> Unter der Kuppel > Wahlabend 2005
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Arbeiten:
Es gibt viel zu tun! GLASKLAR „Arbeiten“ begleitet die
Abgeordneten durch die Sitzungswoche, schaut sich an, wie ein
Gesetz entsteht und hat junge Menschen getroffen, die im Bundestag
arbeiten. Und was macht eigentlich ein Bundestagspräsident und
was eine Fraktionsvorsitzende? GLASKLAR hat einfach mal
nachgefragt.
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Politik aktiv gestalten:
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Internet. Die Plattform bietet Chats mit Abgeordneten des
Bundestages, Diskussionsforen, Abstimmungen, Nachrichten und
Hintergrundberichte zu aktuellen politischen Themen.
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Auch erfahrene Profis erleben Überraschungen: Die Tagesthemen-Moderatorin Anne Will führte in der ARD durch den Wahlabend. Wie war's denn, Frau Will?
Blickpunkt Bundestag: Frau Will, was haben Sie in dem Moment gedacht, als die erste Hochrechnung auf Ihrem Bildschirm erschien?
Anne Will: Da plaudere ich sicher nichts aus, wenn ich sage, dass ich die Prognose vorher zumindest in der Tendenz schon kannte, insofern war ich darauf gefasst. Die Zahlen waren aber dennoch überraschend nach all dem, was wir vorher als beinah gesichert annahmen.
Blickpunkt: Was war für Sie der überraschendste Moment an diesem Abend?
Will: Neben den Zahlen wirklich überraschend war der Auftritt des Bundeskanzlers im Willy-Brandt-Haus und vor allem die Haltung, mit der er da gesagt hat, er und nur er führe die zukünftige Regierung. Und das auf Basis der Zahlen, die wir bis dahin kannten und damit ja wussten, dass die SPD jedenfalls nicht stärkste Fraktion ist und die FDP außerdem klar gesagt hatte, sie stehe für eine andere Konstellation als schwarz-gelb nicht zur Verfügung. Das war der Anfang, sein Auftritt in der Berliner Runde dann die Fortsetzung. Und da muss ich auch sagen, dass Frau Merkel dem Kanzler anscheinend wenig entgegensetzen wollte, dies jedenfalls nicht getan hat. Und an der Stelle läuft dann unterschwellig doch wieder die Frage, die sie scheuen musste, als Subtext mit: „Kann sie das?“
Blickpunkt: Fällt es Ihnen als erfahrener Journalistin schwer, an einem solchen Abend rein sachlich zu bleiben?
Will: Nein, überhaupt nicht. Wenn die Prognose und alle Hochrechnungen absehen lassen, dass endlos viele Konstellationen denkbar oder zumindest numerisch machbar sind, ist es doch eine Großeinladung zur Sachlichkeit und dazu immer wieder zu fragen: „Was genau wollen sie jetzt machen? Welche Modelle sind überhaupt denkbar und politisch gewollt?“
Blickpunkt: Sie interviewen oft Politiker. Stellen Sie einen Unterschied in deren Verhalten an einem solchen Wahlabend fest im Vergleich zu anderen Terminen?
Will: Ich habe sie nicht als anders empfunden. Das sind geübte Spitzenpolitiker, allesamt sehr professionell. Allerdings bleibt, dass ich von den Spitzenkandidaten sehr wohl überrascht war. Die eine, Angela Merkel, war meiner Ansicht nach verblüffend zurückgenommen, der Kanzler verblüffend verwegen.
Blickpunkt: Wie haben Sie die Stimmung am Wahlabend im Reichstagsgebäude empfunden?
Will: Ich habe ja nur die Stimmung bei uns im Studio mitbekommen und die war sehr professionell und gelassen. Es hat uns allen riesigen Spaß gemacht. Es ist ja auch einfach ein Geschenk, wenn so ein spannendes Wahlergebnis und so spannende Zahlen zu diskutieren sind. Das zu moderieren und die Entwicklungen des Abends gleichsam an der Quelle mitzuverfolgen war großartig.
Das Gespräch führte Birte
Betzendahl
Fotos: ARD-Hauptstadtstudio, Deutscher Bundestag
Erschienen am 12. Oktober 2005