22.05.2000
Bundestagspräsident Thierse unterstreicht besondere
Verantwortung von DAAD-Stipendiaten
Es gilt das gesprochene Wort
Während eines Aufenthalts in Usbekistan traf Bundestagspräsident Wolfgang Thierse am 22.05.2000 in Taschkent mit Stipendiaten des Deutschen-Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Zentralasien zusammen. Seine Rede in Auszügen:
"Europäisch-Zentralasiatische Beziehungen gestern -heute -morgen" und führt unter anderem aus:
"Die Bundesrepublik Deutschland will Staaten wie Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan auf dem Weg zu Marktwirtschaft und parlamentarischer Demokratie unterstützen. Beide Ziele stehen in direktem Zusammenhang. Wer glaubt, die Vorzüge von Privatisierung und offenen Märkten ohne ihre demokratischen Voraussetzungen nutzen zu können, irrt sehr. Sowohl ökonomisch wie politisch ist die persönliche Freiheit des einzelnen in einer offenen Gesellschaft eine entscheidende Vorbedingung. (...)
In Europa wird 'der' Islam häufig mit seinen fundamentalistischen Extremen in einigen wenigen Ländern der Welt gleichgesetzt. Gerade deshalb haben jedoch die vielen gemäßigten islamischen Staaten eine besondere Verantwortung für das Bild des Islam in der Welt. (...)
Unsere zwischenstaatlichen Beziehungen müssen auf einem breiteren Fundament gründen als auf den freien oder richtiger: den entfesselten Marktkräften.(...)
Freiheit und Marktwirtschaft haben Voraussetzungen, die sie nicht selber schaffen können. Ohne demokratisch legitimierte Regeln, die für Gerechtigkeit, soziale Sicherheit und Verlässlichkeit sorgen, kann Marktwirtschaft nicht funktionieren (...)
Ihnen, sehr geehrte Stipendiatinnen und Stipendiaten, will ich deutlich machen, dass Sie nach der Rückkehr in Ihre Heimat natürlich auch eine besondere Verantwortung haben. Die Beziehungen zwischen unseren Ländern brauchen vor allem Menschen, die die jeweils andere Kultur kennen und dieses Wissen in die weitere Gestaltung unserer Beziehungen einbringen. Ich hoffe deshalb sehr, dass Sie Ihr Interesse an deutscher Kultur weiterentwickeln und die Verbindungen nach Deutschland nicht abreißen lassen. (...)"