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053/2005
Datum: 23.02.2005
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heute im Bundestag - 23.02.2005

Gerontologe Kruse kündigt Perspektivenwechsel im Altenbericht an

Ausschuss für Familie, Frauen, Jugend und Senioren (Anhörung)

Berlin: (hib/KHB) Der Vorsitzende der von Bundesministerin Renate Schmidt (SPD) berufenen Sachverständigenkommission für den 5. Altenbericht, der Heidelberger Professor Andreas Kruse, hat am Mittwoch den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über den Stand der Arbeiten informiert. Die Kommission will den Bericht unter dem Thema "Potenziale des Alters in Arbeit und Gesellschaft" im Sommer der Bundesregierung übergeben. Kruse kündigte einen Perspektivenwechsel an; der Bericht werde Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen älterer Menschen in und für die Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen und mit überholten Vorstellungen vom älteren Menschen aufräumen.

Es komme vor allem darauf an, ältere Menschen ein selbstverantwortetes Leben führen zu lassen. Dazu seien Bildungsangebote das ganze Leben lang nötig, vor allem für bildungsfernere Schichten. Ältere Menschen sind nach Auffassung der Kommission aber auch "in der Pflicht", sich lebenslang zu bilden. Die Unternehmen müssten erheblich mehr Qualifizierungsangebote anbieten, die auch im Alter Früchte tragen. Kruse setzte sich für eine flexible Altersgrenze in der Arbeitswelt ein: Wer länger als 65 Jahre arbeiten wolle, sollte das tun können. "70-, 75- oder 80-Jährige haben bemerkenswerte intellektuelle und kulturelle Stärken." Wenn in Deutschland nur knapp zwei Fünftel der 55- bis 64-Jährigen noch im Arbeitsprozess seien, verschleudere die Gesellschaft menschliches Kapital. In Skandinavien oder der Schweiz liege dieser Anteil bei über zwei Dritteln. Die Politik müsse Anreize schaffen, damit ältere Menschen von sich aus noch arbeiten wollten.

Schon jetzt leisteten ältere Menschen einen öffentlich kaum bemerkten "beachtlichen Beitrag zum Zusammenhalt der Generationen". Ebenso sei die Solidarität zwischen Alten und Jungen in der Gesellschaft erheblich größer als angenommen, wenn Familien vier Fünftel aller chronisch Kranken in Deutschland versorgten. Allerdings habe diese Art Solidarität in der älter werdenden Gesellschaft und bei kleiner werdenden Familien ihre Obergrenze erreicht. Hier komme es darauf an, familiäre Hilfe, ehrenamtlichen Einsatz und professionelle Hilfe der Pflegedienste zusammen zu führen. Kruse kann sich vorstellen, dass Betriebe neben Kindergärten auch Pflegestellen für ältere Menschen einrichten, damit diese tagsüber in der Nähe ihrer arbeitenden Familienangehörigen sind. Dem Vorschlag von Abgeordneten der Bündnisgrünen, zu der bereits bestehenden Elternzeit für Kinder eine "Pflegezeit" für ältere Menschen einzuführen, war Kruse nicht abgeneigt, meinte aber, dieser Gedanke werde sich wohl noch nicht im nächsten Altenbericht finden.

Gerade ältere Menschen sind nach Erkenntnissen der Kommission bereit, ehrenamtlich tätig zu sein, suchten aber nicht selten vergeblich nach entsprechenden Angeboten. Kruse forderte: "Wir müssen das Alter aus der privaten Welt herausholen!" Er nannte es extrem bedeutsam, mit der Diskriminierung des Alters aufzuhören. Die älter werdende Gesellschaft werde zudem ganz entscheidenden Auswirkungen auf den Seniorenmarkt haben.

Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2005/2005_053/07
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