Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 46 / 08.11.2004
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Constanze Hacke

Eleganz als Lebensform

Cary Grant: Der Hollywood-Charmeur

Beinahe wäre dieser Inbegriff der Eleganz in der Anonymität verblieben, denn eigentlich hatte Paramount ihn nur als Gary-Cooper-Billig-Version eingekauft, um dem großen Star Cooper eins auszuwischen. Der Neue, Archie Leach, sollte sich erstmal einen neuen Namen suchen: Kurz sollte er sein, wies ihn das Studio an. Aus einer Liste wählte der 28-Jährige einen Namen aus, der sich schnell in das Ge-dächtnis des Publikums einprägen sollte: Cary Grant.

Archie Leach hatte jetzt zwar einen neuen Namen, aber um eine eigene Filmkarriere aufzubauen, musste er sich neu erfinden. Zu diesem Zeitpunkt war der gebürtige Brite bereits seit mehr als zehn Jahren in den USA. Grant war mit einer Komödiantentruppe 1920 nach New York gekommen. Die Truppe rund um Bob Pender war für das Hippodrome engagiert worden, wo sie mehr als 450 Vorstellungen ihres Programms "Good Times" gab und anschließend quer durch Amerika tourte. Zwei Jahre später ging er zurück nach New York, trat in Varietes auf und nahm Gesangstunden, was ihm die erste Rolle in einer Broadway-Show verschaffte. Eine kleine Rolle in dem Paramount-Streifen "Singapore Sue" verschaffte Leach den Kontakt zu den Studios der Westküste - und den Einstieg in die Filmbranche. Sein gutes Aussehen, sein Charme und sein manchmal spitzbübisches, manchmal hilfloses Lächeln verhalf ihm schnell zu einem Etikett - und zu einem Image, das ihn sowohl für komische als auch mysteriöse und geheimnisvolle Rollen prädestinierte.

Als 1937 sein Vertrag mit Paramount auslief, hatte Grant schon in mehr als 30 Filmen mitgespielt. Er hatte es geschafft, sich selbst neu zu erfinden - als eleganter, moderner Gentleman. Dieses selbst gewählte Image durchzieht jede seiner Gesten und Bewegungen. Sein stets eleganter Charme kombiniert sich mit einer zurückhaltenden Komik und seiner Fähigkeit zu hintergründiger Ironie.

Grant entschied, sich fortan auch selbst zu ver-markten und band sich nie wieder mit einem festen Vertrag an nur ein Studio. Er wählte nun seine Filme selbst aus und drehte Klassiker wie "Leoparden küsst man nicht" mit Katherine Hepburn oder "Über den Dächern von Nizza" mit Grace Kelly. Wurde er bekannt mit Salonkomödien, interessierten sich bald schon Regisseure wie Alfred Hitchcock für ihn. Das Bild des freundlichen jungen Mannes, der durch widrige Umstände in schreckliche Situationen gerät, zieht sich durch viele Filme Grants; "Arsen und Spitzen-häubchen", der Hitchcock-Thriller "Berüchtigt" oder "Der unsichtbare Dritte" sind nur einige Beispiele dafür.

Insbesondere die weiblichen Fans lagen dem Hollywood-Charmeur zu Füßen. Er selbst war beiden Ge-schlechtern zugetan, war fünfmal verheiratet und lebte zwischen seinen Ehen mit dem Schauspieler Randolph Scott zusammen. Erst spät wurde Cary Grant selbst Vater: Als in seinen Mitt-Sechzigern Tochter Jennifer geboren wurde, brachte dies Ruhe in das Leben des Film-Gentlemans. Cary Grant trat nun ab von der Bühne, kultiviert, nonchalant und leise; er starb 1986 an den Folgen eines Schlaganfalls. Einen Nachfolger für den Gentleman - noch nicht einmal eine Billigversion - ließ sich nicht mehr finden. In diesem Jahr wäre Cary Grant 100 Jahre alt geworden.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
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