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Juni 01/1998
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Auch Deutsche sollen weiterhin bei Ernteeinsätzen arbeiten

(hh) Nicht vollständig überzeugen konnte die Mitglieder des Haushaltsausschusses am 27. Mai die bisherigen Bemühungen der Bundesanstalt für Arbeit zur Vermittlung von deutschen Saisonkräften und Erntehelfern in der Landwirtschaft.
Da zum Beispiel die Spargelbauern trotz der Maßnahmen laut Pressemeldungen eher Saisonarbeiter aus osteuropäischen Ländern beschäftigen würden als Deutsche, fragten die Abgeordneten, ob in diesem Zusammenhang nicht "viel Geld für Nichts" ausgegeben würde und ob "härtere" Maßnahmen notwendig seien. Sie wollten wissen, welche Konsequenzen ein Arbeitnehmer erfahren würde, wenn er nicht zum Ernteeinsatz erscheinen würde. Demgegenüber wiesen sowohl der Vertreter des Bundesarbeitsministeriums als auch der Vertreter der Bundesanstalt für Arbeit darauf hin, daß sich die Einstellungen sowohl der Arbeitnehmer aber auch der Arbeitgeber ändern müßten. Kernpunkt der bestehenden Probleme und Widerstände sei die gegensätzliche Interessenlage auf beiden Seiten: Die besonderen Arbeitsbedingungen für die landwirtschaftlichen Saison- und Erntearbeiten, wie Arbeiten in ungewohnter Körperhaltung, unter Witterungseinflüssen, zu unregelmäßigen und zum Teil unüblichen Arbeitszeiten mit zum Teil frühzeitigem Arbeitsbeginn, mehrstündigen Arbeitsunterbrechungen und Abendarbeit auch an Sonn- und Feiertagen an zum Teil abgelegenen Arbeitsplätzen stellten entsprechende Anforderungen an die Arbeitskräfte und ihre Flexibilität und Mobilität.
Diese Anforderungen würden problemlos von den seit Jahren in größerer Zahl zugelassenen Arbeitskräften aus meist osteuropäischen Ländern bewältigt, da sie zum Beispiel meistens in der Nähe des Einsatzortes zum Teil in Zelten und Wohnwagen wohnen würden und deshalb auch jederzeit abrufbereit seien. Desweiteren würden auf Arbeitgeberseite Kostenvorteile ins Gewicht fallen, die sich vor allem aus vorgelegten Nachweisen der Versicherungsfreiheit der ausländischen Saisonarbeiter ergeben würden.
Die guten Arbeitsergebnisse und die besondere Motivation dieser Saisonarbeiter aus dem Ausland werde auch von den Arbeitgebern in erster Linie auf den hohen Währungsgewinn beim Umtausch des Verdienstes zum Beispiel in Polen zurückgeführt. Die für deutsche Arbeiter gezahlten Löhne würden trotz Arbeitnehmerhilfe eine vergleichbare Motivation nicht erzeugen können.
Ein hoher Beschäftigungsanteil von ausländischen Saisonkräften werde, so der Vertreter der Bundesanstalt für Arbeit, in der Praxis durch vielfältige Verhaltensweisen herbeigeführt. So fehlte zum Beispiel bei Arbeitgebern oft die konkrete Bereitschaft, die Transportprobleme für die deutschen Arbeitnehmer, die nicht in der Nähe des Einsatzgebietes wohnen könnten, zu entschärfen oder die Arbeitszeit entsprechend zu gestalten. Einige Arbeitslose hätten auch von ihrem Einzug berichtet, daß ihnen schlechtere Arbeitsgebiete zugeteilt worden seien als den ausländischen Konkurrenten. Bis Ende März seien bundesweit 1.632 Vermittlungen erfolgt; die Bundesanstalt für Arbeit werde an diesem Programm weiter festhalten, so der Vertreter der Behörde.
Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9801/9801044a
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