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14. Wahlperiode
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Protokoll-Nr. 14/73
DEUTSCHER BUNDESTAG
Ausschuss für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
14. Wahlperiode
22 38-24 50



Wortprotokoll

der

73. Sitzung

des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
(10. Ausschuss)


am Montag, 8. Oktober 2001, 11.00 Uhr
(Berlin, Reichstagsgebäude, SPD-Fraktionssitzungssaal 3 S. 001)

Öffentliche Anhörung

zum Thema

-Grüne Gentechnik-

Vorsitz: Peter Harry Carstensen (Nordstrand), MdB

SEITE:


Einziger Punkt der Tagesordnung


Öffentliche Anhörung zum Thema


-Grüne Gentechnik- 7 - 57
dazu: Stellungnahmen der Sachverständigen
14/562 Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie im VCI (DIP)
14/563 Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
14/564 Dr. Tappeser, Öko-Institut Freiburg
14/565-neu DBV
14/566 Prof. Jany, Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik
14/568 Dr. Then, Greenpeace
14/587 Ernst-Michael Epstein



Der Vorsitzende eröffnet die 73. Sitzung und begrüßt neben den Gästen und den Mitgliedern des Ausschusses und anderer Ausschüsse, insbesondere die Sachverständigen, und zwar

Dr. Gerke, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL),
Dr. Heim, vom Deutschen Bauernverband (DBV),
Dr. Katzek, Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie im VCI (DIB),
Dr. Then, Greenpeace e. V.

und als Einzelsachverständige

Dr. von Broock, Dr. Dolata, Ernst-Michael Epstein, Prof. Dr. Jacobsen, Prof. Dr. Jany sowie Prof. Dr. Willmitzer.

Weiterhin begrüßt er ganz herzlich den Ausschuss-Vorsitzenden des Agrarausschusses der Russischen Duma, Vladimir Plotnikow.

Der Vorsitzende erklärt, dass er in das Thema ?Grüne Gentechnik? nicht groß einzuführen brauche. Gerade in Deutschland habe man sehr frühzeitig im Vergleich zu anderen Ländern mit dieser Debatte begonnen. Der Stand der Diskussion sei bekannt. Während auf der einen Seite klare und praktikable Rahmenbedingungen eingefordert würden, um das Potenzial der Gentechnik verstärkt nutzen zu können, werde auf der anderen Seite die bisherige Risikoabschätzung für einen breiten Einsatz als noch nicht ausreichend betrachtet.
Nachdem das von der Bundesregierung und der Wirtschaft ursprünglich geplante Forschungs- und Beobachtungsprogramm im Frühjahr dieses Jahres erst einmal ausgesetzt worden sei, gebe es hier einen gewissen Stillstand. Entscheidend werde sein, wie der Verbraucher reagiere, wobei die Frage der Kennzeichnung eine wichtige Rolle spiele. Schon jetzt seien zahlreiche Produkte auf dem Markt. Ziel sollte es daher sein, zu einem möglichst breiten Konsens hinsichtlich Nutzen und Risiken der Gentechnik zu kommen.
Zum Ablauf der Anhörung weist er darauf hin, dass von einer Reihe von Sachverständigen Antworten auf den Fragenkatalog übermittelt worden seien. Diese Stellungnahmen lägen aus. Er bittet die Sachverständigen, mit einem kurzen Statement zu beginnen und dann in die Frage- und Antwortrunden einzutreten. Nach den Statements der Sachverständigen sollten die Obleute des Ausschusses die erste Fragerunde bestreiten.

Dr. Gerke, AbL, erklärt, dass er auf drei Punkte eingehen möchte. Zum ersten auf die Bedeutung der Grünen Gentechnik für die Landwirtschaft und für den Ökoanbau. Man müsse darauf achten, dass auch andere wirtschaftliche Aspekte beleuchtet würden bei dem Einsatz der Grünen Gentechnik. Die Richtlinien des Ökoanbaus schrieben weltweit vor, dass kein gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut eingesetzt würde. Dagegen habe sich vor ein paar Jahren massiv die US-Bundesregierung gewandt. Sie hätte auch für den Ökolandbau gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut zulassen wollen, aber der Druck auf die Absatzmärkte sei so stark gewesen, dass auch die US-Regierung den internationalen Richtlinien letztendlich hätte zustimmen müssen, die den Einsatz kategorisch verböten. Wenn man z. B. in Deutschland im konventionellen Anbau gentechnisch verändertes Saatgut in großem Umfange in der Zukunft anwenden würde, würde dies, wie die großen Feldversuche zeigten, im Konsumanbau in den USA oder Kanada dazu führen, dass diese Pflanzen auf Flächen, auf denen kein gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut angebaut worden sei, über kurz oder lang auftreten würden. Damit könnten diese Flächen, die mit diesem Saat- und Pflanzgut letztendlich kontaminiert seien, nicht mehr ökologisch genutzt werden. Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen im größeren Umfang impliziere zwingend, dass man in diesen Regionen keinen ökologischen Landbau mehr betreiben könne.
Man würde sich damit in Deutschland den ökologischen Landbau, der eine Wachstumsbranche sei, in der Konsequenz langfristig kaputtmachen. Es würde möglicherweise dazu führen, dass andere Länder wie z. B. Österreich, Dänemark oder auch Frankreich den Bedarf für diese Produkte bedienen müssten. Dies wäre ein massiver Nachteil für die deutsche Landwirtschaft.
Etwas Ähnliches gelte auch für Qualitätsprogramme im konventionellen Anbau. Z. B. verbiete auch das Neulandfleischprogramm den Einsatz von gentechnisch verändertem Saat- und Pflanzgut. Das Neulandprogramm sei sehr erfolgreich, besonders nach der BSE-Krise. Auch dies wäre dann nicht mehr möglich. Man könne dann keine Qualitätsprogramme, die auf gentechnisch veränderte Produkte verzichteten, mehr durchführen.
So habe in Mecklenburg ein benachbarter Betrieb seines Betriebes über fünf Jahre einen Gentechnikversuch betrieben, in dem Raps und Zuckerrüben angebaut worden seien. Bei der Vermarktung seiner ökologischen Früchte sei immer wieder nachgefragt worden, ob es sich bei seinem Betrieb um den Ort handele, an dem auch dieser Gentechnikversuch stattfinde. Er hätte immer darlegen können, dass er keine Ölfrüchte, sondern Getreide anbaue. Wenn er z. B. Ölfrüchte, also Raps angebaut hätte, dann wäre die Vermarktung entweder gar nicht möglich oder sehr erschwert gewesen. Diese Konsequenzen müssten bei einer politischen Entscheidung mit berücksichtigt werden.
Des weiteren erklärt er, dass immer argumentiert werde, gentechnisch veränderte Züchtungsmethoden würden es ermöglichen, in Zukunft besonders den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Man wisse, dass bis heute Züchtungsmethoden im Wesentlichen darauf abzielten, bestimmte Herbizidresistenten einzukreuzen. Die Methoden von Firmen würden entwickelt, die auch gleichzeitig Herbizide herstellten und diese auch in hohem Maße vermarkten wollten. Dies sei ein Nachteil für die kleineren und mittelständischen Züchtungsunternehmen, die gerade auf dem Resistenzsektor mit konventionellen Züchtungen in der Vergangenheit sehr viel erreicht hätten.

Dr. Heim, DBV, erklärt, dass sich die Landwirtschaft im Zusammenhang mit der Gentechnik nicht in einer sehr komfortablen Situation befinde. Zur Wende in der Agrarpolitik gehöre zum einen das Jahr 1992, als durch die Agrarreform die Preise gesenkt, der Handel liberalisiert und zusätzlich eine Ausgleichszahlung eingeführt worden seien. Ursache hierfür seien die Verhandlungen im Rahmen des GATT, später dann der WTO gewesen. Heute befinde man sich in WTO II. Die Verhandlungen liefen planmäßig weiter. Basis für die Verhandlungen sei der sog. Artikel 20, der damals verabschiedet worden sei. Darin heiße es schlicht und einfach, dass eine weitere Liberalisierung, eine weitere Senkung der Zölle und eine weitere Senkung der Subventionen angestrebt werde. Durch diese Verhandlungen würde der weltweite Im- und Export liberalisiert. Es werde möglich, dass Produkte über die Grenzen geliefert würden, mit oder ohne Kontrollen. Im Rahmen dieser Importe könne man in Deutschland seit mindestens zwei Jahren Produkte in der Landwirtschaft in Form von Futtermitteln einsetzen. Übrig bleibe eine Wettbewerbsverzerrung, der die deutsche Landwirtschaft ausgesetzt würde. Dies alles sei durch die Wende in der Agrarpolitik 1992 versucht worden.
Seine zweite Bemerkung beziehe sich auf die Landwirtschaft. Es gebe das Problem, dass GVO Spuren im Z-Saatgut vorhanden seien, obwohl keine planmäßige Verwendung von GVO-Saatgut vorliege. Wenn solche Spuren auftauchten, sei häufig der Landwirt letztendlich der Prügelknabe. Man habe einen solchen Fall erlebt. Ein Landwirt habe Totalverluste hinnehmen müssen. Das heiße, dass man sich mit einer Toleranzschwelle für GVO-Bestandteile im Saatgut auseinandersetzen müsste. Es müssten Regelungen getroffen werden, damit der Landwirt nicht das letzte Glied in der Kette sei.
Was die Ängste in der Bevölkerung betreffe, so nehme der DBV sie ernst. Man habe erklärt, dass kein GVO-fettverändertes Saatgut in der Landwirtschaft eingesetzt werden solle, außer im Versuchsanbau. Man habe z. B. bei Zuckerrüben eine Selbstverpflichtungserklärung mit den Züchtern abgeschlossen, die beinhalte, dass zunächst einmal bis zum Jahr 2004 kein GVO-Saatgut produziert, zur Verfügung gestellt und eingesetzt würde. Dann werde man sehen, wie weit man sei und ob dieser Termin verlängert werde. Dies möchte er als Beispiel dafür erwähnen, dass man die Ängste der Bevölkerung sehr ernst nehme. Man brauche weitere wissenschaftliche Abklärungen. Es gebe schon Ergebnisse der Wissenschaft, von vielen würden sie aber nicht akzeptiert. Hier müsse noch nachgefasst werden.
Abschließend begrüßt er, dass sich der Bundestag mit der Grünen Gentechnik befasse. In diesem Bereich müsse noch einiges geklärt werden.

Dr. Katzek, DIB, legt einige zentrale Thesen dar. Als erstes berichtet er über die Erfahrungen, die man im Bereich der Grünen Gentechnik in den letzten fünf Jahren gesammelt habe. Man habe auf ca. 120.000 Hektar Anbauerfahrung in verschiedenen Ländern dieser Erde. Zum Vergleich dazu betrage die Anbaufläche in Deutschland etwa 12 Mio. Hektar. Insofern könne man sagen, dass der DIB über enorme Erfahrungen verfüge.
Als zweite These erklärt er, dass die Vorteile für diejenigen, die die Grüne Gentechnik anwendeten, enorm seien. 70 % aller Sojapflanzen in den USA seien gentechnisch verändert, ebenso 90 % aller Sojapflanzen in Argentinien und in Brasilien, wo der Anbau derzeit noch auf Grund der Klage von Verbraucherverbänden verboten sei, seien im letzten Jahr 200.000 Tonnen aus Argentinien eingeschmuggelt worden durch die Landwirte, weil sie der Meinung seien, es handele sich um positive Produkte. Das Potenzial der Grünen Gentechnik sei allgemein anerkannt. Das Vorsorgeprinzip werde umgesetzt. Es gebe keinen anderen Bereich, der derartig eng von einem gesetzlichen Korsett umgeben sei.
Was man derzeit bräuchte, wäre eine konsistente Politik. Daran mangele es in der Tat. Was nützten Forderungen zur Forschung, Gründung von kleinen und mittleren Unternehmen, wenn der entscheidende Schritt für jedes Unternehmen, nämlich der Marktzugang, verbaut würde. Sowohl die derzeitige Politik der Bundesregierung als auch die anstehenden Gesetze führten de facto dazu, dass es keinen Marktzugang gebe. Damit könne man die ganzen Investitionen im Bereich der Förderung, auf die die Bundesregierung sehr stolz sei, im Prinzip vergesse. Er glaube, dass dies eine falsche Entwicklung sei. Man bräuchte praktikable Gesetze. Das Thema Schwellenwert sei hier schon angesprochen worden. Er glaube, dass die Analogie gerade aus dem Ökoanbau zeige, dass man schon vor vielen Jahren dort praktikable Werte auch als notwendig anerkannt habe. Im Ökolandbau sei es auch so, dass es einen Schwellenwert in Höhe von 5 % bei Produkten gebe, die aus sehr konventionellen Lebensmittelherstellungen herrühren, weil man einfach erkannt habe, dass es in der Natur keine hundertprozentige Reinheit gebe. Er denke, dass man auch hier eine Analogie zur Frage der Schwellenwerte ziehen müsse. Dies bedeute aber auch, dass man die verschiedenen Formen der Landwirtschaft ermöglichen müsse. Selbst wenn die Bundesregierung ihr Ziel - 20 % Ökolandbau bis zum Jahre 2010 - erreichte, habe man noch 80 % von Landwirten, die anders agierten. Ein gegeneinander Ausspielen von Ökolandbau und der Anwendung der Gentechnik tue weder der Landwirtschaft noch der gesellschaftlichen Diskussion gut.
Schließlich fördere die derzeitige Situation ganz erheblich die Unsicherheit und führe zu beträchtlichen Rückschritten. Bestimmte Projekte im Bereich der Sicherheitsforschung, finanziert durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie, könnten derzeit nicht durchgeführt werden, weil die Politik sich schlicht und einfach weigere, z. B. diese Schwellenwertregelung, die es in der EU bereits gebe, auch in Deutschland anzuwenden. Die Zahl der Freilandversuche sei in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen. Im Jahre 1999 habe es etwa 150 Nachmeldungen gegeben für Freilandversuche in Deutschland. Im Jahre 2001 seien es gerade nur noch 30 gewesen. Wenn man nicht vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen habe, wäre die Folge, dass gut ausgebildete Wissenschaftler Deutschland verließen, jedenfalls, wenn sie im Bereich der Grünen Gentechnik arbeiten wollten.

Dr. Then, Greenpeace e. V., erklärt, dass sich die Grüne Gentechnik derzeit in der Krise befinde. Dafür seien im Wesentlichen drei Gründe verantwortlich. Die Vorteile seien oftmals nicht belegbar, die grundsätzliche Frage des Risikos sei nicht gelöst und es gebe essentielle Probleme bei der Regulierung der Gentechnologie.
Die Vorteile der Gentechnologie, die oft angepriesen würden, seien derzeit nicht belegbar. Im Bereich des Anbaus von herbizidresistenten Sojabohnen in den USA zeigten Zahlen des Landwirtschaftsministeriums, dass der Herbizideinsatz bei Sojabohnen gestiegen, und die Leistung um 5 bis 10 % gesunken sei. Bei Pflanzen, die inzwischen gegen Insekten resistent seien, habe der Insektizideinsatz nicht gesenkt werden können, weil diese Pflanzen nur gegen ein bestimmtes Spektrum der Insekten resistent wären. Die Positivversprechungen im Bereich der Lebensmittel, die einen positiven Effekt für die Gesundheit der Menschen hätten, wären durch die Technologie nicht vorangebracht worden. Bekanntestes Beispiel sei der Vitamin-A-Reis. Es werde noch mindestens fünf Jahre dauern, bevor eine Aussage getroffen werden könne, ob derartige Pflanzen jemals für den praktischen Landbau genutzt werden könnten oder nicht. Andere Beispiele wie allergiefreier Reis seien erstmal gestoppt worden, weil die untersuchte Fragestellung viel zu komplex sei.
Die Risikofragen seien nicht gelöst. Im Rahmen der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes habe man festgestellt, dass Gene wesentlich komplexere Aufgaben hätten als bisher angenommen. Es gebe inzwischen Erkenntnisse darüber, dass die Mehrzahl der Gene mehrere Funktionen übernehmen könne. Der Anfangsvorbehalt sei somit aktueller denn je. Er könne mit den derzeit üblichen Methoden nicht weiter eingegrenzt werden. Die Molekulargenetik produziere zur Zeit mehr Fragen als sie Antworten geben könne. Von einem Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen und gentechnisch verändertem Saatgut in der Praxis sollte abgesehen werden.
Der dritte Punkt sei, dass die Regulierung vor fast unlösbaren Fragen stehe. Von der Industrie werde gefordert, sog. Toleranzwerte einzuführen. Interessanterweise sollten diese Toleranzwerte auch eingeführt werden für gentechnisch veränderte Konstrukte, Pflanzen und Saatgut, die durch die Europäische Union nicht zugelassen worden seien. Das hieße, die Industrie befürworte derzeit neben den zugelassenen GVO auf dem Markt eine zweite Sparte von nicht zugelassenen Genkonstrukten, über deren Sicherheit man nichts aussagen könne. Dabei laute die Sicherheitspolitik der Europäischen Union, dass gentechnisch veränderte Organismen nur auf den Markt kämen, wenn sie entsprechend geprüft worden seien.
Der Hintergrund dieser dennoch durchgeführten Praxis sei klar. Es gehe um die Frage der Auskreuzung. Greenpeace habe vor zwei Wochen ein Feld in Niedersachsen entdeckt, wo man die Auflagen der Freisetzung so weit unterlaufen habe, dass der Abstand zum Maisanbau auf fünf oder sechs Meter reduziert worden sei. Die Maispflanzen seien somit kontaminiert worden. Greenpeace habe dies nachgewiesen. Somit sei das Problem der Auskreuzung oder der Kontamination ein großes Problem.

Dr. von Broock erklärt, dass er Pflanzenzüchter sei und in einem von etwa 50 mittelständischen Unternehmen, die sich mit der Züchtung von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen beschäftigen, arbeite. Dort sei es Ziel, Sorten bereitzustellen, die dem Landwirt eine Verbesserung gegenüber dem augenblicklichen Status geben. Der Landwirt möchte mit weniger Aufwand einen möglichst stabilen Betrag eines gut vermarkteten Produktes mit hoher Qualität. Dazu werde die Gentechnik ein wichtiges Werkzeug liefern und schneller und zielgerichteter als bisher diese Ziele zu verfolgen. Wenn die Bedingungen für die Arbeit mit der Gentechnik noch schwieriger würden, würde man den großen Unternehmen in die Hände spielen und es den kleinen schwierig machen, sich noch weiter mit Gentechnik zu beschäftigen. Einige der ihm übermittelten Fragen zeigten zudem, dass der Nachteil generell in der Gentechnik gesehen würde, ohne dabei den Einzelfall zu unterscheiden. Er möchte dafür plädieren, dass man von Fall zu Fall die Dinge beurteile und nicht alles über einen Kamm schere.
Wenn man über die Grenzwerte und Toleranzen spreche, möchte er darauf hinweisen, dass es in der Natur nicht üblich sei, völlig vermischungsfrei Saatgut erzeugen zu können, z. B. bei Fremdbefruchtern. Dies sei einfach unmöglich, da Pollen weit flögen. Selbst bei Klonsorten wie Kartoffeln werde es nicht möglich sein, eine 100%ige Garantie zu haben. Außerdem wäre es nicht nachweisbar. Wenn man alle Körner eines Saatguts untersuche, habe man anschließend nichts mehr zum Aussäen. Man könne nur eine Stichprobe nehmen. Eine Stichprobe bürge immer eine gewisse Fehlervarianz. Er möchte daher dafür plädieren, über handhabbare Grenzen in den Toleranzen zu diskutieren. Man könnte sich an den jetzt schon praktizierten Toleranzen nach der Saatgutverkehrsordnung orientieren.

Dr. Ulrich Dolata, Universität Bremen, erklärt, dass er sich zu den Märkten und der ökonomischen Bedeutung der Grünen Gentechnik, den dortigen Industriestrukturen und den möglichen Arbeitsplätzen äußern werde. Auf dem Weltmarkt für Saatgut und Pflanzenschutzmittel würden zur Zeit Umsätze in Höhe von etwa 40 Mrd. Dollar erzielt. Dies sei im Vergleich zum Pharma-Weltmark mit 300 Mrd. Dollar ein vergleichsweise kleines ökonomisches Segment, das sich zur Zeit durch Stagnation und rückläufige Umsätze auszeichne. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte würden tendenziell fallen. Landwirte würden weniger anbauen und weniger nach Pflanzenschutzmitteln und Saatgut fragen. Somit sei die Ertragssituation in den letzten Jahren als prekär zu bezeichnen. Die Folge sei, dass es seit einigen Jahren einen harten Kampf um Marktanteilsverschiebungen zu Lasten der Mitkonkurrenten sowohl im Saatgutmarkt als auch im Bereich der Pflanzenschutzmittel gebe. Alle größeren Unternehmen würden Versuche zur Erweiterung der Marktpositionen vor allem mit neu entwickelten Kombiangeboten aus gentechnisch verändertem Saatgut und darauf abgestimmten Pflanzenschutzmitteln durchführen. Die Marktführer im Markt für Pflanzenschutzmittel seien zugleich die weltweit größten Saatgutproduzenten. Man habe es mit einer beachtlichen Fusion- und Aquisitionsdynamik auf diesen beiden Gebieten zu tun, die die ohnehin hohe Konzentration der beiden Branchensegmente in den vergangenen Jahren nochmals erhöht habe. Das letzte Beispiel sei die Übernahme von Aventis durch Bayer. Während 1997 die sieben größten Unternehmen noch einen Weltmarktanteil von 60 % für Pflanzenschutzmittel hätten, würden heute die ersten sechs bereits über 80 % auf sich vereinigen. Die fünf größten Saatgutunternehmen würden mittlerweile über 40 % des kommerziellen Saatgutmarktes weltweit und nahezu 100 % des transgenen Saatgutmarktes umfassen. Dies seien etwa 7 bis 8 % des gesamten Saatgutweltmarktes. Das, was dort geliefert werde, stamme nahezu ausschließlich von den fünf größten Unternehmen. Man habe es hier mit hoch konzentrierten Anbietermärkten zu tun, die von einem halben Dutzend Konzernen weltweit beherrscht würden. Biotechnologiefirmen, die im pharmazeutischen Innovationsprozess eine wichtige und tragende Rolle spielten, seien hier von untergeordneter Bedeutung, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Vereinigten Staaten. Die kommerzielle Nutzung und Entwicklung der Gentechnik im Pflanzenbereich sei nahezu ausschließlich ein Projekt weniger Großunternehmen.
Die Frage nach möglichen positiven Aspekten auf die Arbeitsplätze in der ?Grünen Gentechnik? würde er eindeutig mit nein beantworten. Er sehe nicht, dass die Pflanzengentechnik irgendeinen nennenswerten Beitrag zu der Arbeitslosigkeit in Deutschland oder sonstwo in absehbarer Zeit beitragen könnte, da man es im großindustriellen Sektor im Pflanzenschutz- und im Saatgutmarkt mit einem Konzentrations- und Fusionsprozess zu tun habe. Dies sei generell arbeitsplatzvernichtend. Ziel dieses Verfahrens sei es, regelmäßig Vereinfachungen durchzuführen und Zusammenlegungen zu erreichen. Allein Bayer werde nach dem Kauf von Aventis auf diesem Gebiet 4.000 Arbeitsplätze abbauen. Biotechnologie-Firmen hätten generell geringe positive Arbeitsplatzeffekte. Insgesamt gebe es in Deutschland etwa 10.000 Arbeitsplätze mit gut 300 Firmen, die sich mit Biotechnologie befassten. Von denen seien allerdings nur 10 bis 15 % im Bereich der Pflanzenbiotechnologie und Ernährung tätig. Bei mittelständischen Pflanzenzüchtern sehe er perspektivisch das Problem, dass auch sie zunehmend in ökonomische Schwierigkeiten geraten könnten. Für die Landwirtschaft sei die ?Grüne Gentechnik? eine Substitutions- und Rationalisierungstechnologie. Sie werde auch dort den Trend zu rückläufiger Beschäftigung nicht aufhalten. Heutzutage seien nur noch Fundamentalisten der Auffassung, dass Gentechnik auf absehbare Zeit tatsächlich zu nennenswerten positiven Arbeitsplatzeffekten führen könnten.

Ernst-Michael Epstein erklärt, dass die Gentechnik von Anfang an eine umstrittene Technologie gewesen sei, insbesondere im Bereich der Lebensmittel. Der massenhafte Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft und auch in der Lebensmittelwirtschaft sei erfolgt, bevor die Risiken hinreichend geklärt und der Nutzen nachgewiesen worden sei. Die Folge davon sei, dass bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine große Verunsicherung eingetreten sei und eine starke Skepsis vorherrsche. Darüber hinaus habe es bei der Einführung erster Produkte, die im Lebensmittelsektor auf den Markt gekommen seien, wie z. B. die Sojabohne 1996, ein falsches Krisenmanagement gegeben. Die politische Beratung in jener Zeit über die Novel-Food-Verordnung habe auf die Ängste und die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher unzureichend Rücksicht genommen. Eine Kennzeichnung sei vom seinerzeitigen Kommissar für die Verbraucher als nicht notwendig angesehen worden. So etwas sei bei der Einführung einer neuen Technologie nicht dazu geeignet, Vertrauen zu schaffen.
Erfreulicherweise scheine jetzt ein Umdenken stattzufinden. Auf der europäischen Ebene habe man auch schon bei der Novel-Food-Verordnung und der Kennzeichnungsverordnung für Produkte aus gentechnisch verändertem Mais und Sojabohnen nachgebessert. Es werde nun ein Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Man habe nicht nur auf europäischer Ebene diese Bedenken. Der Weltverbrauchertag 2000 habe unter dem Motto gestanden, ?Wer entscheidet über die Lebensmittel, die wir essen sollen??. Die Diskussion über die Gentechnik im Lebensmittelbereich sei inzwischen eine weltweite Diskussion. Man werde wohl auf Grund internationaler Verhandlungen weiterkommen als bisher. Er appelliere daher an die Politik, die Verbraucherinitiativen in die Diskussion mit einzubeziehen.

Prof. Dr. Jacobsen erklärt, dass er die aufgeworfenen Fragen auch mit Kollegen aus China und Ägypten diskutiert habe, wo diese Fragen auf Unverständnis gestoßen seien.
Er arbeite auf dem Gebiet der Herstellung transgener Pflanzen. Ziel sei die Herstellung von pilzresistenten Pflanzen durch den Einsatz von Gentechnik. Dies sei überaus erwünscht von Seiten der Erzeuger. Man sei auch beteiligt an der Ausbildung von Wissenschaftlern aus Entwicklungsländern mit dem Ziel der Ernährungssicherung.
Seine These sei, dass man hier in Europa in eine Falle laufe. Durch eine völlig überzogene Regulierung auf der Basis von in der Regel nicht haltbaren Horrorszenarien werde die Grüne Gentechnik grundsätzlich nicht handhabbar gemacht. Wenn man die einzelnen Fälle, die in der Öffentlichkeit diskutiert würden, gründlich hinterfrage, stelle sich heraus, dass die ganze Debatte mit sehr viel heißer Luft auf der Basis falscher Behauptungen geführt worden sei. Er sehe die Gefahr der Entwicklung von Spezialgesetzgebungen, die auf Behauptungen beruhen, die nicht vollständig nachweisbar seien. Es sei falsch, davon auszugehen, dass das, was ökologisch oder konventionell produziert werde, von Haus aus sicher sei. Er möchte aber nicht konventionellen Landbau und Gentechnik gegeneinander ausspielen. Er denke, dass es im Ökolandbau Probleme gebe, die man durchaus mit der Gentechnik werde lösen können. Man sollte zu einer Betrachtung kommen, bei der man wissenschaftlich fundiert verschiedene Anbauszenarien über viele Jahre vergleiche, um zu sicheren Aussagen zu kommen. Bei Beginn der Einführung transgener Pflanzen seien gravierende Fehler gemacht worden. Einige der größeren Konzerne hätten geglaubt, das mit Propaganda erledigen zu können. Es seien auch sehr weitreichende Versprechungen gemacht worden. Jetzt sei man in der Realität und sollte versuchen, mit den Möglichkeiten sinnvoll umzugehen. Es werde immer so getan, als wenn Firmen oder die Forschung transgene Pflanzen um ihrer selbst willen herstellten. Dies sei natürlich nicht der Fall. Die Herstellung transgener Pflanzen sei die letzte Lösung, wenn es keine andere Möglichkeit gebe.

Prof. Dr. Jany erklärt, dass Grüne Gentechnik mehr als nur Pflanzenzüchtung sei; es gehe vielmehr um das ganze Feld Lebensmittel, Ernährung und Ernährungsweise. Der Wissenschaftlerkreis ?Grüne Gentechnik? bezwecke Transparenz in der Grünen Gentechnik. Zur deren Bedeutung gebe er Dr. Then teilweise Recht. Sie nehme in den Industrieländern etwas ab. Stürmischer sei die Entwicklung in den Entwicklungsländern und in den Schwellenländern. Hier würden sehr viele Projekte zur Lösung ihrer Probleme durchgeführt. Man verbaue diesen Ländern mit unseren Gesetzen den Marktzugang in die Europäische Union und man schotte den Markt generell ab. Unsere Gesetze würden die Globalisierung fördern. Wir sollten uns fragen, ob es gerechtfertigt sei, eine lex specialis zur Gentechnik zu entwickeln, um protektionistische Gedanken aufrecht zu erhalten. Wenn man heute die Gentechnik im Lebensmittelbereich betrachte, erkenne man, dass kein Lebensmittel so intensiv untersucht und geprüft werde wie eines aus der Gentechnik. Würde man die heutigen Kriterien anwenden, die man für neuartige Lebensmittel nutze, so würden fast keine der konventionellen Lebensmittel auf dem Markt erscheinen können. Kuhmilch würde verboten werden. Diese Gedankengänge sollten überlegt werden. Wenn man einen Bereich Lebensmittelsicherheit schaffe, müsse dies für alle Lebensmittel gelten, nicht nur für diejenigen, die aus der modernen Biotechnologie kämen. Man sollte erkennen, dass konventionelle Landwirtschaft, Ökolandwirtschaft und Einsatz der Gentechnik nur Betriebsformen darstellten, die nichts über Sicherheit und/oder Qualität von irgendwelchen Produkten aussagten. Leider sei dies in unserer Politik nicht so klar herausgekommen.
Zu den geplanten Schwellenwerten in der EU sei zu sagen, dass sie das Ende der Grünen Gentechnik bedeuten, nicht nur in der Anwendung, sondern auch in der Forschung. Niemand könne es sich mehr leisten, ein Freisetzungsprojekt durchzuführen. Es dürften keine genehmigten Events in einem Lebensmittel mehr auftreten, die in der EU-Behörde genehmigt worden seien. Dies sei ein Problem der Kontrolle. Für den Verbraucher sollte wichtig sein, dass man für alle Lebensmittel wisse, wie sie hergestellt worden seien.
Ein anderer Punkt sei die richtige Kennzeichnung von Gentechnikprodukten. Wenn man nicht mehr auf die Nachweisbarkeit abhebe, sondern auf irgendwelche Zertifikate, dann stelle sich die Frage, wer diese Zertifikate prüfe. Als positiv sei dabei anzusehen, dass man einen gewissen Arbeitsmarkt aufbauen werde zur Prüfung der Zertifikate, ohne dass man irgendeinen qualitativen Sicherheitssnutzen von diesen Produkten haben würde. Hier sollte man sich Gedanken machen, ob dies sinnvoll sei für den Verbraucher und für die Wirtschaft.

Prof. Dr. Willmitzer erklärt, dass er der Grünen Gentechnik nach wie vor ein sehr hohes Potenzial mit riesigen Chancen und partiell bereits erfüllten Potenzialen zuweise. Bei den Risiken bewege man sich im Bereich der hypothetischen Risiken. Für eine vernünftige Einschätzung der Grünen Gentechnik müsse man letztlich von der Betrachtung abkommen, dass die wesentliche Gefährdung im Weg, wie man eine Pflanze herstelle, liege, anstatt zu sehen, dass das Endprodukt entscheidend sei und dessen Gefährdung bestimmt werden müsse. Ob man eine Pflanze klassisch durch Züchtung herstelle oder durch Öko-Landbau oder gentechnisch, sei egal. Es gehe um das Endprodukt, das abgeschätzt werden müsse.
Er halte eine Initiative, Produkte aus ökologischem Landbau, aus klassischer Züchtung und Produkte aus biotechnischer Landwirtschaft zu vergleichen, für sehr spannend. Mit Hilfe der Biotechnologie könne man Pflanzen besser verstehen und bezüglich ihrer Performance auf dem Acker verbessern.
Die Ausführungen von Dr. Then könne er nicht nachvollziehen, denn es gebe Nachweise, dass der Einsatz von Herbiziden in den USA verringert worden sei. Wenn die Ausbeute geringer und der Einsatz von Herbiziden höher sei, sollte man nicht glauben, dass der Verbraucher ein entsprechend schlechtes Produkt kaufe. Er glaube, dass dort wesentliche Verbesserungen bei den Pflanzen in Bezug auf die Qualität und auf die Gesundheit, aber auch in Bezug auf die Verarbeitung möglich seien, was sich im Wesentlichen auf ökologische Vorteile auswirken werde. In Bezug auf die entwickelten Ländern habe sich bereits gezeigt, dass die Bio-Technologie das Potenzial habe, ökologische Vorteile mit ökonomischen Vorteilen für den Verbraucher zu verbinden. Für die Entwicklungsländer werde der wesentliche Ansatz die Nahrungsmittelsicherheit sein, aber auch die Resistenz gegen Viren und Insekten. Gerade beim Reis sei ein bestimmtes Virus ein entscheidendes Problem für den Reisanbau.
Schließlich sei schwer nachzuvollziehen, dass die Option, Reis mit einem höheren Vitamin-A-Gehalt herzustellen, der die Chance biete, 500.000 Kindern in Südostasien jährlich vor Hunger zu schützen, nicht weiter verfolgt werde.

Abg. Heinrich-Wilhelm Ronsöhr unterstreicht nochmals seine Verwunderung darüber, dass bei dieser Anhörung kein Vertreter der Bundesregierung anwesend sei.

Der Vorsitzende erklärt, dass ein Referent des Bundesministeriums im Raume sei.

Abg. Heinrich-Wilhelm Ronsöhr richtet an Dr. Then die Frage, ob ihm bekannt sei, dass es in Deutschland von Beratungsorganisationen Vergleiche darüber gebe, wieviel Herbizid von den Landwirten eingesetzt würde. Die Landwirte könnten abschätzen, ob bestimmte Saatgutanwendungen zu mehr oder weniger Herbizid führten. Auch in den Vereinigten Staaten sei dies so. Er würde kein Saatgut einsetzen, was zu höheren Kosten und zu geringeren Erträgen führe. Die Landwirte würden für unmündig erklärt.
Hinsichtlich der Schwellenwerte weist er darauf hin, dass Saatgut auch im Ausland vermehrt werde. Er möchte daher wissen, ob man, wenn z. B. Zuckerrübensaatgut in Frankreich, Italien oder Ungarn vermehrt würde, überhaupt national solche Grenzwerte festlegen könne, oder ob dies nicht europaweit erfolgen müsse.
Dr. Gerke und Dr. Dolata bittet er um Mitteilung, um welche mittelständischen Unternehmen es im Bereich der Saatzüchtung gehe, die von ihnen angesprochen worden seien.
Abschließend möchte er wissen, wo der Unterschied im Gefährdungspotenzial zwischen einem gentechnisch veränderten Arzneimittel und einer gentechnisch veränderten Pflanze liege.

Abg. Jella Teuchner bemerkt dazu, dass man Arzneimittel nicht täglich in so hohem Maße einnehme wie Lebensmittel.
An Dr. Heim richtet sie die Frage, wo er die angesprochene Toleranzgrenze sehen würde und welche besonderen Aktivitäten im Rahmen der CMA-Maßnahmen ergriffen worden seien.
Prof. Willmitzer bittet sie um Erläuterung seiner Aussage, es handele sich um hypothetische Risiken. Bezüglich seines Beispieles des Vitamin-A-Reises könne sie sich kaum vorstellen, einem Kind in einem Entwicklungsland vorschreiben zu wollen, z. B. 97 Gramm Reis pro Tag zu essen, um den Vitamin-A-Bedarf decken zu können.

Abg. Ulrich Heinrich erklärt, dass nach den Aussagen von Dr. Then in den USA weder die Qualität noch die Erträge nicht zugenommen hätten, dagegen der Einsatz von Herbiziden gestiegen sei. Das genaue Gegenteil habe man von der Wissenschaft gehört. Für die Politiker sei aber eine gegenseitig akzeptierte Datenbasis unerlässlich. Daher die Frage an die Umweltverbände, wie man mit Ergebnissen der Wissenschaft umgehe, die genau das Gegenteil der eigenen Meinung und Daten wiedergäben, und welche Vorstellungen sie hätten, zu einer sicheren Basis zu kommen, die dann auch gegenseitig akzeptiert würde.
An die Wissenschaftler habe er die Frage, wie sich in Deutschland der Stand der Gesetzgebung darstelle sowohl im Verhältnis zu den europäischen Nachbarländern als auch im Verhältnis zu anderen großen Agrarregionen wie Nordamerika und Südamerika. Daher sei auch zu fragen, ob der Rahmen überhaupt für eine wirtschaftliche Basis ausreichen würde oder ob zu befürchten wäre, dass diejenigen, die sich wirtschaftlich mit dem Thema auseinandersetzen wollten, in Zukunft das Land verließen.

Abg. Ulrike Höfken entgegnet auf die Ausführungen von Prof. Willmitzer, dass der Prozess der Kennzeichnung sehr wohl eine große Rolle spielen und selbstverständlich auch mögliche Auswirkungen auf die Art und Weise der Produktion haben werde. In Gesprächen mit Bauernverbänden aus den USA und Brasilien habe sie die Feststellung gemacht, dass sich die Landwirte darüber beklagten, dass anderes Saatgut nicht zur Verfügung stehe, dafür aber massiv gentechnisch verändertes Saatgut angeboten werde.
Zur Frage des Kollegen Ronsöhr merkt sie an, dass es selbstverständlich die Anwendung Grüner Gentechnik im Bereich der Hefen und anderer Mikroorganismen gebe, allerdings im geschlossenen System. Dies führe zu einer unterschiedlichen Bewertung. Im Bereich der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen habe es einen Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages (TAB) gegeben. Dieser Bericht komme zu der Bewertung, dass Produkte nicht marktreif seien, da es noch erheblichen Handlungsbedarf in sehr unterschiedlichen Themenfeldern gebe. Dies werde EU-weit so gesehen. Es gehe einmal um den vorbeugenden Verbraucherschutz. Ganz konkret bei dem insektizidresistenten Bt-Mais stelle sich die Frage, wie die dort in der Pflanze gentechnisch erzeugten Insektizide auf den Magen des Tieres und auf die menschliche Gesundheit wirkten. Man könne bei gentechnisch veränderten Pflanzen nicht von äquivalenten Produkten sprechen. Gentechnik sei ein Eingriff, der eine neue Dimension beinhalte. Die Äquivalenzansprüche könnten in dieser Form nicht gestellt werden. Vitamin-A-Reis, der im Übrigen noch gar nicht existiere, sei ein neuartiges Produkt und müsse dann auch entsprechend bewertet werden.
Dann stelle sich auch die Frage nach dem Sinn oder Unsinn eines solchen Produktes. Vitamin-A-Überversorgung sei durchaus problematisch. Die Gentechnik sei eine teure, im Übrigen hochmonopolisierte Produktion. Besser wäre es für die Entwicklungsländer, Geld zu sammeln und Vitamin A zu verteilen als gentechnisch veränderten Vitamin-A-Reis.
Der zweite Punkt, wo es Handlungsbedarf gebe, sei die Kennzeichnung. Es gebe immer noch keine Novel-Feed-Verordnung. Auch die Kommission habe erklärt, dass sie die Prozesskennzeichnung in Zukunft unterstützen werde. Das bedeute auch hier, die Kennzeichnungsprozesse zu erweitern, wie das die Verbraucher schon lange forderten. Der Schutz der Öko-Werte insgesamt müsse im Vordergrund stehen. Die nicht gentechnisch veränderte Produktion müsse geschützt werden. Es gehe theoretisch nicht um den Schwellenwert, sondern um den Schutz der Öko-Systeme. In dem Zusammenhang müsse man auch über Haftungsregelungen sprechen.
Hinsichtlich des Anbaumanagements habe sich in Studien in den USA herausgestellt, dass insektizidresistente Pflanzen oder herbizidresistente Produktionen nur unter bestimmten Bedingungen ökonomisch vorteilhaft seien. Nur unter großem Befallsdruck lohne es sich, solche Pflanzen und solches Saatgut zu benutzen. Auch die USA seien zu dem Schluss gekommen, dass es sinnvoll sei, Anbaumanagement-Systeme aufzulegen, um die Resistenzvorteile, die dieses Saatgut biete, halten zu können. Dies bedeute aber, dass jeder Landwirt sich einem solchen System mit einem nicht unproblematischen Regelungs- und Überwachungsaufwand unterwerfen müsse. Auch die Landwirte würden in ihrer eigenen Auswahlmöglichkeit eingeschränkt werden. Ihre konkrete Frage laute nun, wo sie für gentechnisch veränderte Pflanzen in welchen Anwendungsbereichen eine ökonomische Wettbewerbsfähigkeit sehe, oder ob man hier möglicherweise staatlich subventioniert in eine Fehlentwicklung steuere. Zu fragen sei daher, ob es Nischen für diese Art und Weise der Produktion, in denen sich ein solcher Aufwand rechtfertigen könne, gebe.

Abg. Eva-Maria Bulling-Schröter erklärt, dass die Menschen inzwischen auf Grund der permanenten Skandale Angst vor Lebensmitteln hätten, und allergisch seien. Diese Angst werde hier überhaupt nicht reflektiert, so die Frage, wie sich die Menschen schützen könnten, was es für Vorsorgesysteme gebe, um ökologische, aber auch gesundheitliche Auswirkungen auszuschließen.
Zum Gesichtspunkt der Arbeitsplätze habe sie die Frage an Dr. Gerke und Dr. Dolata, ob sie einen Vergleich machen könnten zwischen ökologischer Landwirtschaft, zukünftiger Landwirtschaft und Gentechnologie, wie sich dies wirtschaftlich auswirke und wie sie die zukünftigen WTO-Runden beurteilten, die dazu führten, dass es zum Preisdumping in der Landwirtschaft komme und damit auch die Landwirtschaft gezwungen werde, immer billiger zu produzieren. Dies hänge auch mit dem Verbraucherverhalten zusammen.
Schließlich weist sie darauf hin, dass das US-Landwirtschaftsministerium kürzlich der Terminator-Technologie zugestimmt habe, womit der Vermarktung von Terminator-Samen nichts mehr im Wege stehe. Sie möchte daher wissen, wie der Deutsche Bauernverband dies bewerte.

Dr. Gerke, AbL, weist zu der Frage bezüglich der mittelständischen Unternehmen darauf hin, dass die heutige Züchtung von gentechnisch veränderten Pflanzen immer in Verbindung mit der chemischen Industrie stehe. Dies werde die Konzentration weiter vorantreiben. Wenige Firmen beherrschten den Markt wegen der Grünen Gentechnik. In den letzten 15 Jahren seien durch die klassische Pflanzenzüchtung sehr große Fortschritte in der Resistenzzüchtung auch für Ökobetriebe zu verzeichnen gewesen.
Weiterhin führt er zur angeblichen Unbedenklichkeit aus, dass bei gentechnisch verändertem Soja vor ein paar Jahren bei einer bestimmten Sorte unter sehr heißen Temperaturbedingungen die Hülsen vor der Ernte aufgeplatzt seien. Ursache hierfür sei ein höherer Liningehalt gewesen, der zu einer anderen Struktur des Holzkörpers geführt und ein technologisches Problem geschaffen habe, nämlich dass die Landwirte die Ernte maschinell gar nicht mehr haben einbringen können. Ein höherer Liningehalt und damit ein geringerer Zellulosegehalt führe dazu, dass möglicherweise im Boden der Abbau der Erntereste ganz anders verlaufe. Das Verhältnis zwischen Bakterien und Pilzen verändere sich. Wenn man hier immer davon rede, dies seien die am besten untersuchten Pflanzen, so weise er darauf hin, dass ihm keine Studie bekannt sei, die diese Effekte auf die spezielle Bodensituation untersucht habe. Ökologische Fragestellungen, die langfristig von großer Bedeutung seien, wären nicht untersucht worden. Er halte es für falsch, die Nicht-Gentechnikbefürworter in die Ecke der Irrationalen, der Nichtwissenschaftler zu stellen, und auf die andere Seite die rationalen Gentechnikbefürworter.
Zur Frage der Arbeitsplätze sei anzumerken, dass man heutzutage in rationalisierten Großbetrieben mit einer Arbeitskraft pro 200 ha Ackerfläche auskommen könne. Im Ökolandbau seien die Arbeitskräftebesätze natürlich sehr viel höher. Sie lägen bei etwa dem Doppelten unter diesen Bedingungen. Es sei unbestritten, dass man, wenn man über Ökolandbau rede, auch über Arbeitsplätze rede.
Auf die Frage WTO und Preisdumping wolle er nicht eingehen. Er fühle sich nicht kompetent, das zu prognostizieren.

Dr. Heim, Deutscher Bauernverband (DBV), erklärt zu der Frage von Abg. Jella Teuchner bezüglich der Toleranzgrenze, dass er aus der Sicht des Bauernverbandes heute keine politische Toleranzgrenze benennen könne. Sie kenne wahrscheinlich auch die aktuellen Ergebnisse aus dem Wissenschaftlichen Ausschuss ?Pflanzen? der EU-Kommission. Im Frühjahr habe sei dieser zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Null-Toleranzgrenze nicht praktikabel sei, und dass es sogar bei 0,5 % Toleranz durchaus noch praktische Schwierigkeiten gebe. Diese Ergebnisse hätten zu der Schlussfolgerung geführt, dass eine Toleranzgrenze eingeführt werden müsse.
Zu der Frage der wissenschaftlichen Ergebnisse erklärt er, dass sie von den Wissenschaftlern überzeugend vorgetragen und überzeugend belegt würden. Man habe aber das Problem, dass ein Teil der Verbraucher diese Ergebnisse nicht akzeptiere.

Was die CMA betreffe, so habe sie ihre Aktivitäten bestimmt schon vor drei Jahren begonnen. Sie habe eine Stelle eingerichtet, die gentechnische Fragen behandele. Von dort aus gebe es einen regelmäßigen Informationsdienst, den man beziehen könne. Viel diskutierte Frage sei, ob man die Verbraucher schon jetzt direkt ansprechen sollte, ob man z. B. zur Verkostung während einer Messe oder Ausstellung auch ein GVO-Erzeugnis anbieten sollte oder nicht. Es habe einen Streit zwischen den verschiedenen Produktbereichen gegeben mit dem Ergebnis, dass so etwas bisher noch nicht gemacht worden sei. Vielleicht müsste man so etwas aber mal tun, um den Verbraucher direkter zu erreichen.
Zur Frage Terminator erklärt er, dass es im Prinzip darum gehe, über diese Technik-erzeugung Saatgut nicht mehr vermehrungsfähig zu machen. Auch heute habe man schon Saatgut, das man nur unter höchsten Schwierigkeiten und Verlusten vermehren könne. Ziemlich genau könne er die Situation bei den Zuckerrüben überblicken. Auch die Zuckerrüben vermehre der Landwirt nicht selbst. Hier gebe es durch das Gegengewicht der Verbände die Möglichkeit, zu sagen, ob man es benötige oder nicht. Eine Gefahr, dass die Landwirtschaft in eine absolute Abhängigkeit gerate, bestünde aus seiner Sicht nicht.

Zur Frage von Abg. Ulrike Höfken zur ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit nennt Dr. Katzek, Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie im VCI (DIB), zwei Beispiele. Wenn ein Produkt von Null auf 70 % Marktanteil in fünf Jahren komme, dann würde man, in welchem Bereich auch immer, davon sprechen, dass dies ein Produkt sei, das ein enormes ökonomisches Potenzial habe. Ansonsten würde man diesen Marktanteil nicht bekommen. Wenn man sich ansehe, wie stark diese GVO in anderen Ländern wie Kanada und Südamerika anerkannt worden seien und angewandt würden, so sei dies für ihn ein sehr deutlicher Hinweis, dass es für die Landwirte ökonomisch interessant sei, diese Pflanzen anzubauen. Deswegen wolle er die Diskussion mit Greenpeace über mehr oder weniger Herbizide gar nicht führen. Dies habe keinen Sinn, denn die Fakten sprächen für sich. Die Landwirte würden kaum Produkte kaufen, die weniger Ertrag brächten. Ein Landwirt habe keine Chance zu überleben, wenn er nicht ökonomisch denke. Wenn er über fünf Jahre lang einen kontinuierlichen Schub beobachten könne, dann zeige dies, dass es sich ökonomisch lohne. Hier in Deutschland solche Zahlen zu nennen, wäre schwierig, denn man habe hier keinen so großflächigen Anbau, sondern nur Versuchsanbau. Ein Versuchsanbau läge im Oderbruch. Hier hätten drei Firmen ihre Sorten im Vergleich zum konventionellen Anbau angebaut. In diesem Fall handele es sich um Mais. Man habe gesehen, dass der gentechnisch veränderte Mais resistenter sei als der herkömmliche Mais. Wenn man dies einem Landwirt zeigen würde, wäre er sicherlich bereit, mehr für dieses gentechnisch veränderte Saatgut auszugeben.
Zur Frage der Vorsorge von Abg. Bulling-Schröter erklärt er, dass ein gentechnisch verändertes Lebensmittel vor seinem Verzehr von etwa 50 Behörden in Europa auf seine Sicherheit hin überprüft worden sei. Wenn man den Gedanken vom vorbeugenden Verbraucherschutz ernst nähme, müsse man respektieren, dass genau dies im Bereich Gentechnik geschehe. Allerdings habe man in der derzeitigen Situation einen Rückschritt, wie er bereits angedeutet habe. Sicherheitsforschung, die man jetzt betreibe, könne zum Teil in Deutschland nicht mehr durchgeführt werden, weil Unternehmen wegen des zu hohen Haftungsrisikos Saatgut nicht mehr zur Verfügung stellten. Dadurch, dass die Politik seit Jahren schlafe und sich weigere, Schwellenwertregelungen anzuerkennen, sei den Unternehmen dieses Haftungsrisiko zu groß. Die Politik schaffe mit unrealistischen Gesetzen eine Situation, in der nicht einmal Sicherheitsforschung durchgeführt werden könne.
Zur Frage der akzeptierten Datenbasis meint er, dass er diesen Wunsch nicht erfüllen könne. Er könne sich mit Dr. Then nicht auf Daten einigen, da es kein Interesse an einer gemeinsamen Datenbasis gebe. Man müsse selbst die Verantwortung übernehmen zu sagen, diesen Daten traue man mehr als den anderen. Man müsse einmal bereit sein, Optionen auszuprobieren.

Dr. Then, Greenpeace e. V., bittet darum, doch noch einmal zu überdenken, ob die Polemik gegen Greenpeace der Sache diene. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Sojaanbaus in den USA verhalte es sich so, dass dort die Landwirte natürlich ökonomische Interessen verfolgten. Sie sei dadurch gewährleistet, dass es wesentlich einfacher sei, den Sojaanbau mit herbizidresistenten Pflanzen zu gestalten, da der Landwirt dadurch Arbeitszeit einspare. Er könne so den Zeitpunkt der Unkrautbekämpfung frei wählen. Damit sei es tatsächlich rentabel. Die ökonomischen Vorurteile ließen sich jedoch damit nicht wegdiskutieren. Bezüglich der Studie, die er in seinem Statement genannt habe, verweist er auf Seite 10. Dort werde der Wissenschaftler zitiert, der lange Jahre am US-Agrarministerium gearbeitet habe. Dieser habe von 1998 die Daten ausgewertet und einen um 11,4 % erhöhten Herbizidaufwand festgestellt. Derselbe Wissenschaftler mache auch Aussagen bezüglich des niedrigeren Ertrages, was auch mit anderen Studien belegt werde. Somit könne nicht die Rede davon sein, dass die Einsparung des Herbizideinsatzes nachgewiesen sei.
Zur Frage der Bewertung von insektenresistenten Pflanzen erklärt er, dass tatsächlich Pflanzen, die ein Gift bilden, das sich gegen den Maiszünsler richte, unter bestimmten Witterungsbedingungen und in bestimmten Regionen einen wirtschaftlichen Vorteil darstellen und helfen würden, den Insektizideinsatz zu verringern. Auf der anderen Seite sei die Bekämpfung des Maiszünslers von so vielen Komponenten abhängig, dass eine generelle Aussage über die Wirtschaftlichkeit dieser Pflanzen nicht gemacht werden könne. Es könne auch keine Aussage darüber getroffen werden, ob dadurch Insektizide eingespart würden, da der Maiszünsler nicht das einzige Problem sei. Durch die Bt-Pflanzen seien Insekten ausgerottet worden und diese Nische sei nun durch andere Insekten aufgefüllt worden.
Als nächstes möchte er klarstellen, dass Greenpeace dem Internationalen Reisforschungsinstitut auf den Philippinen keine Vorschriften machen könne, wie von einigen Personen hier dargestellt werde. Soweit er es wisse, sei die philippinische Regierung gegen Vitamin-A-Reis.
Der hypothetische Charakter der Risiken sei im Bereich der Gentechnik ein sehr zentrales Problem. Es sei nicht so, dass man, wie in den harten Wissenschaften, z. B. Physik, Chemie, bestimmte Szenarien hochrechnen und definitive Aussagen darüber treffen könne, welche Szenarien mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreten würden. Ein gutes Beispiel seien die Petunien. Diese Petunien sollten eine andere Blütenfarbe erhalten, die sie dann aber nur teilweise hätten, dafür aber auf Grund des gentechnischen Eingriffes eine andere Wuchsform, eine andere Fruchtbarkeit und eine Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Schädlingen. Schon damals habe sich bei den Petunien gezeigt, wie wenig man über das Ergebnis des gentechnischen Eingriffes voraussagen könne. Insofern müsse man sich dieses Beispiel ansehen. Die Wissenschaft sei bis heute über diese Grundfragen nicht hinausgelangt. Die unerwarteten Nebeneffekte des gentechnischen Eingriffes habe man nach wie vor nicht unter Kontrolle. Es könne aber nicht in jedem Einzelfall bewiesen werden, dass ein akutes Risiko für Umwelt und Verbraucher bestehe. Fakt sei aber, dass derzeit keine Methodik bestehe, die den sicheren Einsatz der Herstellung transgener, also genmanipulierter Pflanzen erlauben würde. Entsprechende Methoden seien nicht ausreichend entwickelt worden.
Der Unterschied von Arzneimitteln und gentechnisch veränderten Pflanzen auf dem Acker sei sehr vielschichtig. Neben dem unterschiedlichen Bedarf sei es auch ein Unterschied, ob man tatsächlich auf dem Markt versuche, einen isolierten Inhaltsstoff zu etablieren, wie z. B. Insulin, oder den gentechnisch veränderten Organismus selber zum Produkt zu erklären, aus dem man dann nicht mehr isolieren könne. Bei der Grünen Gentechnik gebe es keine wissenschaftliche Erfahrung, auf die man zurückgreifen könne. Man habe nicht die Möglichkeit, aus diesem so hergestellten Organismus einen einzelnen Stoff zu isolieren, sondern habe immer ein Stoffgemisch, welches viel schwieriger zu beurteilen sei als ein isolierter Inhaltsstoff. Im Bereich der Pflanzenzüchtung habe man einige tausende sog. sekundäre Inhaltsstoffe, die sich gegenseitig beeinflussen würden, zum Teil auch Allergien auslösen könnten.
Der Haupteinwand von Greenpeace gegenüber der Grünen Gentechnik sei, dass sie viel zu früh erfolge, die Methodik nicht ausgereift sei und auf den Einsatz deswegen verzichtet werden sollte.
Zur Wettbewerbsfähigkeit der Grünen Gentechnik erklärt er, dass sich die Politik nicht zu sehr von der Behauptung der Industrie leiten lassen sollte, die Grüne Gentechnik sei ein Zukunftszweig. Wenn man die Realität betrachte, sehe man, dass es sich um Lifeunternehmen handele, die mit dem Anspruch angetreten seien, alles herzustellen, vom Arzneimittel bis hin zum Saatgut. All diese Firmen seien an der reellen Wirtschaftlichkeit des Projektes gescheitert. Die Agrarsparten seien zum großen Teil wieder abgestoßen worden. Im Bereich der Grünen Gentechnologie würden die Forschungsgelder gesenkt. Auch die Zahl der Freisetzungsversuche werde verringert, obwohl der Gesetzgeber hier tatsächlich großen Spielraum eingeräumt habe. Man sollte als Politiker nicht zu sehr rückblickend die Fragen erörtern, sondern auf die heutige Zeit schauen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden jetzt nicht für die Grüne Gentechnik sprechen. Ihre Anwendung ohne entsprechende Kennzeichnung finde man nur noch in Amerika statt. Europa sei für viele andere Länder ein Vorbild gewesen.
Die Realität der Gentechnik klaffe mit dem auseinander was behauptet werde. Die Behauptung, dass die Gentechnik wie keine andere gut geprüft werde, sei nicht richtig. Als Beispiel nennt er die Herstellung eines Maisproduktes, das für die Silage verwendet werden sollte. Hierbei seien keine Untersuchungen bezüglich gentechnischer Gefahren gemacht worden.
Zur Frage der Schwellenwerte erklärt er, dass man vorletzte Woche ein experimentelles Freisetzungsfeld der Firma Monsanto entdeckt habe. Dort seien die Abstandsregelungen gegenüber dem Nachbarfeld drastisch unterschritten worden. Wenn man gleichzeitig von der Industrie höre, dass Schwellenwerte unbedingt notwendig seien, weil man die Kontamination nicht vermeiden könne, wäre es sehr viel effektiver, wenn man beim Anbau von gentechnisch verändertem Mais zum nächsten normalen Reisfeld einen Abstand von 100 Metern einhalten würde. Dann wären viele Probleme gelöst. Im strittigen Fall hätte man nur einen Abstand von maximal 10 Metern eingehalten. Er verstehe, dass die Industrie derartige Schwellenwerte haben wolle. Auf der anderen Seite sehe er aber, dass keinerlei Bemühen vorläge, sauber zu trennen und gentechnisch veränderte Pflanzen so anzubauen, dass die Kontamination minimiert werde.

Dr. von Broock erklärt zur Frage nach europaweiten Grenzwerten, dass es richtig sei, dass europaweit Saatgut produziert werde. Rüben, aber auch Roggen würden in Ungarn produziert. Wenn man dort nicht die nötigen Bedingungen vorfände, um das Saatgut so zu produzieren, wie man es hier in Deutschland anbieten wolle, dann müsse man sich diese Bedingungen als Züchter selber schaffen. In Vermehrungsverträgen würden dann die Abstände festgelegt und die Methoden, mit denen man den Grad der Einmischungen untersuche. Ein gutes Beispiel dafür seien die Rüben. In allen Vermehrungsgebieten gebe es einjährige Wildrüben. Diese Wildrüben würden in Produktionsfelder einstäuben. Diese Einjährigkeit sei dominant. Es heiße, jedes Pollenkorn, das in die Produktion einwehe, produziere im nächsten Jahr beim Landwirt einen Schosser statt einer Rübe. Er sei zwar kein Rübenzüchter, glaube aber, dass es dort keine gesetzlichen Regelungen gebe, sondern, dass es das Interesse der Saatgutproduzenten sei, die Einstäubungen so klein wie möglich zu halten, um im Markt bestehen zu können. Wer die wenigsten Einstäubungen habe und die wenigsten Schosser im nächsten Jahr, der verkaufe das Saatgut im übernächsten Jahr.

Dr. Dolata erklärt, dass der Konzentrationsprozess in der Saatgut- und Pflanzenschutzbranche seines Erachtens nicht primär durch die Gentechnik ausgelöst worden sei. Hier würde man der Gentechnik zu viel des Guten zumuten. Auch ohne Gentechnik wäre die Lage, so wie sie jetzt sei. Die Gründe habe er bereits im Einleitungsbeitrag genannt. Man habe es in dem Bereich Saatgut und Pflanzenschutzmittel damit zu tun, dass der Bereich generell von stagnierenden Märkten und zum Teil rückläufigen Umsätzen geprägt werde. Der Gesamtbereich habe vor fünf Jahren schon ein Weltmarktvolumen von 50 Mrd. Dollar gehabt und sei jetzt auf etwa 40 Mrd. Dollar heruntergegangen. Dies hänge sehr stark damit zusammen, dass seit einigen Jahren die Preise für landwirtschaftliche Produkte in den wesentlichen Industrieländern fielen und dass die Landwirte weltweit weniger anbauten und weniger Saatgut und Pflanzenschutzmitteln nachfragten. Dies hänge zu einem gewissen Teil auch damit zusammen, dass die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gerade im Bereich der Grünen Gentechnik ausgesprochen hoch und kapitalintensiv seien. Man könne dies aber nicht ins Zentrum der Erklärungen dafür stellen, warum man heute den Pflanzenschutz und den Saatgutmarkt mit fünf großen Konzernen im Wesentlichen abgedeckt sehe. Es sei sozusagen ein multifaktoreller Zugang. Man könne dies nicht alleine auf die Gentechnik zurückführen.
Seine zweite Anmerkung gehe zu den neuen Märkten. Es sei schwierig, an konkrete ökonomische Daten zu gelangen. Man müsse in die Geschäftsberichte der einzelnen Saatgut- und Pflanzenhersteller hinein Plausibilitätsrechnungen anstellen. Seines Erachtens nehme transgenes Saatgut mittlerweile 7 bis 8 % des Saatgutweltmarktes ein und dürfte sich auf unter 1 Mrd. Dollar weltweit an Umsätzen der Saatgut- und Pflanzenschutzunternehmen, belaufen. Dies sei ein beträchtlicher Aufschwung, wenn man bedenke, dass es 1996 dort noch gar keine Umsätze gegeben habe. Wenn man dies mit Prognosen Anfang der 90er Jahre vergleiche, dann sei es deutlich unter der Ziellatte geblieben. Typisch sei, dass dieser transgene Saatgutmarkt im Wesentlichen einen Aufschwung weniger Konzerne zur Folge habe, so des Branchenführers Syngenta. Dieser hätte im Jahre 2000 einen Gesamtumsatz von knapp 7 Mrd. DM erzielt. Er würde mit gentechnisch modifiziertem Saatgut im Moment einen Umsatz von etwa 140 Mio. DM erreichen. Dies entspreche etwa 2 % des Gesamtumsatzes dieses Konzerns. Wenn man es nur auf den Saatgutsektor konzentriere, dann würde das transgene Saatgut etwa 14 % des gesamten Saatgutumsatzes ausmachen. Der Rest sei nach wie vor konventionelles Saatgut. Dies seien für die vier bis fünf größten Konzerne vergleichbare Größenordnungen.
Hinsichtlich des Marktgeschehens komme es immer auf die Betrachtungsweise an. Man könnte eine kulminante Erfolgsstory daraus machen und erklären, dass die Marktanteile von Null auf 70 % gestiegen seien. Allerdings müsse man natürlich sehen, dass dieselben Konzerne, die vorher den Bauern konventionelles Saatgut angeboten hätten, diesen nun transgenes Saatgut anbieten würden. Das zeige, dass diese Konzerne keine nennenswerten Erweiterungen der Umsatzzahlen im Saatgutbereich haben, da es sich um einen substitutiven Prozess handele. Konventionelles Saatgut sei durch transgenes Saatgut ersetzt worden.
Hinsichtlich der ökonomischen Wirkungen für den Bauern warne er vor vorschnellen Prognosen. Man könne nun nicht sagen, weil jetzt alle Bauern dieses Saatgut kauften, dass es besser sei als das Saatgut, was sie vorher gekauft hätten. Sie hätten langfristige Abnehmerbeziehungen zu ihren zentralen Saatgutfirmen. So einfach würden sie das Produkt nicht wechseln, wenn es neue Produkte gebe. In vier/fünf Jahren müsse man sehen, was für ökonomische Wirkungen für die landwirtschaftliche Produktion zu verzeichnen seien. Dafür sei die Zeit ab 1998 einfach zu kurz.
Was die Wettbewerbsfähigkeit bei ökonomischen Pflanzen betreffe, so sei die Situation in der Pflanzenbiotechnologie und Pflanzengenomforschung gar nicht so schlecht. Im Bereich Saatgut und Pflanzenschutz habe man, wenn man es ökonomisch betrachte, eigentlich nur drei Konzerne, die weltweit mitspielten und Freisetzungsversuche praktizierten. Dies seien Bayer durch Aventis, die BASF mit dem Schwerpunkt Pflanzenschutz und die Kleinwanzlebener Saatzucht. Diese hätten sozusagen ihre Performance international ausgerichtet und dementsprechend auch ihre Freisetzungsvesuche.
Zur Moratoriums- und Auswanderungsdebatte könne er sagen, dass immer mal wieder von Abwanderung die Rede sei. Selbst dann, wenn man gehen würde, würde man irgendwann wiederkommen. Diesen Trend habe man bei Wissenschaftlern, die zurück in die Bundesrepublik kämen, nachdem sie in den Vereinigten Staaten sinnvollerweise mehrere Jahre verbracht hätten. Die Pharmakonzerne hätten ihre europäischen Bereiche weiter ausgedehnt. Dies treffe auch auf die Pflanzen- und Saatguthersteller zu. Der europäische Markt sei so wichtig, dass diese Unternehmen nicht den europäischen Markt verlassen werden, sondern hier ihre Freisetzungs- und Produktionsaktivitäten weiter forcierten. Dass strengere EU-Richtlinien in Bewegung gesetzt worden seien, hänge mit der Politik wesentlicher Unternehmen der Branche in den vergangenen Jahren und mit der ignoranten Politik der EU-Kommission in den 90er Jahren zusammen. Dies sei ein hausgemachtes Problem. Hierbei handele es sich nicht um irgendwelche wild gewordenen Verbraucher oder abgedrehte Umweltschutzverbände, sondern dies sei eine Reaktion auf demokratische Defizite. Dies führe im Zweifelsfall für zwei/drei Jahre zu einem Moratorium, um dann zu vernünftigen Lösungen zu kommen.
Zu den Mittelständlern erklärt er, dass er nicht gesagt habe, dass sie eine kritische Distanz zur Gentechnik hätten, sondern dass mittelständische Züchtungsbetriebe, von denen es etwa 50 in Deutschland gebe, in Zukunft größer werdende Probleme hätten, um im internationalen Konkurrenzkampf auf den Saatgutmärkten weiterhin mithalten zu können.
Von den Gründen, die er zu Anfang angesprochen habe, wolle er einige nochmal kurz erwähnen. Man habe eine starke Konzentration auf den Saatgutmärkten und eine insgesamt problematische Ertragslage in diesem Bereich. Solche Unternehmen hätten Probleme mit dem Forschungs- und Entwicklungsaufwand. Er vermute, dass sich in diesem Sektor der Konzentrationsprozess beschleunigen werde und dass für diesen Sektor für längere Zeit die konventionelle Züchtung von Saatgut und Saatgutproduktion plus eine zunehmende Hinwendung zu gentechnischen Methoden vor allem als Forschungswerkzeuge Basis bleiben werde.

Ernst-Michael Epstein geht als erstes auf die Frage ein, warum die Verbraucherinnen und Verbraucher bei Arzneimitteln ganz offenkundig nicht die gleichen Probleme sähen, wie das bei Lebensmitteln der Fall sei. Dieses Thema sei in der Tendenz schon sehr richtig angesprochen worden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher seien nicht so irrational, wie sie von manchen Leuten gesehen würden. Lebensmittel würden vom Durchschnittsverbraucher immer wieder verzehrt. Dies sei eine Komposition von verschiedenen Ingredienzien. Bei Arzneimitteln sei die Situation eine völlig andere, da sie von einem Arzt für einen bestimmten Zweck verordnet werden. Dort finde eine Nutzen-Risiko-Analyse statt. Bei Arzneimitteln habe man es in der Regel mit einem Wirkstoff oder mit einer Wirkstoffkombination zu tun, die vorher in äußerst umfangreichen Tests getestet worden seien und mit entsprechenden Tests bei der Zulassung gentechnischer Pflanzen nicht verglichen werden könnten. Dies reiche bis hin zu klinischen Tests beim Menschen. Dort sei die Schwelle einfach eine höhere. Hinzu komme, dass Arzneimittel im Allgemeinen in geschlossenen Systemen hergestellt würden. Man arbeite dort mit Mikroorganismen, teilweise auch mit Tieren, habe also den ganzen Bereich der Umweltproblematik entweder gar nicht, oder nicht in dem Maße, wie man das etwa bei Pflanzen hätte.

Der Vorsitzende fragt, ob er dies auch bei Bier akzeptieren könne.

Ernst-Michael Epstein erklärt, dass es für ihn einen Unterschied mache, ob so ein gentechnisch veränderter Organismus eingesetzt werde, also als Pflanze in die Umwelt entlassen werde. Man wisse, dass Rosen, die aus Asien nach Ostfriesland gebracht worden seien, für verhängnisvolle Wirkungen in Naturschutzgebieten gesorgt hätten, weil sie sich ohne Gegenspieler beliebig vermehrten. Das Problem sei, wenn man vermehrungsfähige Organismen freisetze, gelange das Erbgut in die Umwelt und was dann damit passiere, könne kein Wissenschaftler genau vorhersagen. Diese Problematik habe man in geschlossenen Systemen nicht, ähnlich wie beim Bier. Trotzdem sollte man nicht mit irgendwelchen gentechnisch modifizierten Hefen arbeiten.

Prof. Dr. Jacobsen erklärt zur Frage nach der Gesetzgebung in Europa und speziell Deutschland, dass diese in den europäischen Kontext eingebunden sei. Man habe die Novelle 90/220, die bis zum nächsten Jahr in geltendes Recht umgesetzt werden müsse. Nicht klar sei, in welche Richtung konkret die Anwendung gehe. Dies sei ein wichtiger Entscheidungsbedarf innerhalb Europas, so die Frage der Umsetzung der Kennzeichnungspflicht und der Rückverfolgbarkeit. Er denke, dass man mit der Diskussion erheblich über das Ziel hinausschieße. Im Wesentlichen seien es hypothetische Risiken. Hier habe die Politik zu opportunistisch auf irgendwelche Meldungen reagiert.
Für problematisch halte er die Aussage, dass entscheidend sei, wie etwas hergestellt worden sei. Es gebe einen Herbizid resistenten Reis im gleichen Umfang wie die transgenen Reissorten. Dieser Reis könne ohne irgendwelche Auflagen und ohne Probleme eingekreuzt werden. Die ökologischen Konsequenzen eines Herbizid resistenten Reises seien die gleichen wie bei transgenem Reis. Man könne noch weitere Beispiele anführen, wie z. B. die schnittfeste Tomate. Für ihn sei die Tomate ein typisches Beispiel dafür, wo die Gentechnik eine Lösung habe, obwohl kein eigentliches Problem vorhanden sei. Dies sei ein technologieorientierter und kein problemorientierter Ansatz. Wenn man sich darauf einigen könnte, in der Grünen Gentechnik problemorientierte Ansätze zu praktizieren, hätte man weniger Probleme.
Zum sog. golden Reis sei die erste Reaktion von Greenpeace gewesen, vor den Hypervitaminosen in Südostasien zu warnen. Hohe Leberschäden entstünden bei zu hoher Einnahme von Vitamin A, vor allem bei Kleinkindern. Sieben Wochen später habe Greenpeace ein Bild präsentiert, auf dem ein Kind hinter 7 kg gekochtem Reis gesessen habe und behauptet worden sei, dies Kind müsse dies jetzt täglich essen, um die tägliche Vitaminzufuhr zu erhalten. Das ganze habe dazu geführt, dass einer der Mitbegründer von Greenpeace diese Institution verlassen und sich der Institution angeschlossen habe, die die Entwicklung von golden Reis propagiere.
Zum Schutz der Ökosysteme gebe es eine Studie aus England, wonach, wenn der ökologische Landbau sich ausbreite, auf Grund der geringeren Erträge erheblich größere Flächen ausgewiesen werden müssten. Die Studie zeige auch, dass sich durch Stilllegungen die biologische Diversität, die in England deutlich eingeschränkter als in Deutschland sei, wieder erhöht habe. Wenn man also den Ökolandbau auf 20 % ausweiten würde, würde sich die Diversität verringern.
Hinsichtlich des Themas Anbaumanagement sei kritisiert worden, dass hierfür ein großer Aufwand betrieben werde. Andererseits werde der Aufwand, der für die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung betrieben werden müsse, einfach hingenommen. Diese Argumentation sei schwer zu verstehen.

Prof. Dr. Jany erklärt, dass die bestehenden Gesetze gar nicht so schlecht seien. Es gebe das Problem, dass man weltweit gerade im Gentechnikbereich letzten Endes politisch entscheide. Was die Wissenschaft dargelegt habe, interessiere dann nicht mehr. Lebensmittelsicherheit sollte man primär auf der Wissenschaftsebene darlegen und bewerten. Sicherheit sei nicht etwas, was die Politik vorschreiben könne.
Ihn habe irritiert, dass man Toleranzwerte mit Sicherheit gleichsetze. Diese hätte nichts mit Sicherheit zu tun. Schwellenwerte könne man wissenschaftlich nicht belegen, sie beruhten auf einer politischen Entscheidung. Man wolle den Verbraucher informieren und führe deswegen Schwellenwerte ein.
Zum Hinweis von Dr. Dolata, dass die Wissenschaftler wiederkommen würden, erklärt er, dass Deutschland in der Enzymproduktion führend gewesen sei. Heute habe man keinen Enzymhersteller mehr in Deutschland. Sie seien alle ausgewandert, während die Enzyme alle wiedergekommen seien. Ähnlich werde es in der Pflanzentechnologie sein. Auch in Deutschland gebe es kleine Firmen, die inzwischen z. B. nach Kanada ausgewandert seien. Auch da würde man die Produkte tatsächlich wiederbekommen. In der Wissenschaft liege man in Deutschland an der Weltspitze, in der wirtschaftlichen Entwicklung aber weit unten.
Was das Thema Ängste betreffe, so habe Essen immer etwas mit Emotionen zu tun. Arzneimittel würden andere Emotionen hervorrufen. Ängste könne man nehmen, wenn man endlich Produkte aus der Grünen Gentechnik klar gekennzeichne und informativ auf den Markt bringe, damit der Verbraucher diese auch einmal ausprobieren könne. Im Moment würde man sich weigern, solche Produkte auf dem Markt zuzulassen. Deshalb könne man auch nie ein Vertrauen gewinnen. Man würde heute nie in eine Südfrucht beißen, wenn man sie nicht auf den Markt ließe. Dies sei das Problem. Er habe ein Gen-Essen mit 600 Personen durchgeführt und sei überrascht gewesen über die Akzeptanz. Gentechnik müsse man erleben. Nur dann könne man auch richtig darüber reden.

Prof. Dr. Willmitzer erklärt, dass er die Auffassung von Dr. Dolata, dass Wissenschaftler wieder nach Deutschland zurückkämen, nicht teile Es sei sehr schwierig, Wissenschaftler wieder aus den USA zurückzuholen. Dies liege nicht nur an der öffentlichen Diskussion über die Grüne Gentechnik, sondern auch daran, dass Kollegen aus den USA und anderen Ländern irritiert seien und einen deutschen Sonderweg erkennen würden.
Es sei vorhin erklärt worden, dass der Prozess entscheidend sei, wie etwas hergestellt werde. Prof. Dr. Jacobsen habe dazu ein gutes Beispiel gegeben. Wenn man eine gentechnisch veränderte Tomate habe, in der ein bestimmtes Alkaloid zu viel enthalten sei und eine toxisch wirkende Substanz zu viel erzeugt würde, sei es egal, wie diese hergestellt worden sei. Entscheidend sei, dass beide Tomaten dasselbe Gift enthalten würden. Man müsse sich darauf verständigen, das auf dem Feld eingebrachte Saatgut zu beurteilen. Die Historie sei für die Risikoabschätzung irrelevant.
Der Petunienfall sei immer wieder ein klassisches Beispiel für die Nichtabschätzbarkeit von Folgen. Richtig sei, dass sich die Petunien auf Grund der hohen Temperaturen im Freiland in Bezug auf die Farbbildung und auch auf die Blütenbildung anders verhalten hätten als im Gewächshaus. Genau dieses sei aber der Hintergrund für das Schritt-für-Schritt-Verfahren. Wenn man eine Pflanze wissenschaftlich herstelle, könne man sie nicht am nächsten Tag anbauen. Wenn man eine Freisetzung beantrage, benötige das mindestens einen 200seitigen Antrag. Wissenschaftler seien Teil der Gesellschaft, die sich auch verantwortlich fühlten. Ein anderes Beispiel sei die Sojabohne, die ein Eiweiß enthalte, worauf einige Menschen allergisch reagierten. Daher sei die Entwicklung der Sojabohne eingestellt worden, ein hervorragendes Beispiel dafür, dass beim step-by-step-Verfahren ein hohes Regulativ vorhanden sei.

Zur Übereinkunft von Kritikern und Befürwortern der Gentechnik möchte er sagen, dass er selbst ein sehr harmonischer Mensch sei. Er glaube jedoch nicht, dass dies gelänge. Gemeinsam mit der KPS habe man 1993 die ersten Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen durchgeführt und sich die Zeit für eine mündliche Anhörung genommen. Es hätte viele Diskussionspunkte in der Öffentlichkeit gegeben. Ein Sprecher der Grünen habe in der Öffentlichkeit eine starke Gegenposition vertreten. Dieser habe dann den Fehler gemacht, in einem Hintergrundgespräch mit einem Journalisten zu erklären, dass er das eigentlich gar nicht so schlimm fände. Damit wolle er zeigen, dass man sich in einem Vier-Augen-Gespräch schon einigen könne. Aber scheinbar müsse man immer sein Klientel bedienen. Solange man nicht ehrlich versuche, auf den Punkt zu kommen, werde man keine Ergebnisse erzielen.
Zur Frage zum Vitamin-A-Reis weist er darauf hin, dass dieser natürlich nicht sicherstellen könne, dass die Kinder in Südostasien 97 g Reis essen würden. Er halte aber die Frage für falsch. Es gehe nicht darum, der Dritten Welt vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen habe. Die Vorstellung, dass das, was man in Deutschland mache, auch für die andere Welt gelten solle, sei völlig falsch. Man könne nur die Option anbieten, dass dieser Reis entwickelt werde und diese Option müsse man sich auch freihalten. Vor Ort müssten diese Menschen dann selbst entscheiden, was sie tun wollten.
Er sei damit zitiert worden, dass es nur hypothetische Risiken gebe. Er hoffe aber, dass er gesagt habe, dass es in der Gentechnik im Wesentlichen hypothetische Risiken gebe, die spezifisch seien für die Gentechnik. Das Argument, dass die Angst der Verbraucher zeige, dass es Risiken gebe, habe er nicht verstanden. Er wäre dankbar, wenn konkrete und nicht nur hypothetische Risiken benannt würden.

Abg. Helmut Heiderich geht auf einige Punkte ein, die in den letzten Wochen Eingang in die Debatte gefunden hätten. So sei man von den europäischen Kommissaren aufgefordert worden, eine Führungsrolle in der Debatte um die Grüne Gentechnik einzunehmen, und nicht nur Bedenken miteinander zu diskutieren, sondern insbesondere die Vorteile und Potenziale dieser Technologie für die Zukunft herauszuheben. Die Frage sei nun, wie man dieser Initiative der Europäischen Kommission nachkommen könne und die Aussage des Bundeskanzlers, dass die Grüne Gentechnik eine Schlüsseltechnologie sei, weiter umsetzen könne.
Von den Wissenschaftlern sei immer wieder erklärt worden, dass die Wissenschaft noch Handlungs- und Nachholbedarf habe. Hierzu bitte er um eine Stellungnahme. In dem vor einigen Wochen herausgekommenen Brief der Bundesregierung zur Grünen Gentechnik habe diese selbst festgestellt, dass die Entwicklung des letzten Jahrzehnts positiv zu sehen sei und dass man manches von den hohen Vorsorgemaßnahmen wieder zurücknehmen könne. Auch der TAB-Bericht mache gerade im Hinblick auf die Schwellproblematik deutlich, dass es sinnvoll sei, die Politik aufzufordern, Schwellenwerte einzuführen, um die Diskussion um die ?Spuren? zu beenden.

Vor wenigen Tagen sei er im Oderbruch gewesen, um sich dort den Versuch anzusehen. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion habe zu den dort aufgefundenen Spuren mitgeteilt, dass wohl durch einen Fehler im Labor das anschließende Unterpflügen der Bestände veranlasst worden sei. Bis heute gebe es in Deutschland keine gemeinsamen Analysevorschriften. Für die Labore sei nicht geregelt, welche Richtwerte sie einhalten müssten.
In allen Bereichen habe sich gezeigt, dass beim Übergang von kleinflächigen Freisetzungsversuchen in den großflächigen Anbau viele vorher geäußerte Bedenken nachher im großflächigen Anbau nicht mehr erhärtet werden konnten, dass also durch die Anbauverfahren durchaus Verbesserungen aufgetreten worden seien, auch gerade im Umweltbereich. Daher nochmal Frage an die Wissenschaft, wie man in Deutschland die Möglichkeit schaffen könne, von den Freisetzungsversuchen kleinflächiger Art in einen großflächigen Anbau überzugehen und ob die Wissenschaft darauf vorbereitet sei.

Nach Auffassung des Abg. Peter Bleser habe man es hier mit einer Art klassenkampfartigen Diskussion zu tun, die fernab von der Wissenschaft stattfinde. Er habe die Frage an Dr. Katzek, wie hoch der Importanteil z. B. von gentechnisch veränderten Sojabohnen nach Europa sei, und ob es Erkenntnisse gebe, dass die Verfütterung von Soja zu irgendwelchen Benachteiligungen in der Gesundheit führe.
Der Bauernverband habe natürlich in der gesamten Thematik eine neutrale Rolle. Für die Zukunft erhebe sich aber sicher die Frage, ob nicht dann, wenn man sich im Bereich der GVO zurückhaltend verhalte, ein erheblicher Importdruck entstehe und die Akzeptanz hier als selbstverständlich angenommen werde, bei der heimischen Produktion dagegen erhebliche Nachteile entstehen würden.
Er glaube, dass Problemlösungen für Erzeuger und Verbraucher der richtige Ansatz seien. In der Industrie und Forschung habe man aber nicht in diese Richtung gearbeitet. Dies habe dann zu diesen Ängsten geführt, die er nach wie vor für unbegründet halte. Es müsse an den Problemen orientiert gearbeitet werden. Fehlversuche müssten ausgemerzt und entsprechende Kriterien angewendet werden. Problemlösungen müssten im Vordergrund stehen. Daher die Frage zu der Chance, diese Versachlichung in den nächsten Monaten oder Jahren herbeizuführen, wobei er allerdings befürchte, dass man sich dann aus dem sehr zukunftsweisenden Markt katapultiere.

Abg. Steffi Lemke erklärt, dass sie diese Debatte zum Reis empört habe. Weiterhin sei richtig zu stellen, dass die Grünen keine deutsch-nationalen Diskussionen führten, sich nie dagegen ausgesprochen hätten, dass in Südostasien dieser Reis erprobt würde, und dass die Entwicklung dieser Reissorte die Betrachtung von Gentechnik gegenüber der Entwicklung von herbizidresistenten Sorten ändern werde. Sie fände es nicht richtig, wie dieses Argument in dieser Debatte instrumentalisiert werde. Täglich würden tausende von Kindern verhungern. Dies sei ein Problem, was man rein technisch lösen könnte. Sie fände es daher unmoralisch und unwissenschaftlich, dieses Argument in dieser Debatte zu instrumentalisieren, um zu belegen, ob Gentechnik gut oder schlecht sei.
Zur Frage der Gleichbehandlung von konventionellen und gentechnisch veränderten Sorten bemerkt sie, dass man bei der Frage von Umweltauswirkungen durch das Saatgutverkehrsgesetz heute schon die Möglichkeit habe, zu überprüfen, was an ökologischen negativen oder positiven Auswirkungen für solche Sorten auch im konventionellen Bereich entstehen würden. Wenn es Lücken gebe, sollte man diese beheben. Darüber sollte man auch in der Anhörung am nächsten Mittwoch zum Saatgutverkehrsgesetz reden.
Zu den Schwellenwerten habe sie eine Frage insbesondere an Dr. von Broock, Dr. Then und den Vertreter des DBV. Wenn Schwellenwerte eingeführt würden, wie sei dann sicherzustellen, dass auf angrenzenden Äckern keine Verunreinigung mit GVO auftreten könne und was es dort für Überlegungen beim Bauernverband und in der Praxis gebe, wie man dieser Problematik begegnen könnte, z. B. durch Anlegung von Schutzstreifen.
Zu den Zahlen von Dr. Then bezüglich des Herbizideinsatzes in Amerika bittet sie Dr. Katzek um eine Kommentierung. Wenn sie es richtig verstanden habe, stammten diese Zahlen von der FAD, die sie für eine sehr seriöse Institution halte.

Der Vorsitzende bemerkt zu der Anmerkung von Prof. Dr. Willmitzer, das Produkt sei das Entscheidende, dass er nicht der gleichen Meinung sei. Er glaube, dass der Prozess eine wichtige Rolle spiele, wobei ihm natürlich bewusst sei, dass die Diskussion über Prozessstandards gerade bei WTO noch Jahre dauern könnte. Wenn man die Prozessstandards beim Tierschutz betrachte, frage man sich, welche Standards man anwenden sollte, z. B. die von Deutschland oder die von Spanien. Es gebe allerdings einen Prozessstandard, der akzeptiert werde, und zwar der Standard für Thunfisch. Ein anderes Beispiel seien die Äpfel aus Südafrika.
Er habe nun zwei Fragen insbesondere an Dr. Gerke und an Dr. Then. Seine erste Frage erübrige sich, wenn sie fundamental gegen die Gentechnik seien. Ansonsten würde er sich fragen, inwieweit sie Gentechnik im Grünen Bereich akzeptieren wollten. Die Entwicklung gehe offensichtlich weiter. So habe man mit deutschen Wissenschaftlern eine Tomate entwickelt, die ihre gentechnische Veränderung nicht in die nächste Generation weitertrage. Dies zeige, dass viele Gegenargumente durch die Entwicklung überholt würden. Er habe gleichwohl den Eindruck, dass die Diskussion wieder künstlich eröffnet werde wie um den goldenen Reis. Zuerst habe man sich auf die Hypervitaminosen berufen und jetzt erkläre man, dass es gar nicht möglich sei, eine so große Menge Reis zu essen. Wenn man mit ökologischen Landwirten spreche, sei durchaus auch ein Gespräch darüber möglich, ob die Gentechnik nicht als Möglichkeit für den ökologischen Landbau dienen könne, diesen besser durchzuführen. Oder sei gentechnikfreie Produktion für sie ein Abgrenzungskriterium.
Bei der Baumwolle, die gentechnisch verändert sei, sei der Rückgang von Insektiziden und Herbiziden sehr hoch. Früher habe es noch 18/19 Spritzungen gegeben, heute nur noch drei oder vier. Daher die Frage, wo hier die Kontrolle bei gentechnisch veränderter Baumwolle stattfinde. Die entsprechende Abgrenzung sei ihm noch nicht deutlich geworden.
Zur Aussage von Dr. Gerke zu dem gentechnisch veränderten Soja weist er darauf hin, wo die Kapseln frühzeitig aufgeplatzt seien, dass es natürlich auch Veränderungen durch Nichtgentechnik gebe. Dort frage man nicht danach, wie Zersetzungsvorgänge im Boden erfolgten. So habe man vor einigen Jahren bei den Rapssorten eine Null-Null-Sorte eingeführt. Wenn man nun erkläre, dass durch sie die Nachbarproduktion behindert werden könne, dann müsse man natürlich auch darauf hinweisen, dass dies nicht gentechnikspezifisch sei, sondern auch in anderen Bereichen vorkomme. Das Verfahren und nicht das Produkt seien kritisch zu bewerten.
Zu dem Argument, dass es sich bei Insulin um einen einzelnen Stoff handele, bemerkt er, dass Zucker auch nur ein einzelne Stoff sei. Hierzu bittet er um eine Stellungnahme.

Abg. Ulrike Höfken erklärt, dass die verantwortlichen Industrievertreter das Argument zurückwiesen, dass man mit der Gentechnik die Probleme der Welternährung lösen könne. Es sei ganz klar, dass sich das ökonomische Interesse in diesen Ländern nicht realisieren lasse. Das ganze Verfahren sei zu teuer und werde dadurch überhaupt nicht mit dieser Zielsetzung betrieben.
Die Grünen würden schon seit langem eine Diskussion über die Vor- und Nachteile der Grünen Gentechnik führen. Dies sei eine wichtige Diskussion. Man habe vor etwa einem halben Jahr ein Positionspapier der Fraktion veröffentlicht, und zwar mit einer Risiko-Nutzen-Analyse für eine differenziertere Bewertung dieser Technologie wie auch anderer Technologien in der Roten und der Grünen Gentechnik. In diesem Zusammenhang halte sie das Gerede von großflächigem Anbau für Unsinn, da man zur Zeit überhaupt nicht so weit sei, einen großflächigen Anbau zu betreiben, weil wichtige Hausaufgaben noch nicht gemacht worden seien. Diese seien z. B. die Umsetzung der EU-Richtlinie, nämlich die Freisetzungsrichtlinie. Dort seien Anforderungen gestellt, über die man sich erst einmal einigen müsse. In der ganzen Monitoring-Diskussion seien die Parameter noch gar nicht festgelegt. Die Voraussetzungen für die Nicht-Gentechnikproduktion seien auch noch nicht klar. Man habe hier noch Forschungsbedarf.
Wenn ein Prozess Probleme aufweise, dann werde man diese bewerten müssen. Wenn man sich nur rein auf das Produkt konzentrieren würde, müsste man beispielsweise Hormonfleisch akzeptieren. Dann müsste man z. B. bei BSE, wo man noch nicht einmal den Erreger kenne, auch erklären, dass man sich dem Problem nicht widmen werde. Die Verbraucherinnen und Verbraucher hätten aber einen Anspruch auf vorsorgenden Verbraucherschutz. Sie wisse natürlich, dass dies ein dehnbarer Begriff und für alle schwierig sei. Aber man habe hier Vorsorge zu betreiben, um größere Schäden zu verhindern. Dies sei besonders nötig bei der Gentechnik, wobei es sich um eine irreversible und sehr weitreichende Form eines Eingriffs handele. Ernährung sei immer eine wichtige Komponente für die menschliche Gesundheit. Auch mit natürlichen Stoffe gebe es natürlich Probleme. Aber man werde sich daransetzen müssen, so komplexe Systeme wie die Tomate in ihren Auswirkungen auf den Stoffwechsel, sofern gentechnische Eingriffe erfolgt seien, betrachten zu müssen. Dann müsse die Technologie wahrscheinlich noch ein bisschen mitwachsen, um zu einem möglichst großflächigen Anbau kommen zu können.
An Dr. Then habe sie die Frage, welchen Regelungsbedarf er in Bezug auf die einzureichenden Genehmigungsunterlagen und die im Hinblick auf die Genehmigung durchzuführenden Versuche sehe.

Abg. Waltraud Wolff erklärt, zu der Aussage, man müsse Grüne Gentechnik erleben und es habe ein Gentechnikessen gegeben, das allen geschmeckt habe, dass dies nicht die entscheidende Frage sei.
Auf den Hinweis, dass jeder sein Klientel bedienen müsse, erwidert sie, dass man eine Verantwortung für alle nachfolgenden Generationen habe.
Im vergangenen Jahr habe sie KWS in Einbeck einen Besuch abgestattet. Sie habe sich dort alles genauer erklären lassen und festgestellt, dass die Evolution in so rasanter Weise fortschreite, dass es den Pflanzen dann sicherlich auch gut tue. Es stelle sich jedoch die Frage, wie man nun die Möglichkeiten der Anpassung der restlichen Umwelt beurteile und wie sich der Mensch und die Tiere diesem rasanten Wandel anpassen können, wenn man den Weg dafür freigeben würde.
Dr. Dolata habe die mittelständischen Betriebe angesprochen. Es sei jetzt deutlich geworden, dass es im Bereich der Arbeitskräfte nicht zu einem großen Wachstum kommen werde. Sie habe daher die Frage, wie er möglicherweise das potenzielle wirtschaftliche Wachstum in diesem Bereich bewerte und ob sich das dann auf wenige Konzerne beschränken werde.
Anschließend möchte sie wissen, welche Definition es für großflächigen Anbau gebe.

Abg. Eva-Maria Bulling-Schröter erklärt, dass das Wort Nachhaltigkeit noch nicht gefallen sei. Natürlich gebe es Nachhaltigkeitsregeln, was z. B. auch die Enquete-Kommission ?Umwelt? im letzten Bundestag diskutiert habe.
Bezüglich der Lobbygruppen sei klar, dass jeder seine Lobbygruppen vertrete. Sie vertrete die Leute, die gesund leben möchten. Man habe heute die Frage, inwieweit Lebensmittel krank machen könnten, total ausgeklammert. Umweltkrankheiten spielten hier keine Rolle. Hierüber müsste man aber diskutieren.
Zur Welternährung habe sie an Dr. Then und Dr. Dolata eine Frage. Es gebe die Theorie, dass über gentechnisch manipulierte Lebensmittel die Welternährung ins Lot gebracht werden könne. Zur Zeit würden 20.000 Menschen auf der Welt sterben, 14.000 Kinder am Tag verhungern. Sie stelle fest, dass die Pharmakonzerne die Forschung zu Aids-Arzneimitteln oder Tropenkrankheiten reduzierten, weil man von diesen Ländern einfach nichts holen könne. Ihre Frage sei nun, was sich eigentlich verändern müsse.
Außerdem habe sie noch eine Frage an Dr. Then zum Thema Haftpflicht. Zur Zeit werde das EU-Umwelthaftungsrecht diskutiert. Die Frage sei, ob eine solche Haftpflicht notwendig sei. Im Atomrecht sei es ebenso. Es gebe nur bestimmte Bereiche der Privathaftpflicht. Ansonsten würden die Schäden natürlich von den Gesellschaftern oder dem Staat getragen.
Dann habe sie noch die Frage, welchen Sinn Grenzwerte machen.

Abg. Ulrich Heinrich stellt die Frage, wie die zweite oder dritte Generation von gentechnisch veränderten Pflanzen beurteilt und welche Bedeutung der Bundesrepublik Deutschland als zukünftigem Markt zuweisen werde.
Zum Nachholbedarf bei der Forschung weist er darauf hin, dass er auf seinen Reisen nach Amerika und anderswo immer wieder gehört habe, dass bei der ersten Generation mit der Forschung keine Fortschritte mehr erzielt werden können. Man müsse jetzt mit dem großflächigen Anbau beginnen, um Ergebnisse zu erzielen. Im Übrigen habe der TAB-Bericht nicht über die Marktreife berichtet, sondern sich in der Form geäußert, dass bei dem Nachzulassungsmonitoring ein entsprechender Nachholbedarf bestehe.
Bei der Frage, ob man das Produkt oder den Produktionsprozess bewerte, müssten unterschiedliche Zielstellungen gesehen werden. Am Ende interessiere einen mehr, ob das Endprodukt stimme.

Dr. Gerke erklärt, dass der Vorsitzende die Frage gestellt habe, wie weit man bei der Grünen Gentechnik aus seiner Sicht gehen könne.
Der Vorsitzende berichtigt, dass er nicht gefragt habe, wie weit man gehen könne, sondern, ob man bereit wäre, Grüne Gentechnik zu akzeptieren, oder ob es eine fundamentale Ablehnung gebe.

Dr. Gerke erklärt daraufhin, dass das, was an Pflanzenforschung geschehen müsse, um z. B. pflanzenphysiologische Prozesse zu verstehen, in abgrenzenden Bereichen passiere. Man müsse aber sehen, dass man sich im Augenblick in einer Position befinde, in der sich weltweit alle Organisationen praktisch auf eine gentechnikfreie Produktion geeinigt hätten. Man habe also einen gesellschaftlichen Konsens in diesem Bereich. Wenn man einen gentechnisch veränderten Anbau habe, werde man Probleme bekommen. In großen Bereichen werde es dann nicht mehr möglich sein, nach diesen Richtlinien Ökolandbau zu gewährleisten. Deswegen sei es keine Frage von Fundamentalopposition, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Konsenses. Zur Zeit sei man nicht in der Lage, die Grüne Gentechnik zu akzeptieren. Im Moment brauche man sie nicht.
Zur Einführung des Null-Null-Rapses erklärt er, dass es dort erheblichen Forschungsbedarf zu Umweltzwecken gegeben hätte. Man wisse auch, dass dort einige Probleme aufgetreten seien beim Verbiss durch Rehwild usw. In der Züchtung von gentechnisch veränderten Sorten habe man eine Beschleunigung zur Änderung des Genoms in einer Weise, wie sie noch sehr viel problematischer sei. Natürlich bräuchte man auch bei konventionell gezüchteten Sorten ein intensives Monitoring.

Auch warne er vor wirtschaftlichen Schäden, die es geben könnte, wenn ein beschleunigter Einsatz und die Einführung dieser gentechnisch veränderten Pflanzensorten hier in Deutschland in der Landwirtschaft erfolge. Es sei nicht so, dass es nur große wirtschaftliche Chancen gebe, sondern vielmehr auch ein riesiges, nicht kalkulierbares wirtschaftliches Risiko.
Schließlich halte er es für unerträglich, wie der Vertreter von Greenpeace diffamiert werde.

Dr. Heim, DBV, erklärt, dass die internationale Wettbewerbsverzerrung ein enorm wichtiges Thema sei. Hierbei sei zu unterscheiden, um welche Produkte es bisher gegangen sei. Diese Produkte seien Soja und Mais. Bei Soja gebe es in Deutschland eine große Eiweißlücke, weshalb es Eiweißfuttermittel aus Übersee importiere, immerhin 75 Mio. Tonnen. Man habe keine Selbstversorgung. Bei Mais sei man traditioneller Abnehmer aus Amerika. Dort gebe es ein Abkommen mit den Amerikanern, wonach die 2 Mio. Tonnen zollfrei in die Gemeinschaft eingeführt würden. Beim Weizen würde die Situation sicherlich völlig anders aussehen. Hier habe es im letzten Wirtschaftsjahr keinen Unterschied mehr zwischen dem europäischen Preis und dem Weltmarktpreis gegeben, mit der Folge, dass man auch ohne Exporterstattung habe exportieren können. Wenn nun die Züchtung so weit sei, dass bei Weizen in Übersee GVO-Weizen eingesetzt würde und dadurch die amerikanischen, argentinischen oder australischen Erzeuger einen Wettbewerbsvorteil hätten, würde dies automatisch auf unseren Preis durchschlagen. Die Einführung von GVO werde step-by-step erfolgen. Es sei nicht so, dass sich automatisch eine neue Sorte, die mit einem genver-änderten Konstrukt ausgestattet sei, im Anbau bewähre.
Zur Frage nach den Schwellenwerten und den angrenzenden Flächen erklärt er, dass man einen Schwellenwert deswegen brauche, weil ein Schwellenwert von Null nicht praktikabel sei. Dies hätten alle wissenschaftlichen Untersuchungen ergeben. Im Rückkehrschluss wäre ihm am liebsten eine Situation ohne Verunreinigung. Aber da ein praktischer Anbau ohne Verunreinigung nicht machbar sei, bräuchte man den Schwellenwert. Auch nicht-GVO-Sorten sollten von Verunreinigungen frei sein. Den Schwellenwert bräuchte man nur, weil der Anbau sonst unpraktikabel wäre. In diesem Sinne sei es auch nicht nötig, einen Sicherheitsabstand einzuführen.

Zur Frage, was großflächiger Anbau sei, erklärt Dr. Katzek, dass man in den Gesprächen zur Kanzleramtsinitiative über Flächen von 1.000 bis 10.000 ha gesprochen habe. Bei Raps, habe man in Deutschland 1,2 Mio. Hektar Anbaufläche. Dies heiße, dass man über 0,1 % der Anbaufläche spreche. Dies würde er nicht unbedingt als großflächig ansehen. Es sei aber deutlich mehr, was derzeit unter Freilandversuchen laufe.
Zur Frage, wie er die zweite Generation der Pflanzen beurteile, erklärt er, dass die bisherigen Ergebnisse im Bereich Novel food nicht aus der Gentechnik stammen würden. Sie zeigten ein enormes Marktpotenzial. Es gebe eine sehr hohe Verbraucherakzeptanz, eine sehr hohe Verbraucherforderung und eine Vielzahl von Produktentwicklungen. Der Punkt sei, dass man für diese Vielzahl von Projekten Zeit benötige. Deswegen sei es auch so wichtig, jetzt vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Potenziale sich in der Zukunft entfalten könnten. Es gebe deswegen wenig kleine Firmen in diesem Bereich, weil es keine Finanzgeber gebe, die die kleinen Firmen unterstützten, denn die Geldgeber hätten Angst. Sie befürchteten, dass, wenn die derzeitigen gesetzlichen Regelungen umgesetzt würden, es bald keine Grüne Gentechnik mehr in Europa geben werde. Wenn die Novel-food-Verordnung so umgesetzt würde, wie es derzeit vorgesehen sei, dann sei die Grüne Gentechnik in Europa tot.
Die Vitamin-A-Diskussion wollte er nicht instrumentalisieren. Der Vitamin-A-Reis werde das Problem der Unterversorgung in den Dritte-Welt-Ländern nicht lösen. Er sei aber eine Option, um Probleme anzugehen. Wenn der Vitamin-A-Reis als gut anerkannt werde, dann bedeutet dies nicht, dass alle anderen Gentechnik-Produkte, die in der Entwicklung oder auf dem Markt seien, deshalb gut seien.
Zur Kommentierung der Daten erklärt er, was die Frage der Herbizid-Anwendung betreffe, dass die Daten mit ihrem Erscheinen von Greenpeace kritisiert worden seien. Diejenigen, die diese Daten hinausgebracht hätten, hätten dann drei Tage später gesagt, dass Greenpeace die eigenen Daten überinterpretiere. Wichtig sei, dass Pflanzen vielfältig seien. Auf Grund der unterschiedlichen Regionen und Wetterbedingungen könne man nicht sagen, dass es immer die gleiche 80-%-Reduktion gebe. Man habe aber eine Vielzahl von Erfahrungen. Bei Versuchen in China und Südafrika sei eine Reduktion von 80 % erreicht worden.
Zur Frage, wie hoch der Sojaimport sei, weist er darauf hin, dass 40 Mio. Tonnen an Futtermitteln pro Jahr importiert werden. Davon seien nach seinem Erkenntnisstand 27 Mio. Tonnen Soja. Wenn man sich die großen Soja-Produktionsstätten Nordamerikas, Brasiliens und Argentiniens ansehe, stelle man fest, dass es einen sehr hohen Marktanteil von gentechnisch verändertem Soja gebe.
Bei Versuchen, in denen Tiere GVO-veränderte Produkte eingenommen haben, sei festgestellt worden, dass es zu keinen Problemen gekommen sei. Es gebe immer wieder Studien, aber keinen konkreten Nachweis von Schäden.
Im Übrigen habe der Vorsitzende wohl Prof. Dr. Willmitzer wohl falsch verstanden. Dieser wisse sehr wohl, dass der Prozess der Herstellung auch wichtig sei. Er habe lediglich gesagt, dass die Sicherheitsbewertung eines Produktes weniger abhängig sei von der Art und Weise der Herstellung, sondern dass man sich bei der Sicherheitsbewertung am Schluss das Produkt ansehen müsse.

Zur Rolle von Greenpeace erklärt Dr. Then, dass sie von der Industrie überbewertet worden sei. Dr. Katzek mache Greenpeace faktisch mehr oder weniger dafür verantwortlich, dass die Grüne Gentechnik auf dem Markt in Europa verschwunden sei. Er warne vor dem Wahn, dass es eine Umweltorganisation gebe, die die Verbraucher beschwatzt habe und diese deswegen keine Gentechnik haben wollten. Die Grüne Gentechnik sei an den Problemen gescheitert, die sie selbst produziert habe, und nicht an einer Umweltorganisation.
Soja werde wirklich in hohem Maße importiert und nicht gekennzeichnet. Dies habe sich jetzt Jahre nach dem Verbot von gentechnisch veränderten Sorten herausgestellt. Man habe jetzt in den Sojabohnen zusätzliche Genabschnitte gefunden, die bei der Zulassung nicht bekannt gewesen seien. Die Fütterungsversuche, die damals durchgeführt worden seien, habe man später als nicht wissenschaftlich haltbar angesehen. Es gebe keine Belege, dass von diesen Sojabohnen eine akute Gefährdung für die Tiere ausgegangen sei. Trotzdem gebe es erhebliche Mängel in der Sicherheitsbewertung dieser Bohnen.
Zur Frage, welche grundsätzlichen Anforderungen man an die Zulassung derzeit stellen müsse, erklärt er, dass eine der einfachsten Anforderungen wäre, die Gutachten gegenzulesen, wie es derzeit in der Wissenschaft gang und gäbe sei.
Dass man die Erbsubstanz nicht mehr auskreuzen könne, sei eine sinnvolle Verbesserung, löse aber das Problem nicht. Tatsächlich könne man aber im Bereich der Gentechnologie sehr wohl zwischen verschiedenen technologischen Entwicklungen unterscheiden. Er sei also kein Fundamentalablehner der Gentechnik, sondern denke, dass man die Forschung vorantreiben könne. Im Moment sei die Technologie nicht sicher genug, um in die Praxis zu gehen. Es gehe nicht pauschal um die Ablehnung einer bestimmten Technologie, sondern darum, zu kritisieren, dass Methoden und Technologien in bestimmten Bereichen angewendet würden, über deren Sicherheit man keine positive Aussagen machen könne und die man aus Vorsorgegründen deswegen nicht in den Verkehr bringen sollte.
Auf die Frage nach der zweiten Generation von gentechnisch veränderten Pflanzen, die für bestimmte Gesundheitskriterien verantwortlich sein sollen, antwortet er, dass die meisten dieser Projekte in den pflanzlichen Stoffwechsel noch tiefer eingriffen als die bisherigen gentechnischen Eingriffe. Von diesen Produkten gehe ein potenziell höheres Risiko für dem Verbraucher aus als von den derzeitigen Produkten.
Zu dem Vorwurf beim Vitamin-A-Reis, Greenpeace kritisiere gleichzeitig die Hypervitaminose und die Unterversorgung, unterstreicht er, dass beides wichtige Kriterien seien. Natürlich stelle sich die Frage der Kontrolle. Baumwolle aus gentechnisch veränderten Materialien sei in Deutschland kaum auf dem Markt.
Das Wichtigste für das Verständnis der Grünen Gentechnik sei mehrfach angesprochen worden, und zwar die Frage, ob der Prozess oder das Endprodukt entscheidend seien. Diejenigen die sagten, dass es nur auf das Endprodukt ankäme, fänden sich nicht auf dem Boden der gesetzlichen Grundlagen der Europäischen Union. Die Europäische Union gehe derzeit davon aus, dass die gentechnische Veränderung von Lebensmitteln überprüft werden müsse und dass das Verfahren der Grünen Gentechnik sich deutlich von den bisherigen Verfahren in der Züchtung unterscheide. Deswegen sei der Herstellungsprozess sehr wichtig für die Sicherheit.
Bezüglich der Schwellenwerte erklärt er, dass es nach Auffassung der Europäischen Union zugelassene gentechnisch veränderte Lebensmittel gebe. Diejenigen Lebensmittel, die nicht geprüft worden seien, seien wegen ihres spezifischen Risikos für den Markt gefährlich. Greenpeace wende sich insofern nicht gegen die Grenzwerte, die bereits eingeführt seien. Schwellenwerte wären sinnvoll für Ökobauern, damit sie später nicht, solange sie beim Anbau unter den Schwellenwerten blieben, verantwortlich gemacht werden könnten für das, was um sie herum geschehe. Sicherheitspolitisch könne er dies nachvollziehen. Er könne aber nicht gutheißen, dass man Produkte zulasse, die die EU-Kriterien nicht erfüllen. Hier sei die Frage des Schwellenwertes eine Risikofrage und keine politische.

Dr. von Broock erklärt, dass man nicht sicherstellen könne, dass es auf Nachbarfeldern nicht zu Verunreinigungen komme. Man könne bestimmte Schwellenwerte in der Saatgutproduktion einhalten, aber wenn dann eine gentechnisch veränderte Sorte neben einem anderen Feld stehe, dann komme es zu Auskreuzungen, und zwar in dem Maße, wie es die Blütenbiologie vorgebe. Dies sei bei Kartoffeln weniger, da es Klone seien. Bei Selbstbefruchtern stäube es zwei/drei Meter in den Nachbarbestand. Bei Mais und Roggen aber reiche ein Kilometer nicht aus.
Was die zweite Generation betreffe, so würden die Züchter jetzt an Pilzresistenzen und Virusresistenzen arbeiten. Bei Viren sei es häufig so, dass man 40tägig gegen die Überträger spritzen müsse. Wenn man eine Resistenz mit der Gentechnik bewirken würde, würden diese Spritzungen überflüssig werden, soweit es um die Viren gehe. Man denke aber auch an die Toleranzen gegen abiotischen Stress, nämlich gegen Kälte, Hitze, Salz und Trockenheit. Auch dort gebe es einige Ansatzpunkte. Er nehme aber an, dass es 10 bis 15 Jahre dauern werde, bis es dafür Strategien gebe.

Zu den ernährungspysiologischen Dingen könne ein Pflanzenzüchter wenig sagen. Dort müsse man sich an die Vorgaben halten, die einem gemacht würden. Der landeskulturelle Wert einer Pflanze sei dann von größerer Dominanz.
Zur Welthungerproblematik bemerkt er, dass Saatgut ein Schlüsselbetriebsmittel sei. Demzufolge komme der Pflanzenzüchtung eine entsprechend wichtige Stellung zu. Es handele sich zwar nicht um eine Schlüsseltechnologie, aber man sei nahe daran. Wenn man mit den modernen Techniken bessere Sorten schneller entwickeln könne, dann sei es im Augenblick irrelevant, darauf hinzuweisen, dass dies der Dritten Welt nicht zugute komme und man deswegen die Technologieentwicklung einstellen müsse. Einerseits entwickele sich die Dritte Welt. Die Firmen würden dort aktiv. Es gebe private Züchtungen in Indien, Korea und Vietnam. Wenn es sie nicht gebe, habe man nationale und internationale Forschungsinstitute, die diese Technologien auch verwenden könnten. Wenn jetzt der Einwand komme, dies sei alles patentiert, dann gebe es darauf zwei Antworten. Einerseits hätten namhafte Industrien bestimmte Technologien kostenlos an die Entwicklungsländer abgegeben. Zum anderen hätten Patente immer eine bestimmte Laufzeit und seien dann ohnehin frei. Die Technologie könne das Welthungerproblem nicht lösen, aber einen entscheidenden Beitrag zur Problembewältigung leisten.

Dr. Dolata erklärt, dass man jenseits aller Akzeptanzdebatten, die man um die Grüne Gentechnik führe und die immer als Blockadeinstrument der ökonomischen Durchführung der Gentechnik angeführt würden, doch konstatieren müsste, dass die technischen Entwicklungen der zweiten oder dritten Generation transgener Pflanzen in längeren Zeiträumen gerechnet werden müssten. Die Produktion neuer innovativer Produkte könne man nicht in drei bis vier Jahren vorantreiben. Dies alles würde länger dauern. Wir würden immer wieder dazu neigen, die technischen Entwicklungsschwierigkeiten und die Zeiträume für die ökonomische Einführung neuer innovativer Produkte zu unterschätzen, in denen dies möglich sei.
Zu Dr. Katzek erklärt er, dass man in den Vereinigten Staaten ein noch eklatanteres Missverhältnis zwischen pharmazeutisch orientierten Biotechnologiefirmen und Biotechnologiefirmen, die im Agrosektor tätig seien, als in der Bundesrepublik hätte. Dies hänge im Wesentlichen mit der Industriestruktur zusammen, auf die er vorhin hingewiesen habe. Man habe es hier mit erheblich konzentrierteren und einheitlicheren Märkten zu tun als dies etwa im Pharmasektor der Fall wäre.
Zum wirtschaftlichen Wachstum mit der Gentechnik erklärt er, dass man es eher mit stagnierenden oder rückläufigen Märkten zu tun habe. Bisher liege der Umsatz mit transgenem Saatgut bei 8 bis 9 %. Der Rest sei nach wie vor Umsatz mit konventionellen Produkten. In den nächsten Jahren werde man keine dramatische Verschiebung feststellen können. Man müsse aufpassen, dass man das Blickfeld, wenn man über Entwicklungsdynamiken in diesem Bereich spreche, nicht auf gentechnische Innovationen verengt, sondern immer wieder untersuchen, was eigentlich die Perspektiven des konventionellen Saatgutmarktes seien, die dann natürlich in der Forschung gentechnisch unterstützt werden können.
In der Welternährungsproblematik würde er den Einfluss der Gentechnik nicht zu hoch einschätzen. Es sei so, dass industriell die Grüne Gentechnik bislang vornehmlich ein Projekt der Industrieländer für die Bedürfnisse der Industrieländer und nicht der Entwicklungsländer sei. Die großen engagierten Konzerne benötigten kaufkräftige Nachfrage für hochpreisige Produkte, die außerhalb der Industrieländer nicht ohne weiteres vorzufinden sei. Man müsse über Verteilungsfragen reden, über die Frage der Finanzierung von Entwicklungshilfe und die Förderung von lokalen oder regionalen Landwirtschaftsstrukturen in diesen Ländern.
Seine letzte Bemerkung betreffe die Rahmenbedingungen dieses Sektors. Wenn sich Gentechnik in diesem Bereich stärker durchsetzen sollte, dann müssten die Produkte, die auf den Markt kämen, mit einem erkennbaren Verbrauchernutzen ausgestattet sein. Dieser Prozess werde in den nächsten Jahren nicht durchbruchartig erfolgen. Heute seien Formen diskursiver Politik unerlässlich, die man auch institutionalisieren müsse. Die Einführungspolitik zur Gentechnik habe in der ersten Hälfte der 90er Jahre gezeigt, dass man mit aggressiven Vermarktungsstrategien nicht weiterkomme. Die regulative Begleitung der dieses Prozesses müsse man rigide handhaben. Ein rigides Recht und Kontrollrahmen für gentechnisch veränderte Lebensmittel seien wichtig. Man habe es mit einer Technologielinie zu tun, die in beachtlicher Weise in Natur- und Umweltprozesse eingreife. Amerika hätte die strengsten Auflagen für die Zulassung von Arzneimitteln, was bemerkenswerterweise von der Industrie begrüßt werde. Nach Auffassung der Großunternehmen habe man mit der dortigen Prüfung das Qualitätssiegel für den Rest der Welt. Hinzu komme, dass die Zulassungsbehörde mit Sachverstand prüfe. Restriktive Rahmenbedingungen würden also nicht zur Knebelung der Industrie führen. Sie könnten einerseits als Qualitätssiegel für zugelassene Produkte über den regionalen Rahmen hinaus fungieren und zweitens in der Lage sein, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Der Vorsitzende weist in diesem Zusammenhang auf das Treffen zum Thema ?Verantwortung der Parlamente für die Welternährung? am 16. November in Berlin hin, zu dem er die Vorsitzenden der für Ernährung zuständigen Parlamentsausschüsse der EU-Länder, Beitrittsländer und der Russischen Föderation eingeladen habe. Gastredner seien der Generaldirektor der FAO, Dr. Jacques Diouf, und Prof. Dr. von Braun. Die Einladung gelte auch für die heutigen Teilnehmer.

Ernst-Michael Epstein erklärt, dass Zucker auf dem Acker angebaut werde und da evtl. ein Risiko liegen könnte. Diese extremen Beispiele, auch das Bier, würden aber eine Diskussion nicht wesentlich weiterbringen. Es sei jetzt natürlich eine Frage der Kennzeichnung. Im Moment sehe es so aus, dass man auf europäischer Ebene dazu übergehen wolle, dieses Verfahren zu kennzeichnen. Dies sei auch ein Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher. 1996 habe es einen Gendialog der Verbraucherverbände mit der Wirtschaft gegeben. In einer Umfrage habe man nach der Kaufbereitschaft für bestimmte Produkte gefragt und danach, was davon gekennzeichnet werden müsse. Bei einem Produkt habe die Kaufbereitschaft bei 48 %, bei dem schlechtesten bei 12 % gelegen. Aber bei der Kennzeichnung seien 82 bis 92 % der Befragten der Meinung gewesen, dass das Produkt gekennzeichnet werden müsse. Der Verbraucher müsse erfahren, was er kaufe. Man müsse die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher darüber entschieden. Dies sei Marktwirtschaft.

Prof. Dr. Jacobsen erklärt, dass die Forschung in Deutschland ganz gut aussehe. Ziel der nächsten Jahren werde es sein, die bedarfsgerechte Expression transgener Pflanzen zu erreichen. Man werde versuchen, transgene Pflanzen unter Verzicht auf selektierbare Marker herzustellen. Wenn dies gelinge, seien viele der gäußerten Bedenken hinfällig.
An den abiotischen Faktoren werde geforscht. Dort sehe er das Szenario auch eher langfristig.
Zur Schwellenwertdiskussion bemerkt er, dass die Auskreuzung auf Fremdbefruchter beschränkt sei. Wenn er sich als Genetiker vorstelle, was alles an Pflanzen nach Mitteleuropa eingeführt worden sei und was es heute in Botanischen Gärten und Gartencentern gebe, dann könnte er sich wunderschöne Szenarien ausdenken, welche Interaktionen möglich wären. Teilweise seien die Arten nicht bestimmt, teilweise wisse man nicht, ob es kreuzbare Nachbarn in Deutschland gebe. Dies hieße in der Konsequenz, dass man erst einmal Botanische Gärten und Gartencenter schließen sollte.
Zum großflächigen Anbau erklärt er, dass man sich hier in einem Dilemma befinde. Auf der einen Seite habe man ein Forschungsdefizit, auf der anderen Seite sei es zu gefährlich, etwas zu tun. Man sollte Vertrauen in das haben, was an Erfahrung vorhanden sei.
Zum Import von Soja weist er darauf hin, dass 1998 die Europäische Union 29 % des in der EU verbrauchten Eiweißes selber hergestellt habe, als Tiermehl noch in der Verfütterung gewesen sei. Danach seien 1998 71 % der Eiweiße eingeführt worden.

Über die Rolle der Gentechnik in der Dritten Welt bestehe ein Konsens, dass sie nicht die Schlüsseltechnologie sei, um die Probleme zu lösen, aber eine wesentliche Option. Man sollte den Entwicklungsländern die Gentechnik geben, die für ihre Ernährung wichtig sei. Man habe in dieser Situation ein sog. Trilemma. Die Weltbevölkerung wachse, die Fläche bebaubaren Landes gehe zurück und die allgemeine Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft werde mit einem Prozent angerechnet. An Hand dieser Daten könne man ausrechnen, ab wann nicht mehr genügend Nährstoffe produziert werden könnten. Man sollte auch die ethischen Optionen einbeziehen und die Folgen berücksichtigen, wenn man diese Optionen nicht wahrnehme. Selbstbestimmung für Entwicklungsländer sei für ihn ein sehr hohes Gut.
Er frage sich, warum die differenzierte Betrachtung nur auf gentechnisch veränderte Pflanzen bezogen werde. Wenn man die schweizerische Studie betrachte, gebe es keine Unterschiede hinsichtlich der Sicherheit bei GVO und Pflanzen aus konventioneller Produktion. Man habe Hinweise, dass Produkte aus dem Ökolandbau teilweise höhere Ökotoxinbelastungen hätten. Sein Plädoyer sei deswegen, dies einmal zu vergleichen.
Er glaube nicht, dass man sich in einer schnellen genetischen Revolution befinde. Seit 10.000 Jahren greife man in Ökosysteme ein. Es gebe eine permanente Selektion von Wildpflanzen in Richtung auf Nutzung durch den Menschen. Dies habe dazu geführt, dass viele unerwünschte Eigenschaften weggezüchtet worden seien. Die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen habe sich verringert. Dies sei ein Prozess, der nichts mit Gentechnik zu tun habe. Jede Art von Landwirtschaft sei ein Eingriff in Ökosysteme.
Die Ängste in der Bevölkerung müsse man ernst nehmen. Das Bedürfnis nach Information bei den 16- bis 18jährigen Schülern, die in sein Institut kämen, sei in den letzten zwei/drei Jahren sehr viel größer als noch vor vier oder fünf Jahren, als mehr Risiken im Vordergrund gestanden hätten. Die jetzige Generation gehe viel sachlicher damit um, weil sie die entsprechenden Inhalte auch schon im Schulunterricht habe. Je besser die naturwissenschaftliche Ausbildung an den Schulen sei, um so größer sei die Akzeptanz, sich mit den Dingen auch positiv auseinanderzusetzen. Dies müsse das Ziel sein, wobei insbesondere die Länder gefragt seien. Wenn er daran denke, was in den Curricular-Ausbildungen für Biologielehrer stünde, dann sei dies teilweise noch die Biologie des vorletzten Jahrhunderts.
Er würde nicht sagen, dass der Ökolandbau ein Wachstumsmarkt sei. Aber es gebe eine gute Marketing-Strategie im Ökolandbau, allerdings keine seriösen Studien, die zeigten, dass die Ökoprodukte sicherer und besser seien. Allein auf eine Karte zu setzen, scheine ihm zu gefährlich zu sein. In Österreich z. B. gehe der Ökolandbau zurück.
Wenn man hier z. B. Laurinsäure in transgenem Raps herstelle, dann bedeute dies, dass die Länder, die das bisher hergestellt hätten, weniger exportierten. Er kenne die Zahlen von den Philippinen. Dort sei der Export von Kobra, sehr laurinsäurereiches getrocknetes Kokosnussfleisch, sehr hoch. Wenn man diese Produkte nun nicht mehr in Deutschland benötige, sehe er das Problem, dass die kleinbäuerlichen Strukturen z. B. auf den Philippinen zusammenbrechen würden. Um dies zu verhindern, müsse man evtl. den Begriff Kompensation ins Spiel bringen. Er sehe also kaum Probleme, was die Gesundheit und ökologische Konsequenzen betreffe, wohl aber im sozioökonomischen Bereich.

Prof. Dr. Jany unterstreicht, dass es in Deutschland eine sehr gute ökologische Begleitforschung gebe. Man habe sehr viele Forschungen über Sicherheitsanalysen zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln und mindestens vier große Studien über Tierfütterungsexperimente mit transgenem Futter. Eine laufe heute noch, und zwar bereits im dritten Jahr. Von der Forschung her gesehen könne man es sich leisten, tatsächlich einen großflächigeren Anbau zu betreiben als bisher. Gegenwärtig habe er allerdings den Eindruck, dass man das gar nicht wolle, da möglicherweise Daten herauskämen, die den Vorstellungen nicht entsprächen. Man sollte davon abkommen, immer nur auf Amerika zu schauen. Er glaube nicht, dass man den großflächigen Anbau in Amerika so ohne weiteres auf unseren Anbau übertragen könne. Man brauche eigene Daten. Sonst würde man immer von unterschiedlichen Daten sprechen.
Was die Nachweisverfahren betreffe, so habe man sehr gute Verfahren für gentechnische Produkte, die jedoch nicht standardisiert seien. Völlig ungeklärt sei auch die Probennahme, wovon auch wieder der Schwellenwert abhinge. Hier sei also die Forschung zu verstärken. Er betone noch einmal, dass dies nichts mit der Sicherheit zu tun habe. Wenn Schwellenwerte tatsächlich etwas mit Sicherheit zu tun hätten, dann hätte die EU-Kommission auch darauf gedrungen, einen Schwellenwert von Null festzulegen. Dann dürfte es keine Verunreinigung geben.
Es werde immer gesagt, dass die rekombinante DNA etwas anderes sei als eine konventionelle DNA. Dies sei die gleiche DNA. Schwellenwerte hätten etwas mit Kennzeichnung zu tun und mit nichts anderem.
Unsere Lebensmittel seien im Übrigen sehr gesund. Wenn man über gesunde Ernährung rede, rede man auch immer über die Ernährungsweise. Unser Problem sei, dass man viel zu viel esse und trinke. Die Regierung tue sich schwer, wenn sie zur Gesundheitsförderung Geld aufbringen solle, nicht aber für ein neues Verfahren, um irgendetwas zu verhindern. Es gebe also gesunde Lebensmittel, man müsse sich nur eine andere Ernährungsweise angewöhnen. Er selbst habe Schwierigkeiten mit Lebensmitteln der zweiten und dritten Generation, wenn es um funktionelle Lebensmittel gehe, die bestimmte gesundheitliche Förderungseffekte haben sollten. Man wisse nicht, wie man sie richtig bewerten solle, auch, was die Ober- und Untergrenzen von solchen Produkten betreffe.
Zum Thema Welternährung bemerkt er, dass Gentechnik nur einen kleinen Beitrag leisten könne, um das Problem der Unterernährung zu lösen. Auch trage nicht die Umverteilung und das Verschenken von Lebensmitteln nicht zur Lösung der Probleme bei.
Prof. Dr. Willmitzer erklärt, dass er mit dem Begriff ?deutsch-nationale? Diskussion ein zu starkes Befürworten aus nationaler Sicht gemeint habe.
Auch in Bezug auf das Klientel sei er falsch verstanden worden. Er habe nicht gesagt, dass man sein Klientel vertreten solle, sondern er habe versucht zu erklären, warum es immer wieder zu Missverständnissen komme. Er habe die Erfahrung gemacht, dass in der Öffentlichkeit viele ihr Klientel bedienten.
Weiterhin habe er nicht behauptet, dass die Gentechnik die Probleme der Welternährung lösen würden. Sie sei aber eine sinnvolle und notwendige Option zur Lösung der Probleme.
Zum Vitamin-A-Reis unterstreicht er, dass in der Welt eindeutig ein Vitamin-A-Defizit vorherrsche. Dieser Reis sei eine Option, um das Problem teilweise zu lösen. Er persönlich halte es für schwierig, diese Option nicht frühzeitig zu verfolgen. Bei dem Vorschlag, doch lieber Vitamin A zu verteilen, sollte aber bedacht werden, welche logistischen Probleme es gebe. Auch eine Ökobilanz müsse angefertigt und hierbei geprüft werden, ob dies wirklich eine nachhaltige Lösung sei. Pillen zu verteilen sei keine nachhaltige Lösung, wohl aber die Verteilung von Pflanzen.
Beim Thema Nachhaltigkeit verstehe man immer mehr, wie Pflanzen sich mit Mineralien aus dem Boden versorgten. In Europa habe man kein Problem, weil man massiv dünge. In anderen Ländern sei dies aber ein Problem. Der Gehalt an Mineralien werde untersucht, damit man dies positiv beeinflussen könne. Um dies abschätzen zu können, müsse man irgendwann ins Freiland. Das Verständnis z. B. vom Wasserhaushalt der Pflanzen sei ein Grundlagenproblem in der Forschung. Es müsste im Interesse einer nachhaltigen Wirtschaft liegen, dies umzusetzen und daher verstehe er nicht, warum gerade in ökologischen Gruppen dort Bedenken vorhanden seien.
In Deutschland konzentriere man sich zu sehr auf hypothetische Risiken in der Gentechnik. Das wirkliche Problem könnten die sozioökonomischen Strukturen sein.
Es gebe Untersuchungen, nach denen diese Erde ohne technisierte Landwirtschaft in der Lage wäre, ungefähr 6 Mio. Menschen zu ernähren. Jede Art von technisierter Landwirtschaft sei ein Eingriff in die Ökosysteme. Man könne nur versuchen, diesen Eingriff minimal zu gestalten. Ökolandwirtschaft sei sicherlich ein Weg, aber nicht der einzige Weg. Auch die Biotechnologie stelle ein Instrument dar. Beide Optionen müssten aber beschritten werden.

Der Vorsitzende schließt die Sitzung 15.45 Uhr
Quelle: http://www.bundestag.de/ausschuesse/archiv14/a10/a10_sitz_73
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