EXPERTEN INFORMIERTEN DEN FINANZAUSSCHUSS
Zum Euro-Start soll ausreichend Wechselgeld zur Verfügung stehen
(fi) Nicht nur Privathaushalte, sondern auch die Einzelhändler sollen sich bereits vor der Einführung des Euro am 1. Januar 2002 mit Bargeld versorgen können. Wie die Deutsche Bundesbank am 7. Februar im Finanzausschuss mitteilte, würden 5 Millionen so genannte "Starter kits" für Geschäftskunden bereitgestellt, die sowohl Münzen als auch Banknoten enthalten, um in den ersten Tagen ausreichend Wechselgeld zur Verfügung zu haben. 53 Millionen solcher Münzmischungen (ohne Banknoten) im Umfang von jeweils 10,23 Euro (20 DM) seien für private Haushalte vorgesehen.
Wie die Bundesbank weiter mitteilte, sollten ursprünglich beide Währungen in der ersten Jahreshälfte 2002 parallel verwendet werden können, was einen "enormen logistischen Aufwand" bedeutet hätte. Man habe sich daher mit dem Handel geeinigt, den Umtausch bis zum 28. Februar über die Bühne zu bringen. Die Kreditwirtschaft solle dadurch, dass sie Bargeld schon früh entgegennehme, keine Nachteile erleiden.
Die Banken sollen den Angaben zufolge bereits vom 1. September an mit der neuen Währung ausgestattet werden, wobei noch nicht abschließend geklärt sei, ob Bundeswehrkasernen als Lagerstätten benötigt würden. Mit Blick auf erforderliche Überstunden der mit der Euro-Einführung befassten Beschäftigten zum Jahreswechsel 2001/2002 sowie Ende Februar 2002 solle eine Ausnahmeregelung von der Arbeitszeitordnung beantragt werden. Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung teilte im Ausschuss mit, dass die Verbraucher bereits jetzt durch Anzeigen auf den Euro hingewiesen würden. Ferner werde eine Broschüre "Ratgeber Euro" aufgelegt. Ab April werde es eine "Zelttour" durch alle deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern geben, während der über den Euro informiert werde. Ein spezieller Internetauftritt solle vor allem Jugendliche ansprechen.
Der Vertreter des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes wies darauf hin, es sei "erklärte Politik", alle Konten ohne Entgelt auf Euro umzustellen. Probleme könnten sich bei der Umsetzung des Sicherheitskonzepts vor Ort ergeben. Der Staat sollte die Euro-Umstellung "nicht im deutschen Verwaltungsverfahren" angehen, sondern konkrete Unterstützung leisten.
Dagegen bezeichnete ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Handelsverbände die Zusammenarbeit mit der Bundesbank und den Ministerien als hervorragend. Für den Einzelhandel gehe es darum, die Verbraucher an das Preisverhältnis Euro/DM zu gewöhnen. Auf zwei Dritteln aller Kassenbons würden bereits beide Beträge ausgedruckt. Mehr als 80 Prozent der Preise würden doppelt ausgezeichnet. Bei den Großbetrieben des Handels sei der Stand der Vorbereitungen gut, bei den Kleinbetrieben "läuft es so langsam an". Zu erwarten sei allerdings, dass nicht alle 440.000 Einzelhandelsbetriebe am 1. Januar 2002 "Euro-fähig" sind.
Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände erklärte, für die Verbraucher gehe es um Rechtssicherheit und Vertragskontinuität. Entgeltforderungen der Banken für die Euro-Umstellung lehnte sie ab. Die EU-Kommission sei davon abgerückt, dass nur "haushaltsübliche Mengen" von Bargeld gebührenfrei umgetauscht werden müssten. Allenfalls sollten höhere Beträge angemeldet werden müssen (siehe auch Seite 40).
Der Ausschuss beschloss, am 7. März ein öffentliches Expertengespräch zur Bargeldumstellung auf den Euro zu veranstalten.