Kurz notiert
Der Zionismus und Israel befinden sich in einer Sackgasse, so der renommierte "Haaretz"-Journalist Gideon Levy. In dem vorliegenden Buch sind seine eindrucksvollen Berichte, Analysen und Kommentare zusammengefasst, die er zwischen 2002 und 2004 veröffentlicht hat. In einem bewegenden Vorwort hält er seinem eigenen Land den Spiegel vor und nennt Fakten, die in Deutschland als "antisemitisch" stigmatisiert werden würden.
In diesem Buch findet der "palästinensische Terror" nicht statt: "So gewalttätig und grausam er auch ist, wird er doch niemals die Untaten unserer Besatzung rechtfertigen können." Es seien die Territorien voller Grausamkeiten, die Gräber der sinnlosen Toten, die unzähligen Ruinen der Häuser, die ausgerissenen Olivenhaine, die Apartheid-Straßen, die Trennmauer, welche die Menschen von ihren Ländereien und Verwandten trennten, so Levy. "Dort wurde der palästinensische Terror geboren und dort wird er auch sterben, nur dort, erst nachdem all das getilgt sein wird." Für die besondere deutsche Situation hält Levy folgenden Rat parat: Die echten Freunde Israels haben auch in Deutschland das Recht, Israel erst recht zu kritisieren – "aus Sorge um seine Zukunft". Das Buch enthält beeindruckende Berichte über die Schandtaten und den moralischen Bankrott einer Besatzungsmacht, aber auch einen aufrüttelnden Appell an die Deutschen, endlich erwachsen zu werden.
Gideon Levy
Schrei, geliebtes Land. Leben und Tod unter israelischer Besatzung
Melzer Verlag, Neu Isenburg 2005; 256 S., 12,95 Euro