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Rede und Antwort standen die Fraktionssprecher und der Vorsitzende des Tourismusausschusses bei einer Pressekonferenz während der ITB in Berlin. Von links Rosel Neuhäuser (PDS), Sylvia Voß (Bündnis 90/Die Grünen), Brunhilde Irber (SPD), Moderator Otto Deppe (Saarländischer Rundfunk), Ausschußvorsitzender Ernst Hinsken (CDU/CSU), Klaus Brähmig (CDU/CSU) und Ernst Burgbacher (F.D.P.) Foto: Klostermeier |
ANHÖRUNG DES TOURISMUSAUSSCHUSSES
Experten plädieren für besseres Image der touristischen Berufe
(to) Die gesellschaftliche Bedeutung der Dienstleistungsberufe muß nach Meinung der SPDFraktion aufgewertet werden. Dies müßte auch mit einer besseren Bezahlung verbunden sein, so das Fazit der Sozialdemokraten am Ende einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses am 8. März während der Internationalen TourismusBörse (ITB) in Berlin.
Zum Thema "Tourismus und Arbeitsmarkt" hatte zuvor der Dresdener Tourismusforscher Professor Walter Freyer erklärt, erforderlich sei eine "Dienstleistungs und Qualitätsoffensive" für die touristischen Berufe. Die Aus und Weiterbildung müsse professioneller gestaltet werden. Freyer empfahl, akademische Tourismusberufe zu integrieren. Die Anerkennung der Tourismusberufe müsse sich im Laufe der Zeit erhöhen. Beispielsweise fehle für das Berufsbild "Reiseverkehrskaufmann/kauffrau" so etwas wie eine Meisterprüfung.
Auf Qualität setzen
Auf das Imageproblem touristischer Berufe wies auch Dr. Manfred Leve von der Bundesanstalt für Arbeit hin. Sie litten unter geringer Beschäftigungssicherheit und ungünstigen Arbeitszeiten. Für viele Berufe in der Tourismusbranche gebe es keine formalisierte Ausbildung. Die Hochschulausbildung ist nach Auffassung Leves oft nicht so marktgerecht. Die Hochschulabsolventen drängten immer mehr in das mittlere Management und träfen dort auf jene, die den Aufstieg aus dem dualen System der Berufsausbildung heraus suchen.
Reiner Wittorf von der Gewerkschaft Nahrung Gaststätten Genuß (NGG) forderte, die neuen Ausbildungsberufe im Gastgewerbe in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Die Industrie und Handelskammern unternähmen zu wenig, um die Prüfer bei den Ausbildungsgängen zu qualifizieren. Der NGG liege mehr an Qualität als an der Quantität der Ausbildungsplätze im Gastgewerbe.
In den neuen Ländern hat sich nach den Worten Wittorfs ein "gnadenloser Wettbewerb" unter den Beherbergungsbetrieben entwickelt. Man stünde bei Auslastungsquoten von unter 30 Prozent unter starkem Druck. Selbst niedrige Tarife wie 9,80 DM Stundenlohn würden in Ostdeutschland zum Teil nicht mehr eingehalten. Ein entscheidender Punkt im Gastgewerbe sei auch die Qualifikation der Arbeitgeber. Bis zu 30 Prozent der Auszubildenden in dieser Branche würden ihre Lehrzeit abbrechen, so Wittorf.
Der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Dr. Erich Kaub, sieht in ungelernten Kräften ein großes Potential, während man Probleme habe, Fachkräfte zu finden. Die Servicequalität im Gastgewerbe müsse, so Kaub, gesteigert werden. Mit den Rahmenbedingungen für die Branche zeigte er sich aufgrund der jüngsten Gesetze zur Ökobesteuerung und zu den 630DMJobs nicht zufrieden.
Mehr Übernachtungen
Vor der Anhörung hatte sich der Ausschuß bei der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) über die Entwicklung des Deutschlandurlaubs informiert. DZTVorstandsvorsitzende Ursula Schörcher bezifferte den Jahresumsatz des deutschen Tourismusgewerbes 1998 auf 270 Milliarden DM (8 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts). 2,5 Millionen Arbeitsplätze im Tourismus entsprächen 7 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland. Von 294,6 Millionen Übernachtungen 1998 (plus 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr) seien 260,1 Millionen (plus 2,5 Prozent) auf deutsche und 34,5 Millionen (plus 3,2 Prozent) auf ausländische Gäste entfallen.