Buch-Tipp
Keine Laienspieler
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Die Herausgeber, Richard Schröder (l.) und Hans Misselwitz (r.) mit Wolfgang Thierse bei der Buchvorstellung. |
Es war formal die 10. Volkskammer - aber im Grunde genommen die erste richtige. Denn bis dahin war es den DDR-Bürgern durch die SED-Diktatur verwehrt, ihre parlamentarische Vertretung frei zu wählen. Die demokratische Freiheit, sich seine eigene Vertretung selbst zu wählen und politisch handeln zu können, hat sich in einer Freude niedergeschlagen, die noch in den unterschiedlichen Beiträgen zu spüren ist, die Schröder und Misselwitz anlässlich des 10-jährigen Jubiläums versammelt haben. Bergmann-Pohl, de Maiziere, Meckel, Luft, Höppner, Ullmann, Gysi, Reich oder Gauck: viele der Autoren dieses Bandes haben durch die Volkskammer ihren Weg in die Politik gefunden, als Parlamentarier oder als Personen der politischen Öffentlichkeit. Es war keine "Laienspielerschar".
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Die Debatten in der Volkskammer waren vielmehr von einer beeindruckenden Ernsthaftigkeit und Lebendigkeit. Die Gestaltung des politischen Weges zur Wiedervereinigung war nicht einfach. Die kontroversen Debatten zur Eigentumsfrage, der Gestaltung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse oder des Umgangs mit der Stasi-Hinterlassenschaft zeugen davon. Statt damaliger Euphorie ist heute Ernüchterung eingekehrt. Aber fast alle Probleme der Folgejahre wurden, das zeigt der Band, im ostdeutschen Parlament angesprochen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse betonte bei der Buchvorstellung, die historische Würdigung der Volkskammer sei notwendig. Es handele sich um eine große Epoche der deutschen Parlamentsgeschichte.
Schröder und Misselwitz gebührt Dank, das positive Wirken der Volkskammer wieder ins politische Gedächtnis gerufen zu haben. Vielleicht ist das auch ein Anstoß für die wissenschaftliche Forschung, die dieses spannende Kapitel deutscher Demokratie bisher sträflich vernachlässigt hat.
Bernward Baule
Richard Schröder / Hans Misselwitz (Hg), Mandat für deutsche Einheit. Die 10. Volkskammer zwischen DDR-Verfassung und Grundgesetz, Opladen 2000, Verlag Leske &Budrich