Zur Orientierung in der Welt und zur historischen Vergewisserung des eigenes Standortes bedarf es Weltbilder, die eine Einordnung sowohl im alltäglichen Geschehen als auch in einem größeren Zusammenhang erlauben. Solche Vergewisserungen kann man bis in die frühe Kulturgeschichte der Menschheit zurückverfolgen, wie hier der renommierter Physiker (er war lange in Dubna bei Moskau und in Cern bei Genf tätig) Karl Lanius anschaulich zeigt.
Lanius schlägt einen großen Bogen von den frühen Zivilisationen Chinas und Ägyptens, sieht in den sich ausprägenden monotheistische Religionen eine besondere Art der Deutung durch Weltbilder und zeigt in Kapiteln mit viel naturwissenschaftlicher "Unterfütterung" den rapiden Aufstieg und auch Verfall von Weltbildern in der Neuzeit. Herausragendes Beispiel ist das Ptolemäische Weltbild, im Mittelalter nahezu sakrosant, heute nur noch bewundert in geistesgeschichtlichen Museen. Lanius plädiert mit Blick auf die Gefahren der Zukunft für größtmögliche Offenheit in der Erfahrung der Welt, zugleich aber auch für Bescheidenheit und Toleranz bei aller Interpretation.
Karl Lanius: Weltbilder. Eine Menschheitsgeschichte. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2005; 495 S., 24,- Euro