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April 04/2000
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Interview mit Claire Marienfeld

"Klar sagen, was es heißt, Soldat zu sein"

Claire Marienfeld
Claire Marienfeld

Blickpunkt Bundestag: Die Struktur der Bundeswehr wird verändert werden müssen. Auf welche Essentials sollte unbedingt geachtet werden?

Claire Marienfeld: Die personellen und finanziellen Kürzungen dürfen nicht zu stark ausfallen, weil die Bundeswehr in neuen Aufgaben gefordert wird. Mein Anliegen ist, die Wehrpflicht zu erhalten, aber nicht um den Preis einer enormen Verkürzung der Dienstzeit.

Wie ernst sind Klagen über mangelhafte Ausrüstung und wachsenden Bürokratismus zu bewerten?

Sehr ernst. Wenn Kompaniechefs sich bei mir beklagen, sie würden mehr Zeit am Schreibtisch zubringen als bei ihren Leuten, so ist das ein erhebliches Problem. Mangelhafte Ausrüstung hat insbesondere Auswirkungen auf die Ausbildung der Soldaten.

Welche Auswirkungen haben die internationalen Einsätze der Bundeswehr auf das Selbstverständnis und den Dienst der Soldaten?

Das Selbstverständnis wird positiv beeinflusst. Die Soldaten leisten gern ihren Dienst im Rahmen des Bündnisses, müssen dies aber auch unter vernünftigen Bedingungen tun können. Die ständige Lagersituation ist schwierig. Wer dauernd im Kampfanzug und in Stiefeln steckt, verfügt kaum noch über Privat- und Intimsphäre. Ich erkenne eine hohe Belastung für die Familien. Einsatzbegleitende Maßnahmen sind verstärkt notwendig.

Was bedeutet die künftige Öffnung der Bundeswehr für Frauen?

Für die Frauen bedeutet dies eine zusätzliche berufliche Chance. Umgekehrt hat die Bundeswehr positive Erfahrungen beispielsweise im Sanitätsdienst gemacht. Aber: Die Besonderheiten des Soldatenberufs müssen herausgearbeitet werden. Teilzeitarbeit ist nicht möglich. Klagen, die Bundeswehr sei wegen eines Dienstbeginns um sieben Uhr nicht familienfreundlich, kann ich nicht akzeptieren, weil Bewerberinnen dies von vornherein wissen. Es muss klar gesagt werden, was es heißt, Soldat zu sein.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0004/0004074b
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