Sportausschuss
FÜR DOPINGOPFER DER DDR WERDEN 750.000 DM BENÖTIGT
Berlin: (hib/SAM-sp) Zur Wiedergutmachung für Opfer staatlich verordneten Dopings in der ehemaligen DDR besteht nach den Worten von Klaus Zölling von der Doping-Opfer-Hilfe e.V.
ein finanzieller Bedarf von rund 750.000 DM. Etwa 40.000 DM stünden derzeit bereit, resümierte Zölling am Mittwochnachmittag gegenüber dem Sportausschuss.
Das derzeitige Finanzvolumen setze sich zu einem Drittel aus Spenden, zu zwei Dritteln aus Bußgeldern eines deutschen Gerichts zusammen.
Es gehe nun darum, Türen geöffnet zu bekommen, damit sich weitere Sponsoren für den Verein finden. Regierungsvertreter und Abgeordnete sagten zu, sich für eine finanzielle Stärkung des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins einzusetzen.
Zölling bezifferte die Gesamtzahl der DDR-Sportler, die zwischen 1965 und 1989 mit Dopingmittel in Berührung gekommen waren, auf zwischen 10.000 und 13.000 Athleten.
Davon seien dem Doping-Opfer-Hilfe-Verein 158 Opfer bekannt. Ihnen biete der Verein eine einmalige symbolische Wiedergutmachung von zwischen 500 und 1.000 DM pro Person.
In anderen Fällen übernehme man aber auch die Kosten für Gutachten oder für plastische Operationen, wenn sich nach Einnahme von Anabolika körperliche Veränderungen entwickelt hätten.
Zölling hob hervor, der Verein sei in der glücklichen Lage, nicht auf eine juristische Beweisführung angewiesen zu sein.
Der Verband verfolge zwei Ziele. Dazu gehöre einmal die Hilfe für DDR-Dopingopfer, zum anderen biete sich die Prävention an.
Gerade im Breitensport, etwa im Bereich Fitness, könnten künftig ähnliche Probleme auftreten. Dies zu verhindern, wünschte sich der Verein eine stärkere Zusammenarbeit mit den Sportverbänden auf Landesebene.
Auch eine wissenschaftliche Begleitung etwa durch entsprechende Forschungsaktivitäten von Hochschulen ist aus Sicht des Doping-Opfer-Hilfe- Vereins notwendig.
Die Bündnisgrünen schlugen vor, eine wissenschaftliche Begleitung zu dem Thema am Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln anzusiedeln.
Sie kritisierten, dass das Nationale Olympische Komitee (NOK) das "gute Erbe" des DDR-Sports übernommen habe, das andere aber ausschlage.
Eine finanzielle Beteiligung und Übernahme von Verantwortung wurde gefordert. Professor Ulrich Haas von der Anti-Doping-Kommission des NOK begrüßte die Initiative ausdrücklich als das "letzte noch fehlende Standbein" in diesem Bereich.
Das NOK könne eine solche Beratung und gesellschaftliche Aufarbeitung nicht leisten, hieß es, wolle aber eine finanzielle Stützung des Vereins überprüfen.
Als eines der "bedrückendesten Probleme" bezeichnete eine Regierungsvertreterin das staatlich verordnete Doping in der DDR.
Der Weg für eine Wiederaufarbeitung über eine Stiftung sei richtig. In der derzeitigen Lage könne der Bund keine finanziellen Zusagen machen, aber man wolle bei den bestehenden Wirtschaftskontakten für den Fonds werben, so die Regierungsvertreterin.