deutsche Kinos, der zur Teilnahme an der Wahl motiviert. Die beiden jungen Berliner Regisseurinnen Carola Pohl und Jana Schäfer gewannen den Wettbewerb. Gespielt wird "Stille Post" - mehrere junge Leute geben flüsternd eine Botschaft weiter. Die Zuschauenden hören nie, was gesprochen wird. Ihr Interesse wird geweckt: Was flüstern die denn da? Gibt es etwas, was ich nicht verpassen darf?

Die Orte des Geschehens verändern sich rasant. Vom Liebespaar spricht sich die Botschaft bis zum Bahnhof herum und kann sich durch Reisende in ganz Europa verbreiten. Die Rede ist, selbstverständlich, von der Europawahl am 13. Juni 2004. Gedreht wurde Ende März in Berlin, unter anderem mit dem Profi-Skateboarder und Schauspieler Lennie Burmeister ("Bungalow" von Ulrich Köhler), der Schauspielerin Marie-Ernestine Worch, die drei Jahre in der Serie "Hinter Gittern - Der Frauenknast" mitspielte, dem Schauspieler Roman Roth, bekannt aus der Serie "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten", sowie vielen anderen jungen Darstellern und Darstellerinnen.

Eine besonders zugkräftige Aktion ist der Wahl-O-Mat, eine spielerische Entscheidungshilfe (nicht nur) für Jungwähler im Internet. Hier können Wähler herausfinden, wofür die einzelnen Parteien inhaltlich stehen, wenn es um Europa geht. Anhand von 30 Testfragen zeigt die - von Jugendlichen mitentwickelte - Wahlhilfe im Internet (www.wahl-o-mat.de) dem Ratsuchenden, welche Partei ihm am nächsten steht. Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, und Nikolaus Brender, ZDF-Chefredakteur, haben die Idee und ihre Umsetzung in den Medien gemeinsam vorgestellt. Spitzenkandidaten der Parteien waren als erste Testpersonen dabei. Über den Event im Europäischen Haus in Berlin berichtete der "Spiegel" in einem launigen Beitrag und bezeichnete den Wahl-O-Mat als eine Art "Lügendetektor für Parteisoldaten". Das ZDF und weitere Sender werden immer wieder in ihren Programmen auf den Wahl-O-Mat hinweisen und zum Mitmachen einladen. Es ist gut möglich, dass mehrere Millionen junge Leute das Angebot annehmen werden.

Der Europabus rollt derzeit unter dem Motto "Europa - eine gute Wahl" quer durch Deutschland, im Auftrag des Europäischen Parlaments, der Europäischen Kommission und der Bundesregierung. Auch hier gibt es besondere Aktivitäten für junge Leute, der Bus ist ein "rollendes Klassenzimmer". Die Nachfrage ist sehr lebhaft, bisher waren ca. 400 Schulklassen in 30 Städten dabei. Experten und Europaabgeordnete stehen den Schülern Rede und Antwort, in der Regel sind Tageszeitungen als Medienpartner dabei. Die Broschüre "Europa 2004 - Alles Wissenswerte über die Europäische Union" kommt in immer mehr Schulen als Lehrmaterial zum Einsatz.

Preis: Eine Reise nach Straßburg

In der Kampagne werden auch junge Familien angesprochen. Wichtigstes Beispiel ist ein Preisausschreiben unter dem Titel "Mit Europa gewinnen". Hauptpreis ist eine Reise nach Straßburg zum Europäischen Parlament und in den Europapark Rust für die gesamte Familie. Dies ist Teil einer Aktion, die das Europäische Parlament gemeinsam mit dem ZDF und dem Europapark veranstaltet.

Viele junge Leute beteiligen sich an der Europawoche im Mai, die dieses Jahr ganz im Zeichen der Erweiterung und der Europawahl steht. Hier gibt es viele Gelegenheiten, um auf die Europawahl hinzuweisen und zur Teilnahme zu motivieren. Immer mehr junge Europäer sind schließlich selbst Teil einer großen Erfolgsgeschichte: Mehr als eine Million junge Leute haben bisher am Jugendprogramm Erasmus teilgenommen.

Dr. Klaus Löffler leitet das Berliner Informationsbüro des Europäischen Parlaments.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.