Mehdorn erwartet Einigung mit den Reisebüros
Berlin: (hib/) Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG (DB AG), Hartmut Mehdorn, rechnet mit einer Einigung in den Verhandlungen mit den Reisebüros und -agenturen über eine Kürzung der Provisionszahlungen. Dies sagte Mehdorn am Mittwochnachmittag im Ausschuss für Tourismus. Mehdorn versprach eine "faire Einigung", wobei allerdings jeder den Gürtel etwas enger schnallen müsse. Die DB AG wolle niemanden aus dem Geschäft drängen. Es werde keine Nullrunde sein, so Mehdorn, und er glaube, dass die Reisebüros damit leben könnten. "Wir sparen wie die Weltmeister, und andere müssen es auch", so der Bahnchef. Von den Abgeordneten auf einen Börsengang angesprochen, sagte Mehdorn, die Bahn brauche den Zugang zum internationalen Kapitalmarkt. Die Bundesregierung würde in jedem Fall 51 Prozent der Anteile behalten. Ziel des Unternehmens sei es, das was es brauche, auch selbst zu verdienen. Probleme bereitet der Bahn nach Darstellung des Vorstandschefs der Fernverkehr. Hier gebe es ein Steuerproblem, da Billigflieger auf Inlandsstrecken steuerfrei fliegen könnten, während die Bahn den Kostennachteil der Mineralölsteuer zu tragen habe. Mehdorn schlug vor, Billigfliegern auf Inlandsflügen ebenfalls die Mineralölsteuer abzuverlangen.
Die DB AG hat nach den Worten Mehdorns im ersten Halbjahr 2004 4,1 Prozent mehr Umsatz erzielt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Auch das Betriebsergebnis habe sich verbessert. Es bleibe das Ziel des Unternehmens, 2004 ein "substanzielles positives Betriebsergebnis einzufahren". Gegenwind spüre die Bahn von den Billigfliegern und durch die 30-prozentige Energiekostensteigerung. Allein für Energie zahle das Unternehmen jährlich 2,5 Milliarden Euro. Mehdorn bestätigte, dass die Bahn einen Ausgabenstopp verhängt habe. Dabei handele es sich aber keinesfalls um einen totalen Investitionsstopp. Die Bahn werde in diesem Jahr 8,4 Milliarden Euro investieren, nach 9,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Insgesamt sieht Mehdorn das Unternehmen auf einem gutem Weg. Es komme in eine "Wirtschaftlichkeit hinein, die es uns erlaubt, auf eigenen Füßen zu stehen".
Die Fahrpreiserhöhungen sind nach den Worten des Bahnchefs auf die stark gestiegenen Energiekosten zurückzuführen gewesen. Dennoch befinde sich die DB AG auf einem Preisniveau wie im Jahre 1997. Verbessert habe sich auch die Pünktlichkeit der 30.000 Züge, die im Schnitt 92 Prozent betrage. Was das Schließen von Fahrkartenschaltern in Bahnhöfen angeht, wies Mehdorn auf sieben zusätzliche Vertriebskanäle des Unternehmens hin. Die FDP hielt dem entgegen, dass gerade die ältere Kundschaft die neuen Vertriebswege eher scheue und den traditionellen Kauf am Fahrkartenschalter bevorzuge. Wie Mehdorn weiter berichtete, plant die Bahn, die Bahnhöfe zur Fußballweltmeisterschaft 2006 herauszuputzen und zu modernisieren. Dazu liege ein Antrag beim Bundesverkehrsminister, einen Sonderfonds über 50 Millionen Euro einzurichten. Für die WM sei ein Sonderfahrplan vorgesehen, damit die Besucher auch nachts nach den Spielen ihre Zugverbindungen bekommen.