Wann war’s – wer war’s?
Gewinnen Sie eine Reise nach Berlin!
Der amerikanische Historiker Michael S. Cullen erinnert in jeder Ausgabe an eine Episode der Reichstagsgeschichte. Wir stellen am Ende des Artikels eine Frage. Die Antwort schicken Sie als Fax, E-Mail oder per Postkarte an: Media Consulta Deutschland GmbH, Wassergasse 3, 10179 Berlin, Fax: (030) 65 000-190, E-Mail: blickpunkt@media-consulta.com. Einsendeschluss: 7. November 2003. Unter den richtigen Einsendungen werden fünf Preise verlost. Der Hauptgewinn ist eine Reise für zwei Personen nach Berlin. Die Lösung unseres Rätsels in Heft 5/03 lautet: Das Reichstagsgebäude wurde 1894 fertig gestellt. Eine Reise nach Berlin hat Heinz Kreikemeier aus Gera gewonnen.
„Ungezwungen und feuchtfröhlich“
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Michael S. Cullen. | ||||||||||
Reden, trinken, rauchen – die Arbeit der Parlamentarier im 19. Jahrhundert hatte eine durchaus gesellige Note. Die Abgeordneten konnten zwischen dem Restaurant im provisorischen Reichstagsgebäude in der Leipziger Straße 4, das je nach Namen des Pächters oder Inhabers die Bezeichnung „Fraktion Müller“ oder „Fraktion Schulze“ erhielt, und zahlreichen Lokalen in der näheren Umgebung wählen. Jede Fraktion hatte ein Stammlokal, und auch an langen Sitzungstagen war es nicht schwer, einzelne Abgeordnete per Boten in ihren angestammten Lokalen zu erreichen.
Dieses gesellige Treiben fand mit dem Umzug des Parlaments in das 1894 fertig gestellte neue Reichstagsgebäude ein jähes Ende. Hier hatte der Restaurantpächter, Friedrich Schulze, die im Südwestflügel gelegenen Räume mit damals modernster Technik und Dekoration einrichten lassen, unter anderem mit Deckenmalereien des bekannten Buchillustrators Otto Hupp.
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Das
Reichstagsrestaurant, Holzstich von 1894. |
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Obwohl Schulze sich alle Mühe gab und zur Reichstagseinweihung sogar einen „Parlamentssekt“ anbot, blieben die Gäste aus. Sie fanden die Räume ungemütlich. Ein Journalist beschrieb den Unterschied: „Das alte Reichstagshaus hat den geselligen Verkehr der Abgeordneten gefördert und die Vertreter verschiedenster Anschauungen außerhalb des eigentlichen Kampfplatzes zusammengeführt ... Im alten Hause lagen die Haupträume hübsch beieinander. Das einfache, helle, freundliche Foyer, in welchem man nicht auf poliertem Marmor ,schlidderte´, sondern, wie sich´ s für unser Klima gehört, auf Teppichen ging, hatte zur einen Seite, nur durch Glastüren geschieden, die meist offen standen, das Buffet und die Restaurationszimmer, zur anderen die Eingänge des Sitzungssaales ... Da ging’s ungezwungen und zuweilen auch feuchtfröhlich zu ...“
Das Restaurant im neuen Reichstagsgebäude am Königsplatz bot ein anderes Bild: „Ein ... Raum aber, bei welchem Gemüthlichkeit und freundliche Wohnlichkeit durch seinen Zweck geboten wäre, die Restauration, wirkt kalt und imponierend. Hohe, stets geschlossene Flügeltüren oder vielmehr Tore aus dunkelrotbraunem Holz mit prächtigen Bronzeverzierungen führen aus der gerühmten Wandelhalle in die Restauration. Durch solche Tore zieht man feierlich in einen Dom ein oder in ein kaiserliches Schloß zur Audienz, aber nicht, um für 50 Pfennig Linsensuppe mit Bratwurst zu genießen und dazu einen Schnitt Bier ... oder ein paar warme Würstchen oder Königsberger Klops mit Kapernsauce und, wenn’s hoch kommt, ein Diner für eine Mark. Soviel kostet nämlich ein Mittagessen im Reichstage.“
Das schlechte Image des Restaurants hielt sich bis weit ins 20. Jahrhundert. Noch 1957 trat der alte Sozialdemokrat Friedrich Stampfer gegen den Wiederaufbau des Reichstagsgebäudes ein und illustrierte seine Position unter anderem mit einem Urteil über das Restaurant: „Auf dem Weg vom Herd zum Tisch, im Laufschritt zurückgelegt, wurden die Kellner warm und die Speisen kalt.“
Die Preisfrage lautet: Wer erbaute das Reichstagsgebäude am Königsplatz? Die Antwort finden Sie unter www.bundestag.de (Bau und Kunst)