Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/ Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union
Paris: (hib/MPI) Die Zukunft der europäischen Verfassung ist
weiter ungewiss. Dies hat die gemeinsame Sitzung der
Europaausschüsse des deutschen und des französischen
Parlaments am Mittwoch in Paris gezeigt. Der Vorsitzende des
deutschen Ausschusses, Matthias Wissmann (CDU), machte deutlich,
dass es im Bundestag eine breite Mehrheit für ein Festhalten
am Verfassungsvertrag und am Verfassungsprozess gebe. "Die
Vertiefung der europäischen Beziehungen ist für uns kein
toter Patient", sagte Wissmann. Deshalb dürften auch nicht
einzelne Teile der Verfassung seziert werden. Die überwiegende
Mehrheit der französischen Abgeordneten sprach sich dagegen
für eine Änderung am Verfassungstext aus. Nach dem Nein
der französischen Bevölkerung müsse etwas Neues
gefunden werden. Dem selben Verfassungstext würde in einem
neuen Referendum niemals eine Mehrheit der Franzosen zustimmen,
sagte der französische Ausschussvorsitzende Pierre Lequiller.
Allen Beteiligten sei im Übrigen klar gewesen, dass die
Verfassung nicht in Kraft treten könne, wenn auch nur ein Land
den Vertrag ablehnt. Einig waren sich beide Seiten, dass nach dem
Betritt von Rumänien und Bulgarien spätestens 2008 keine
Erweiterung ohne eine vorherige Vertiefung der EU möglich sei.
Die SPD warnte davor, den Verfassungsprozess momentan zu forcieren.
Es müsse zunächst darum gehen, Projekte in Angriff zu
nehmen, die die europäische Identität stärkten. Die
Union regte an, möglicherweise könne der
Verfassungsvertrag um einige Punkte erweitert werden, um ihn dann
erneut in Frankreich zur Abstimmung zu stellen. Dies würde
zumindest die Voten der 16 Länder, die den Vertrag bereits
ratifiziert hätten, nicht in Frage stellen. Die FDP
unterstrich, ein Europa ohne Frankreich sei nicht denkbar. Die EU
müsse sich nun darauf konzentrieren, was Europa erfolgreich
macht. Die Grünen wiesen darauf hin, dass es eine der
größten Herausforderungen sei, das Misstrauen der
Bürger in die Handlungsfähigkeit der EU-Institutionen zu
überwinden. Lediglich Die Linke bedauerte das Scheitern des
Verfassungsreferendums in Frankreich und den Niederlanden nicht.
Vielmehr liege darin eine große Chance. In einem neuen
Entwurf müssten soziale Fragen eine wesentlich
größere Rolle spielen als im alten.