Hintergrund
Nichts zu verbergen
Die Entscheidung: nichts verbergen. Keine Tapeten, Anstriche, Wandteppiche, Einbauschränke, kein Holz, keine Kacheln, Vorhänge, kein Putz, keine Verkleidung. Nichts, die Texturen des Materials verschwinden zu lassen. Die Entscheidung, Wände und Decken als das zu zeigen, was sie sind: Wände und Decken, die aus Zement, Kies, Sand, Splitt und Zusätzen bestehen, deren lichtes Grau Projektionsfläche für noch jede Fantasie sein könnte. Die Entscheidung, sich auf die Stoffe zu verlassen, aus denen Häuser gemacht sind. Sie fordert den Betrachter heraus.
Das raufasergewohnte Auge gleitet skeptisch über Sichtbeton, bleibt an schrundigen Stellen hängen, zählt die Punkte, an denen einst der Kranhaken ansetzte, prüft die Übergänge zu edlem Holz und geputztem Glas, bleibt an Resten von Mauerwerk hängen, erinnert an all die Orte, wo die gerade Linie durch Bordüren oder Riemchen gezeichnet wird und die Biedermeiertapete neue Siegeszüge feiert. Die baumarktverwöhnte Seele kann sich nicht entscheiden. Dieses neue, stark deckende Weiß, was dort im Angebot ist, sieht doch gut aus – und erst das Kirschholzfurnier. Und doch: Die Entscheidung, nichts zu verbergen, ist keine schlechte Idee, weil: nicht jedermanns Sache.
Text: Kathrin Gerlof,
Fotos: studio kohlmeier
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