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2003
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Gefährliches Halbwissen - Kommentar zur neuen Streitkultur

Gefährliches Halbwissen - Die neue Streitkultur

Wir wollen ja keine Besserwisser sein. Aber gewisse Phänomene wiederholen sich nun mal einfach. Gestern Abend im Tränenpalast war es wieder soweit. Auf dem Programm stand der Talk mit den jungen Abgeordneten. Schon bei deren Vorstellung und dem darauf folgenden Applaus wurde deutlich, dass sich im vorderen Teil des Saals ein kleines Partei-Grüppchen gebildet hatte. Sobald der Abgeordnete einer großen christlichen Partei etwas sagte, jubelte und johlte der gesamte Block. Mit der Zigarre im Mund und dem Weizen auf dem Tisch war es schon ein bisschen wie im Bayerischen Bierzelt. Auf Stichworte wie Öko- oder Kerosinsteuer folgte ein Chor von Missfallensäußerungen.

Festgenagelte Meinung?

Festgenagelte Meinung? -  Kunst im Andachtsraum des Reichstagsgebäudes von Günther Uecker

Schlimm genug, dass es bei großen Debatten mit hohem Medienaufgebot schon so läuft. Dass Teile von euch aber nur noch unisono in Blöcken funktionieren, ist wirklich unprofessionell. Aber wie gesagt eigentlich auch kein neues Phänomen.

Die jungen Abgeordneten auf der Bühne zeigten im Gegensatz dazu untereinander die weitaus reifere Anlage zum konstruktiven Umgang miteinander. Fraktionsübergreifende Komplimente waren da keine Ausnahme. Es schien wirklich so, als ob jeder jedem zuhört und sich gegenseitiger Respekt zugebracht wird. Schon fast mit einem schlechten Gewissen wiesen Daniel Bahr und Anna Lührmann auf natürlich bestehende Parteidifferenzen hin.

Und das war eben der Unterschied: Diese spielen in einer konstruktiven Diskussion nun mal keine so gewichtige Rolle, als dass sie als der Weisheit letzter Schluss angesehen werden könnten. Mark Twain hat das einmal so formuliert: "Demokratie beruht auf drei Prinzipien: auf der Freiheit des Gewissens, auf der Freiheit der Rede und auf der Klugheit, keine der beiden in Anspruch zu nehmen." Heute finden nun die Arbeitskreise statt. Nicht umsonst sind im Bundestag die Ausschusssitzungen nicht öffentlich. Lasst die plakativen Parteipositionen vor der Tür und öffnet den Geist für neue, eigene Ideen. Eure eigenen Erfahrungen und Meinungen sind viel exklusiver.

Marc Heydenreich

Quelle: http://www.bundestag.de/jugend/veranst/jup/JuP_2003/JuPITER/streiflicht/neue_streitkultur
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