Der 20. Weltjugendtag 2005 in Köln war kein 24-Stunden-Ereignis, sondern eine Weltjugendtagswoche. Nicht vergessen werden dürfen im Vorfeld die "Tage der Begegnung" in den Diözesen und der "Tag des sozialen Engagements" mit über 4.000 Projekten, an dem Jugendliche aus aller Welt gemeinsam Hunderttausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit leisteten und sich auf den Besuch des Papstes vorbereiteten. Den besonderen Charakter des Weltjugendtages, sozusagen eine "Erfindung" des verstorbenen Papst Johannes Paul II., verdeutlicht die Mischung des Angebotes - des weltlichen und des religiös-spirituellen: Marienfeiern in den Gemeinden, Kulturprogramme mit viel Musik und Tanz und einer Fülle von Ausstellungen in Museen und öffentlichen Gebäuden, Begrüßungsfeste mit Kultur und Brauchtum aus der Region, Eröffnungsgottesdienste mit insgesamt mehr als 200.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen in Köln, Bonn und Düsseldorf. Für die 27.000 freiwilligen Helfer und Helferinnen fand ein eigener Gottesdienst in der BayArena in Leverkusen statt, an dem 16.000 junge Katholiken und Katholikinnen teilnahmen. Weitere wichtige Elemente der Begegnung waren Katechesen dezentral in den Gemeinden in zahlreichen Sprachen, die Domwallfahrt für 400.000 Pilger und Pilgerinnen, für die die Bänke aus dem Dom entfernt wurden. Die Willkommenskommensfeier für den Papst am Rhein und Kreuzweg, Vigil und Abschlussmesse auf dem Marienfeld bildeten die Höhepunkte des Weltereignisses.
Die Pilger und Pilgerinnen kamen aus mehr als 190 Ländern der Erde, das sind fast alle Länder der Welt von Argentinien bis Zypern. Somit wurde diese Großveranstaltung dem Anspruch gerecht, ein wirklicher Weltjugendtag zu sein. Mit fast 415.000 Anmeldungen lag die Zahl höher als bei jedem anderen Weltjugendtag zuvor, so die Veranstalter "Weltjugendtag GmbH", verantwortlich für die lokale Organisation und Durchführung. Angemeldete Pilger zahlten einen Beitrag in Höhe von 169 Euro, der für junge Menschen aus ärmeren Ländern lag bei 100 Euro. Damit hatten die Jugendlichen ein "Rund-um-Sorglos-Paket", zu dem Verpflegung, Versicherungen und ein Dach über dem Kopf gehörte. Diese Beiträge machen den größten Teil der Einnahmen zur Refinanzierung aus. Kalkuliert ist der Weltjugendtag mit rund 100 Millionen Euro. Gerechnet wird nach der Bilanz der gesamten Veranstaltung mit einer schwarzen Null. Die Einnahmen durch die Pilger wurden mit 40 Prozent kalkuliert. 30 Prozent kommen von der katholischen Kirche in Deutschland. 1,5 Millionen Euro zahlt die Stadt Köln, der gleiche Betrag kommt von der Europäischen Kommission, drei Millionen Euro legt das Land Nordrhein-Westfalen zu und es gibt einen Bundeszuschuss in Höhe von 7,5 Millionen Euro aus dem Bundestopf. 15 Prozent müssen selbst erwirtschaftet werden. Unter anderem war dafür eine Lotterie ins Leben gerufen und ein riesiges Angebot an Merchandising-Produkten entwickelt worden.
Für die Großveranstaltung wurden außerdem Sponsoren aus der Wirtschaft gewonnen. Die Logos auf den Plakaten dokumentierten, dass es sich um einen Querschnitt vondeutschen Unternehmen handelte. Werbung auf dem Papsthügel war natürlich kein Thema.
Es war unüberhörbar und unübersehbar: Die größte Pilgergruppe kam mit 100.000 aus Italien. Es folgten die Deutschen mit mehr als 80.000, die Franzosen mit mehr als 38.000, die Spanier mit mehr als 30.000 und die Polen mit 17.000 registrierten Teilnehmern wohlgemerkt. Spontane Besucher sind da noch nicht mitgerechnet. Fast 80 Prozent der Pilger kamen aus Europa, 15 Prozent aus Amerika, drei Prozent aus Asien, 2,5 Prozent aus Afrika und knapp ein Prozent aus Ozeanien.
Und noch ein paar Zahlen, die die Gigantomanie dokumentieren: Für die Versorgung der Pilger und Pilgerinnen wurden 6,7 Millionen Essen ausgegeben, 13.000 Toilettenhäuschen mussten in Köln aufgestellt werden. 8.000 Pilgerbusse waren im Einsatz. Es fehlte nicht an geistlichem Beistand: Mehr als 9.000 Priester und 750 Bischöfe nahmen teil. Mehr als 12.000 Helfer von Polizei, Bundeswehr, Feuerwehr, Sicherheitsdiensten, Bundeskriminalamt und Hilfsorganisationen waren laut Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums im Einsatz. Mit mehr als 7.000 akkreditierten Journalisten und Journalistinnen, aus aller Welt, darunter auch Berichterstatter aus Kuba, El Salvador und Korea, lag die Zahl wesentlich höher als erwartet.
Die mediale Aufmerksamkeit der lokalen, regionalen und überregionalen Medien war überwältigend. Allein in Deutschland sind im Vorfeld 12.000 Zeitungsartikel publiziert worden. Für den Weltjugendtag entstand in der Köln-Messe auf 18.000 Quadratmetern ein Pressezentrum. 70 Kilometer Kabel wurden verlegt. 900 Journalistenarbeitsplätze standen zur Verfügung. Es wurden für die diversen Schauplätze 64 Journalistenpools gebildet.
Für den WDR als "Host-Broadcaster" war der Aufwand so groß wie noch nie - größer als für Sportgroßevents oder den Weltwirtschaftsgipfel 1999. Das Interesse an laufenden (Live)-Bildern war sicher auch deswegen so gigantisch, weil es ein deutscher Papst ist, der im April gewählt wurde. Mehr als 200 Kameras setzte der WDR ein, mehr als 50 Übertragungsorte und -wagen mussten koordiniert werden. Allein im Fernsehbereich arbeiteten 700 Mitarbeiter. Das große Ziel war, das Glaubensfest auch zu einem Ohren- und Augenschmaus zu machen. Man darf nicht vergessen, dass viele Menschen, die gern live dabei gewesen wären, die Papstvisite nur via Fernsehen oder Internet - auch dank Web-TV von Jugendlichen für Jugendliche - erleben konnten. Aber sie konnten eben auf diese Weise dabei sein.