Haushaltsausschuss
Berlin: (hib/MIK) Der Bund hat im vergangenen Jahr neue Kredite in
Höhe von 31,2 Milliarden Euro aufgenommen. Das sind 9,2
Milliarden Euro mehr als im verabschiedeten Etat 2005 vorgesehen.
Das geht aus dem vorläufigen Haushaltsabschluss 2005 des
Bundesfinanzministeriums hervor, den der Haushaltsausschuss am
Mittwochabend zur Kenntnis genommen hat. Die Ausgaben betragen
danach 259,8 Milliarden Euro (Soll 2005: 254,3 Milliarden Euro).
Die Steuereinnahmen werden mit 190,1 Milliarden Euro angegeben. Im
Etat waren 190,8 Milliarden Euro eingeplant. Die
Verwaltungseinnahmen betragen 38,3 Milliarden Euro und sind damit
um 2,9 Milliarden Euro niedriger als vorgesehen. Nach dem
vorläufigen Haushaltsabschluss sind die wesentlichen
Mehrausgaben vor allem die um insgesamt 7,5 Milliarden Euro
höheren Aufwendungen für die Grundsicherung für
Arbeitsuchende (Hartz IV). Daneben mussten unter anderen 500
Millionen Euro mehr für Verkehrsinvestitionen aufgewendet
werden, 200 Millionen Euro für Wohngeld und 100 Millionen Euro
für die Tsunami-Fluthilfe. Dagegen fiel der Zuschuss an die
Bundesagentur für Arbeit um 3,6 Milliarden Euro niedriger aus
als eingeplant. Bei den Verwaltungseinnahmen waren die
Privatisierungserlöse um 2 Milliarden Euro geringer als
vorhergesehen. Niedriger waren auch unter anderen die Einnahmen aus
dem Bundesbankgewinn um 1,3 Milliarden Euro und aus der Lkw-Maut
mit 400 Millionen Euro. Der parlamentarische Staatssekretär
beim Bundesfinanzminister, Karl Diller (SPD), wies darauf hin, dass
eine Hauptursache für die hohe Neuverschuldung der
Arbeitsmarkt sei. Doch habe niemand die Entwicklung bei
Hartz-IV-Empfängern voraussehen können. Er unterstrich,
dass die im Dezember von der Regierung beantragte
Kreditermächtigung über 13 Milliarden Euro nicht
vollständig aufgebraucht worden sei; nach aktuellen
Berechnungen werde sie nur mit 9,2 Milliarden Euro in Anspruch
genommen. Die Reformanstrengungen der Vergangenheit würden
jetzt "erste Früchte tragen". Auch der Sprecher der
Unions-Fraktion meinte einen Stimmungswechsel bei den Konsumenten
und der Wirtschaft beobachten zu können. Doch sei der
Abschluss keinen Anlass zur Entwarnung; weitere
Strukturmaßnahmen besonders beim Arbeitsmarkt müssten
"unter Volldampf" fortgeführt werden. Demgegenüber hatte
die FDP-Fraktion Zweifel an einem Stimmungswechsel. Dies werde sich
spätestens bei der Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1.
Januar 2007 zeigen. Mit dem Abschluss 2005 werde der vierte
verfassungswidrige Haushalt vorgelegt. Die Situation werde sich
unter der neuen Regierung auch nicht bessern, so die FDP. Die SPD
hielt es für besonders erfreulich, dass im Dezember die
Steuereinnahmen höher ausgefahren seien als noch im November
erwartet. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Maßnahmen
zu greifen begännen. Die Linksfraktion erwartete von der
Mehrwertsteuer keinerlei positiven Effekte und hielt es für
unakzeptabel, dass die Einnahmen aus der Lkw-Maut Euro geringer
seien als erwartet. Bündnis 90/Die Grünen zeigten sich
zufrieden damit, dass der Abschluss schließlich doch besser
ausgefallen sei als befürchtet. Die neue Regierung werde ab
Probleme bekommen, die geplante hohe Neuverschuldung in diesem Jahr
zu begründen. Der Bevölkerung sei durchaus bewusst, dass
keine Geschenke gemacht werden könnten.