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Bundestag: Erinnerung an den Holocaust
Gegen das Verdrängen und Vergessen
In einer Gedenkstunde hat der Deutsche Bundestag am 27. Januar in Berlin der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. An diesem Tag vor 55 Jahren hatten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte 1996 den 27. Januar zum nationalen Gedenktag erklärt.
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Gedenkstunde: Giora Feidman musiziert mit Mitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters. |
In einer bewegenden Rede mahnte der Auschwitz-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel die Deutschen eindringlich, ihre Geschichte nicht zu vergessen. "Bis zum Ende der Zeiten wird Auschwitz Teil Ihrer Geschichte sein", sagte er in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau, Bundesratspräsident Kurt Biedenkopf und Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse betonte, Auschwitz sei zum Inbegriff eines Völkermordes ohnegleichen geworden. "Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dass die Vergangenheit stets als Mahnung präsent bleibt. Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind einzigartig." Eingeleitet wurde die eindrucksvolle Gedenkstunde durch den weltbekannten Klarinettisten Giora Feidman. Zusammen mit Mitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters präsentierte der Musiker auch die Uraufführung seines Stücks "Liebe", das er dem Bundestag schenkte.
Im Anschluss an die Veranstaltung im Parlament wurde auch im Beisein führender Vertreter der jüdischen Gemeinde zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz der symbolische Baubeginn für das Holocaust- Mahnmal durch die Errichtung von drei Hinweistafeln begangen. Thierse sprach von einem "Zeichen unseres ernsten Willens, so schnell wie möglich mit dem wirklichen Bau zu beginnen". Nach seinen Worten ist das Denkmal in erster Linie für die Deutschen gedacht. Es sei aber auch eine "Geste des vereinten Deutschland an unsere Freunde und Nachbarn". Die Mit-Initiatorin des Mahnmals, Lea Rosh, erinnerte an die über zehnjährigen Bemühungen ihres Förderkreises für den Bau und dankte dem Bundestag, dass er diese Bürgerinitiative aufgegriffen habe. Einen ausdrücklichen Dank sprach sie auch Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl aus, der "das Denkmal wirklich wollte". Der New Yorker Architekt Peter Eisenman, der das Mahnmal mit den 2.700 Betonstelen entworfen hat, sagte, er könne sich keinen besseren Standort dafür vorstellen.
Der Bundestag hatte sich im Juni 1999 für das Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa ausgesprochen und den Entwurf von Eisenman ausgewählt. Mit dem Baubeginn wird nach Abschluss der Planung und der Klärung der Finanzierung jetzt für Sommer nächsten Jahres gerechnet. Der Entwurf sieht auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern ein begehbares Stelen-Labyrinth mit unterschiedlichen Höhen vor, ergänzt durch einen "Ort der Information", dessen Einzelheiten noch nicht geklärt sind.
Der Holocaust war auch Thema einer internationalen Jugendbegegnung unter dem Titel "Dialog der Generationen". Hier diskutierten Jugendliche aus Europa und den USA über den Holocaust, Rassismus und gesellschaftliche Ausgrenzung.